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  • Foto: dpa

Nicht nur für Polizisten-Kids: Notbetreuung an Schulen ist für ALLE, die es brauchen

Hamburgs Eltern haben ihre Kinder trotz schwierigster Betreuungslage zu Hause behalten. Schließlich sind die Schulen seit Montag zu und haben nur noch eine Not-Betreuung. Und die ist vor allem für Kinder von Polizisten, Feuerwehrleuten etc. gedacht. Doch jetzt kommt eine überraschende Ansage vom Schulsenator: „Wem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, der kann auch in die Schule kommen.“ Kritik kommt von den Lehrergewerkschaften GEW und dlh.

Das sagte der Schulsenator jetzt auf einem YouTube-Video in seiner Reihe „Frag den Rabe“. Er erklärt, die Notbetreuung sei für alle Eltern, die es brauchen. Eben nicht nur Feuerwehr, Pflege und Polizei. „Auch wenn jemandem die Decke auf den Kopf fällt, oder etwas anderes passiert“, führt Rabe aus. „Bevor die Kinder durch die Einkaufszentren ziehen und sich dort anstecken, ist die Schule der sicherere und bessere Ort.“

Rabe betont, dass es bisher noch keine Begrenzungen gibt, dass Kinder nicht mehr kommen dürfen. Mit Betonung auf „bisher“. Denn an allen Schulen gibt es von 8 bis 16 Uhr eine Notbetreuung für Kinder bis 14 Jahre. Viele Eltern sind davon überrascht. Zunächst hatte es geheißen, dass wirklich nur „Notfälle“ kommen sollen, Eltern wurden zu Besonnenheit aufgerufen.

Hamburg: Nur 0,35 Prozent der Kinder kommen zur Schule

Die „Lockerung“ der Ansage aus der Behörde liegt jetzt ganz offensichtlich daran, dass viel mehr Eltern ihre Kinder zu Hause behalten haben als erwartet. Laut Behördensprecher Peter Albrecht sind derzeit nur 0,35 Prozent der Jungen und Mädchen in den Schulen (rund 700 Kinder). Die Behörde hatte damit gerechnet, dass rund 20 Prozent kommen. Das wären rund 40.000 Kinder.

In Hamburg gibt es 223 Grundschulen, 160 Gymnasien und Stadtteilschulen und 31 Sonderschulen. Bei 40.000 Betreuten wären das rein rechnerisch 100 Kinder pro Schule.

Notbetreuung wegen Corona: Hamburger Schulen kontrollieren nicht

Aber wie viele Kinder dürfen kommen, damit die Ansteckungsgefahr gering bleibt? Dazu sagt Ties Rabe im Video: „Wenn 50 Prozent der Kinder zur Schule kommen, dann ist das natürlich zu viel.“ Davon ist Hamburg derzeit allerdings weit entfernt.

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Aber wer darf denn nun kommen? Wann besteht ein Notfall? Die Schulen führen jedenfalls keine Kontroll-Listen, betont die Behörde. Sprecher Peter Albrecht: „Wer wollte denn am Ende wirklich entscheiden, welche Berufe der Eltern `systemrelevant´ sind und welche nicht? Ein Beispiel: Wenn ein IT-Experte sicherstellt, dass die jetzt noch viel wichtigeren Netze nicht zusammenbrechen, dann ist das sehr wohl systemrelevant. Für eine Schule oder Kita wäre so jemand auf den ersten Blick aber `nur´ ein `IT-ler´“.

Kantinen in den Hamburger Schulen geöffnet

Rabe beteuert, dass alles getan wird, damit die Jungen und Mädchen sich in den Schulen nicht anstecken. Es werde ganz sicher nur in kleinen Gruppen gelernt. Alle Seifenspender seien kontrolliert worden, damit sich die Kinder regelmäßig die Hände waschen können. Es gebe mittags auch Essen in der Kantine, dabei werde auf den Abstand der Tische geachtet und die Kinder würden nicht alle auf einmal dort speisen, sondern zeitlich entzerrt.

Deshalb gilt: Vorerst können alle Eltern, die aus familiären Gründen darauf angewiesen sind, diese Notbetreuung in Anspruch nehmen. Aber: Kinder sollen nur in Notfällen zur Schule geschickt werden. Dabei ist natürlich die Voraussetzung, dass die Kinder gesund sind und die Ferien nicht in einem Corona-Risikogebiet verbracht haben.

Kritik von Lehrergewerkschaften GEW und dlh

Kritik kommt von den Lehrergewerkschaften. Beim dlh heißt es: Was der Schulsenator da äußere, „ist eine Teilöffnung der Schulen und konterkariert alle Eindämmungsversuche gegen das Virus durch die Schulschließungen.“ Die Gewerkschaft habe die Gesundheit der Kollegen im Blick. „Der Beitrag des Senators lässt jede Fürsorge gegenüber den Beschäftigten vermissen.“

Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heißt es: „Das ist ein völlig falsches Zeichen des Senators! So wird der nötige Schutz vor Ansteckung ad absurdum geführt. Die Kindertagesstätten machen vor, wie es geht. Schulen sollten wie diese nur zur Notbetreuung für die Kinder von Beschäftigten, die in der Daseinsvorsorge arbeiten, geöffnet sein. Wir fordern den Senator auf, seine Botschaft in diesem Sinne richtig zu stellen. Und wir fordern die Behörde auf, schulische Beschäftigte aus Risikogruppen von der Tätigkeit in der Notbetreuung auszunehmen.“

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