Niemand will uns haben! Die traurigen Geschichten der Dauerbewohner des Tierheims
Der freundliche Rocky wackelt beim Gehen, der flauschige Max guckt etwas schräg, der freche Rudi ist ein Schreihals und der dicke Ollie gehört schlicht der falschen Tierart an – dabei hätten sie alle so gerne ein richtiges Zuhause. Die MOPO besuchte die Dauerbewohner im Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins an der Süderstraße und fand tierische Persönlichkeiten, die irgendwie durchs Raster fallen und schon ewig auf ihre Adoption warten – darunter ein lieber Hund mit Gehfehler und ein Vogel, der die Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ nachmachen kann.
Der freundliche Rocky wackelt beim Gehen, der flauschige Max guckt etwas schräg, der freche Rudi ist ein Schreihals und der dicke Ollie gehört schlicht der falschen Tierart an – dabei hätten sie alle so gern ein richtiges Zuhause. Die MOPO besuchte die Dauerbewohner im Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins an der Süderstraße (Hamm) und fand tierische Persönlichkeiten, die irgendwie durchs Raster fallen und schon ewig auf ihre Adoption warten.
Mit einem aufgeweckten Hundelächeln kommt Rocky angelaufen, als Pflegerin Lina Marie Kreuzkamp ihn zu seinem Fototermin führt. Der Mischling geht brav an der Leine mit, lässt sich geduldig ablichten. Geht? Nicht ganz. Rocky schaukelt eher, mit abgespreizten Beinen pendelt er beim Laufen hin und her. Der Grund dafür ist angeboren: „Rocky hat einen ataktischen Gang, eine Koordinationsstörung“, sagt Kreuzkamp. Dadurch stößt er häufig gegen Hindernisse und fällt auch schon mal um.
Hamm: Im Tierheim Süderstraße warten manche Tiere lange auf Adoption
Mit seiner Erkrankung hat es der achtjährige Mischling schwer, vermittelt zu werden. Seit März 2022 lebt er nun schon im Tierheim an der Süderstraße. „Durchschnittlich sind Hunde 65 Tage hier, einige Tiere aber auch mehrere Jahre“, erklärt Sprecherin Luisa Finsterwalder. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 2487 Tiere erfolgreich vermittelt worden.
Hat Rocky noch eine Chance auf Adoption? „Wir bleiben bei jedem Tier optimistisch“, sagt seine Pflegerin. Doch auch sie räumt ein, dass die meisten Interessenten nach Welpen oder jungen Hunden suchen.

Bescheidene Aussichten auf eine baldige Vermittlung hat auch Ollie: Das zweieinhalbjährige Hängebauchschwein wurde behördlich sichergestellt und lebt seit einem halben Jahr in einem Freilaufgehege. „Schweine werden leider fast nie adoptiert“, sagt Ollies Pfleger Marco Siemoneit. Die Auflagen seien für die meisten Stadtbewohner nicht leistbar. Denn das Gehege eines Schweins muss doppelt eingezäunt werden, dazu brauchen sie viel Platz: Mindestens 50 Quadratmeter sind es pro Tier.
Medizinische Probleme sind ein wichtiges Vermittlungshindernis
Einen verhältnismäßig hohen Platzbedarf hat auch das Riesenkaninchen Max: Auf acht bis zehn Quadratmeter schätzt seine Pflegerin die erforderliche Gehegegröße für das Tier. Max ist fünf Jahre alt und bis auf ein lädiertes rechtes Auge kerngesund. Dadurch hat er Probleme beim Sehen. Das Tierheim spendiert ihm deshalb eine OP zur Straffung des Augenlids – danach soll er fit sein für eine erfolgreiche Adoption.

„Aua“, „Kuckuck“ und „Manooo“: Diese Worte sind nur ein Teil von Rudis Repertoire. Der Kongo-Graupapagei wurde ebenfalls aus Privathaltung sichergestellt, 22 Jahre soll er bereits alt sein. „Rudi macht leider häufig Ärger, dabei braucht er eigentlich dringend Gesellschaft“, sagt Claudia Wendt, die das Kleintierhaus mitleitet. Der Papagei habe schon seine Artgenossen attackiert – deshalb muss er in einem Einzelkäfig leben.

Der Vogel lebte vermutlich schon sein gesamtes Leben in Einzelhaltung, dabei ist das bei Papageien schon seit 2005 nicht mehr erlaubt. Die Folge: Rudi hat nie gelernt, mit anderen Tieren auszukommen. Auch Fliegen kann er nicht, dafür spaziert er im Vogelhaus gerne umher, wenn er aus dem Käfig darf.
Tierheim-Sprecherin: „Ein Tier ist eine lebenslange Verpflichtung“
Wendt vermutet, dass er bei einer älteren Dame lebte, jedenfalls klinge seine Tonlage entsprechend. Ist Rudi Western-Fan? „Auf jeden Fall kann er die ,Spiel mir das Lied vom Tod‘-Melodie nachmachen.“
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Worauf müssen sich Menschen einstellen, die gewillt sind, ein Tier zu adoptieren? „Ein Tier ist eine lebenslange Verpflichtung“, sagt Sprecherin Finsterwalder. Es sei ungemein wichtig, sich die Entscheidung für ein Tier gründlich zu überlegen: „Potenzielle Halter müssten sich vor allem über die zeitliche und finanzielle Belastung gewahr werden, die ein Haustier mit sich bringt.“