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  • Foto: imago images/Michael Weber

Niedrige Zahlen: Hat Hamburg Corona bald endgültig besiegt?

Die Anzahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus hält sich in Hamburg derzeit auf einem niedrigen Niveau. In den vergangenen sieben Tagen meldete die Behörde nie mehr als zehn Neuinfektionen pro Tag. Das alles klingt fast so, als hätte Hamburg das Coronavirus bald endgültig besiegt. Doch der erneute Ausbruch in Göttingen zeigt, dass weiterhin Vorsicht geboten ist. 

Insgesamt gab es in der Hansestadt bisher 5106 bestätigte Fälle. Rund 90 Prozent davon (4800 bestätigte Fälle) sind bereits wieder genesen. In den Hamburger Kliniken werden stationär noch 37 Menschen wegen Covid-19 behandelt, 19 davon auf den Intensivstationen. Diese bisherige Bilanz (Stand: 4. Juni) weckt die Hoffnung, dass Hamburg das Virus bald überstanden haben könnte.

Hamburg: Niedrige Infektionszahlen trotz Lockerungen

Denselben Eindruck vermitteln auch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Vieles, was vor wenigen Wochen noch undenkbar war, ist wieder möglich: Restaurants, Friseure oder Fitnessstudios – der gesamte Einzelhandel hat unter Hygieneauflagen geöffnet. Für die Kinder geht es schrittweise zurück in die Schulen und Kitas. Befürchtungen vor einem erneuten Anstieg der Zahlen haben sich bislang nicht bewahrheitet.

Beträgt die Anzahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 pro 100.000 Einwohner, muss der Senat über Beschränkungen beraten. Zurzeit liegt dieser Wert deutlich darunter bei 1,9 von möglichen 50 Neuinfektionen. Die Hamburger Behörde vermeldete sogar an zwei der letzten sieben Tage keine Neuinfektionen in der Stadt. Doch trotzdem sollte jetzt niemand die Krankheit auf die leichte Schulter nehmen.

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Das sagt die Hamburger Gesundheitsbehörde

Der jüngste Corona-Ausbruch in Göttingen zeigt, welche schwerwiegenden Folgen diese Einstellung haben kann. In der niedersächsischen Stadt haben sich bei illegalen, privaten Familienfeiern mehr als 100 Menschen mit dem Virus angesteckt. Mehr als 200 Kontaktpersonen mussten in Quarantäne. Die Folge: Göttingen nimmt einige der Lockerungen zurück und schränkt das öffentliche Leben wieder ein.

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Eingedämmt, nicht ausgerottet: Nur weil die Fallzahlen sich in einem niedrigen Bereich halten, ist das Virus nicht einfach weg. Die bestehenden Regeln, wie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes in den öffentlichen Verkehrsmitteln, haben deshalb weiterhin eine Berechtigung. „Grundsätzlich kann man sich überall anstecken, denn das Coronavirus ist nicht verschwunden und somit auch noch nicht überwunden“, so eine Sprecherin der Hamburger Gesundheitsbehörde zur MOPO. „Der Hamburger Senat hält weiterhin an seiner Strategie fest, Infektionsrisiken insbesondere durch Mindestabstände und entsprechende Auflagen zur Hygiene zu verringern.“

Hamburger Virologe: „Es kann aktuell keine Normalität geben“

Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg

Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg

Foto:

dpa

„Das Coronavirus ist nicht plötzlich verschwunden“, warnt auch der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit auf dem TV-Sender Phoenix. „Natürlich möchten die Menschen so viel Normalität wie möglich zurück. Und da die Zahl der Infektionen zurückgeht, kann man auch bestimmte Lockerungen zulassen. Aber eine Normalität wie vor der Pandemie kann es aktuell nicht geben.“ Das Tückische an dem Virus sei seine stille, oft unbemerkte Ausbreitung, so Schmidt-Chanasit weiter. Er befürwortet die Einführung einer Tracing App und plädiert dafür, regelmäßige Tests vorzunehmen, beispielsweise in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen und Kindergärten.

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