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Null Chancen-Gleichheit!: Eltern, Lehrer und Schüler protestieren gegen Prüfungen

Elternräte, Lehrerverbände und Schülerkammer – sie alle laufen in Hamburg Sturm gegen die anstehenden Prüfungen für den ersten (ESA) und mittleren Schulabschluss (MSA). Gefordert wird, die Prüfungstermine zu verschieben. Die Zeit drängt, bereits am Dienstag, 5. Mai, starten die Klausuren. Die Behörde bleibt hart und entgegnet: Die Abiturprüfungen würden ja derzeit auch gut laufen.

Die Argumente der Prüfungsgegner richten sich vor allem gegen die schlechte Vorbereitung der Schüler über die Fernbeschulung. „Die Schüler sind gegenüber den Abiturienten wesentlich benachteiligt“, argumentiert die Elternkammer. Denn bei ihnen seien die Kompetenzen für die selbständige Prüfungsvorbereitung weniger stark ausgeprägt, als bei den (älteren) Abiturienten.

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In vielen Schulen haben erste Unterrichts-Einheiten wieder begonnen. Die Lehrerin trägt Mundschutz (Symbolfoto).

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Und weil die Lehrer derzeit nicht wirklich helfen könnten, sei der Erfolg der Vorbereitung in hohem Maße von der Unterstützung der Eltern abhängig. „Es darf nicht sein, dass die Erfolgsaussichten für MSA und ESA-Prüflinge davon abhängig sind, wie gut die häusliche Unterstützung ist und wie kompetent die betreffenden Lehrkräfte in der Fernbeschulung sind“, argumentiert die Elternkammer.

Elternkammer Hamburg: Prüfungen für Schüler verschieben

Sie fordert jetzt, dass die Schüler mindestens drei Wochen Vorbereitung in den Schulen bekommen, bevor überhaupt Prüfungen angesetzt werden können. Elternräte einiger Schulen, wie der Reformschule Winterhude, fordern sogar sechs Wochen Vorbereitung in den Schulen. Ihr Argument: „Keine Schulabschlüsse, bei denen der Bildungsstand der Familien und deren technische Ausstattung ausschlaggebend für das Bestehen der Abschlussprüfungen sind.“

Wenn alle Kinder zu Hause lernen müssen, ist das nicht einfach.

Wenn alle Kinder zu Hause lernen müssen, ist das nicht einfach (Symbolbild). Viele Schüler sind dann benachteiligt, weil sie schlechter ausgestattet sind.

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Zu den Vorschlägen aus den Schulen gehört auch die Idee, Halbjahres-Zeugnisse und andere Leistungsnachweise für ein Abschluss-Zeugnis heranzuziehen und Prüfungen komplett zu streichen.

Berlin streicht wegen Corona Prüfung zum mittleren Abschluss

Hoffnung keimte bei den Kritikern der Prüfungstermine auf, als Berlin vergangene Woche aus dem Konsens der Kultusminister ausscherte und entschied, die schriftlichen Klausuren zum Mittleren Schulabschluss abzusagen und nur die Präsentationsprüfungen durchzuführen. So erhalten die Schüler trotzdem ein Abschlusszeugnis.

Schule startet wieder in Corona Zeiten.

Prüfungsvorbereitungen fürs Abitur an einer Schule. Die Schüler sitzen an weit voneinander getrennten Tischen.

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Doch die Schulbehörde bleibt hart: Auf Mopo-Nachfrage betont die Hamburger Bildungsbehörde, dass die Prüfungen für den Haupt- und Realschulabschluss trotz Corona stattfinden. Ein zentrales Argument: „Alle Bundesländer haben sich darauf verständigt, Hamburg wird hier nicht ausscheren“, so Behördensprecher Peter Albrecht.

Schulbehörde Hamburg: Abiturprüfungen laufen reibungslos

Beim Abitur habe man laut Albrecht genau die gleichen Erfahrungen gemacht: „Im Vorwege gab es viele Befürchtungen, die sich im Nachhinein nicht bewahrheitet haben. Die Abiturprüfungen laufen ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Die Sorgen sind verständlich, aber nicht berechtigt.“

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Die Behörde betont ihr Entgegenkommen: „Wer auch nach der 9. Klasse noch ein weiteres Jahr zur Schule geht, und das sind in Hamburg fast alle Schüler, der muss nicht zwingend schon in der 9. Klasse die ESA-Prüfungen ablegen, sondern kann dies in der 10. Klasse tun“, so Albrecht. Dieses Entgegenkommen würden gar nicht alle Schüler annehmen, viele wollen laut Behörde sogar die Prüfungen jetzt ablegen.

Albrecht verspricht: „Die prüfenden Lehrkräfte werden bei der Benotung die besonderen Lernumstände berücksichtigen.“

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