Geht es dem Kopfsteinpflaster in Ottensen an den Kragen?
Es gehört zu Ottensen wie das Fischbrötchen zu Hamburg – das Kopfsteinpflaster. Geht es dem historischen Straßenbelag jetzt an den Kragen? In der Politik gibt es unterschiedliche Ansichten. Und auch das Denkmalschutzamt hat ein Wörtchen mitzureden.
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Es gehört zu Ottensen wie das Fischbrötchen zu Hamburg – das Kopfsteinpflaster. Geht es dem historischen Straßenbelag jetzt an den Kragen? In der Politik gibt es unterschiedliche Ansichten. Und auch das Denkmalschutzamt hat ein Wörtchen mitzureden.
Sobald es an die historischen Steine geht, wird es in Hamburg emotional. Bereits 2013 protestierten Anwohner der Bernadottestraße in Othmarschen gegen die Asphaltierung eines gut 200 Meter langen Kopfsteinpflaster-Abschnitts. Und auch am Weidenstieg in Eimsbüttel setzten sich die Anwohner 2017 so engagiert für ihren alten, holprigen Straßenbelag ein, dass die Veloroute 2 dort nicht asphaltiert wurde.
Verkehrsprojekt Ottensen: Aus für Kopfsteinpflaster?
Jetzt stehen die Bahrenfelder Straße und die Ottenser Hauptstraße im Fokus dieser Diskussion. Am Donnerstagabend legen SPD und Linke sowie Grüne und CDU zwei unterschiedliche Anträge im Hauptausschuss des Bezirks Altona vor. Das Thema: Wie soll das autoarme Ottensen am besten umgesetzt werden?
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Beide Seiten fordern, „die Befahrbarkeit der Bahrenfelder Straße und der Ottenser Hauptstraße“, zu verbessern. Während SPD und Linke aber das Kopfsteinpflaster unbedingt erhalten wollen, schließen CDU und Grüne einen Ersatz „durch eine besser befahr- und begehbare milieugerechte Oberfläche“ nicht aus.
Was passiert mit dem Kopfsteinpflaster in Ottensen?
„Für die beiden Straßen gilt, dass sie nicht für Radfahrer und Fußgänger geeignet sind“, erklärt Holger Sülberg, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Fraktion Altona im Gespräch mit der MOPO. „Milieugerechte Oberfläche kann Asphalt heißen, muss es aber nicht. Gerade unter gastronomischen Flächen kann das Kopfsteinpflaster vielleicht belassen werden, um sie als solche zu kennzeichnen.“ Auch geschnittenes Kopfsteinpflaster schließt Sülberg nicht aus. So würden die alten Steine durch flache ersetzt werden, die aber trotzdem noch die Optik des Kopfsteinpflasters behalten.
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Letzteres ist die einzige Variante, die SPD und Linke in ihrem Antrag unterstützen. „Für uns ist es wichtig, dass das ortsprägende Kopfsteinpflaster erhalten bleibt“, betont Dennis Mielke, verkehrspolitischer Sprecher der Altonaer SPD-Fraktion. „Wir wissen aus Gesprächen, dass die Grünen mit der Veränderung der Oberfläche vorrangig Asphaltierung meinen.“
Viele Kopfsteinpflastersteine stehen unter Denkmalschutz
Einig sind sie sich jedenfalls, dass die aktuelle Situation in den beiden Straßen sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer nicht ideal ist. Allerdings hat auch das Denkmalschutzamt beim Umbau ein Wörtchen mitzureden. „Große Teilbereiche des Kopfsteinpflasters im westlichen Teil der Ottenser Hauptstraße stehen unter Denkmalschutz“, so Sprecherin Marianne Kurzer.
„Es handelt sich hierbei um einen größeren und zusammenhängenden Bestand an historischem Pflaster in Verbindung mit den umliegenden Häusern. Die Pflasterung der Bahrenfelder Straße ist ebenso prägend für das Stadtbild und schützenswert.“ Derzeit laufe der Abstimmungsprozess, wie ein guter Kompromiss zwischen Denkmalschutz und der Förderung des Radverkehrs erreicht werden könne.