Nicht mehr zu kriegen! Kaminholz ist das neue Klopapier
Händler, die nicht mehr ans Telefon gehen, Förster, die die Nachfragen kaum noch abwehren können, Betrüger, die auf das große Geld aus sind: Der Markt für Kaminholz ist außer Rand und Band, auch im Norden. Und nun? Darf man eigentlich Äste aus dem Wald einfach mitnehmen? Lohnt es sich, noch schnell einen Kettensägen-Führerschein zu machen? Hamburger Förster machen klare Ansagen.
„Unser Kaminholz ist leider ausverkauft. Stammkunden können sich auf eine Warteliste für 2023 eintragen lassen“, heißt es auf der Seite eines großen Hamburger Holzhändlers. Ein Konkurrent schreibt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir aus gegebenem Anlass zur Zeit keine Bestellungen annehmen können.“ Ist Kaminholz das neue Klopapier? Klaus Egly, Vorsitzender des Bundesverbandes Brennholzhandel, findet den Vergleich gar nicht abwegig: „Zur Zeit wird extrem viel Holz eingelagert, die Leute kaufen ja sogar Öfen auf Vorrat.“
Händler, die nicht mehr ans Telefon gehen, Förster, die die Nachfragen kaum noch abwehren können, Betrüger, die auf das große Geld aus sind: Der Markt für Kaminholz ist außer Rand und Band, auch im Norden. Und nun? Darf man eigentlich Äste aus dem Wald einfach mitnehmen? Lohnt es sich, noch schnell einen Kettensägen-Führerschein zu machen? Hamburger Förster machen klare Ansagen.
„Unser Kaminholz ist leider ausverkauft. Stammkunden können sich auf eine Warteliste für 2023 eintragen lassen“, heißt es auf der Seite eines großen Hamburger Holzhändlers. Ein Konkurrent schreibt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir aus gegebenem Anlass zur Zeit keine Bestellungen annehmen können.“ Ist Kaminholz das neue Klopapier? Klaus Egly, Vorsitzender des Bundesverbandes Brennholzhandel, findet den Vergleich gar nicht abwegig: „Zur Zeit wird extrem viel Holz eingelagert, die Leute kaufen ja sogar Öfen auf Vorrat.“
Kaminholz: Hamburgs Förster sind ausverkauft
Und wenn man direkt an der Quelle fragt? Bei den Hamburger Förstern? „Nichts zu machen“, heißt es etwa aus dem Bezirk Wandsbek, zu dem drei Revierförstereien gehören.
Der Markt für Brennholz aus Hamburgs Forsten ist leergefegt, bestätigt Nils Fischer, Revierförster vom Klövensteen der MOPO: „Wir haben 20 bis 30 Anfragen jeden Tag. Wir haben unser Holz immer gut verkauft bekommen, aber in diesem Jahr wurde es uns förmlich aus den Händen gerissen.“
Seit Monaten ist alles ausverkauft, obwohl das Angebot an Feuerholz etwa aus dem Klövensteen durch die Stürme im Frühjahr eigentlich groß war. Kunden auf der Suche nach Kaminholz bekommen inzwischen eine automatisierte Antwort per Mail: Bestellstopp! „Wir kommen sonst zu nichts anderem mehr“, so Fischer.

Rund 400 Raummeter Brennholz hat das Revier Klövensteen in diesem Jahr verkauft, für je 90 Euro – ein Drittel von dem, was man derzeit im Baumarkt bezahlt. „Wir konnten den Preis in diesem Jahr stabil halten“, so Fischer: „Im kommenden Jahr werden wir durch die Inflation vermutlich bei rund 100 bis 120 Euro liegen.“ Immer noch günstig: Ein Raummeter sind ungefähr 500 Kilo Holz, was der Heizleistung von 250 Litern Heizöl entspricht. Das Öl würde aber derzeit rund 400 Euro kosten.
Motorsägenführerschein ist auch keine Lösung
Und einfach einen Motorsägenführerschein für rund 150 Euro machen und selbst losziehen? Die Kurse sind total ausgebucht, sagt Revierförster Tim Laumanns von der Försterei Bergedorf: „Es gibt inzwischen unseriöse Anbieter, die so einen Schein ohne Ausbildung anbieten, davon kann man nur dringend abraten.“
Und selbst, wer den Schein vorweisen kann, bekommt nicht automatisch bei seiner Revierförsterei den begehrten „Selbstwerberschein“, mit dem man sich (vom Förster zugewiesenes!) Holz selbst zerkleinern kann: „Dieses Recht ist seit Jahrzehnten verteilt, da hat jede Försterei ihre Leute, mit denen sie lange zusammen arbeitet“, sagt Förster Laumanns: „Bevor man losrennt und den Motorsägenschein macht, sollte man klären, woher man sein Holz bekommt.“
Das hochbegehrte Selbstwerber-Holz stammt aus der Waldpflege, besteht mal aus einer Baumkrone, mal aus drei Meter langen vorgeschnittenen Stämmen und ist für supergünstige 50 Euro pro Raummeter zu bekommen. Alles längst weg: „In diesem Jahr sind die Dreimeterhölzer bereits alle verkauft“, sagt auch Klövensteen-Förster Fischer.
Holzsammeln im Wald ist verboten
Aber trockene Äste mit dem Bollerwagen sammeln, das darf man doch? „Nein!“, stellt Förster Laumanns klar: „So etwas wie ‚Sammelscheine‘ gibt es nicht mehr.“ Einerseits aus Angst vor illegalen Nachahmern, andererseits, weil der Wald nicht ausgeräumt werden soll: „Gerade die dünnen verrottenden Hölzer brauchen wir ja für die nächste Waldgeneration.“ Wer erwischt wird, wird wegen Diebstahls angezeigt: „Da haben wir als Beamte gar keine andere Wahl“, so Laumanns: „Da kommt ein Streifenwagen in den Wald. Alles schon vorgekommen.“
Holz wird in verschiedenen Maßeinheiten angeboten, wobei „Raummeter“ für den Kunden die gängigste ist. Ein Raummeter ist ein Würfel von ein mal ein Meter voll mit gestapeltem Holz. Der „Schüttmeter“ ist ein Haufen gespaltenes Holz, den man selbst stapeln muss. Rund vier Schüttmeter gelten als durchschnittlicher Jahresbedarf.
Jahrelang kostete der Schüttmeter beim Händler deutlich unter 100 Euro. „Das war schon nicht mehr kostendeckend“, sagt Verbandschef Egly: „120 bis 150 Euro pro Schüttmeter, je nach Holzart, das ist realistisch.“ Im Baumarkt zahlt man derzeit 250 Euro für ein Gemisch aus teurem Laub- und billigem Nadelholz.
Vorsicht vor Kaminholz-Betrügern
Und dann gibt es ja noch die Betrüger: „In der Coronakrise sind Fake-Shops zu Gartenartikeln, Strandkörben und Fahrrädern wie Pilze aus dem Boden geschossen. Jetzt erleben wir das gleiche Phänomen bei Kamin- und Brennholz sowie Holzpellets“, erklärt Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Beispiele für Fake-Shops seien aktuell etwa buhler-energie.com und bitterlich-brennholz.com. Beide Shops sind gut gemacht und haben ein vollständiges Impressum – liefern aber das vorab bezahlte Holz nicht, wie die Verbraucherschützer warnen.
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Rund elf Millionen Öfen und Kamine stehen in deutschen Wohnzimmern. Viele waren bisher für ein paar gemütlichen Stunden zuständig, während billiges Gas oder Öl tagaus tagein die Bude wärmten. Und nu? Gibt’s irgendwo noch günstiges Holz? Verbandschef Egly trocken: „Nee. Nun ist zu spät.“ Immerhin soll sich der Markt im nächsten Jahr entspannen, war ja beim Klopapier auch so.