Booster-Chaos: Hamburger stürmen Impfangebot für Bedürftige
Fünf Stunden Wartezeit in der Kälte und doch keine Impfung: Der New Yorker Lionel S. und seine Verlobte Angela B. sind vom Booster-Chaos der Stadt geschockt. Sie versuchen bislang vergeblich, einen Auffrischpiks zu bekommen. Auch der Besuch der Impfaktion der Markhalle führte nicht zum Erfolg.
Die Mega-Impfschlange der Elphi mussten sie aus Zeitgründen verlassen und auf einen Termin beim Hausarzt müssen sie monatelang warten: Der New Yorker Lionel S. und die Hamburgerin Angela B. wurden im Sommer mit Johnson & Johnson geimpft und versuchen nun einen Booster zu bekommen – bisher vergeblich.
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Fünf Stunden Wartezeit in der Kälte und doch keine Impfung: Der New Yorker Lionel S. und seine Verlobte Angela B. sind vom Booster-Chaos der Stadt geschockt. Sie versuchen bislang vergeblich, einen Auffrischpiks zu bekommen. Auch der Besuch der Impfaktion der Markhalle führte nicht zum Erfolg.
Die Mega-Impfschlange der Elphi mussten sie aus Zeitgründen verlassen und auf einen Termin beim Hausarzt müssen sie monatelang warten: Der New Yorker Lionel S. und die Hamburgerin Angela B. wurden im Sommer mit Johnson & Johnson geimpft und versuchen nun einen Booster zu bekommen – bisher vergeblich.
Impfaktion in der Markthalle: Unerwarteter Andrang
So auch bei der Impfaktion der Markthalle am Mittwoch: Die Situation sei völlig chaotisch gewesen, berichten die beiden der MOPO. In der Schlange ging es kaum voran, Wartende drängten sich teils ohne Abstände. Immer wieder sollen sich Menschen vorgedrängelt haben. „Das Sicherheitspersonal hat sich überhaupt nicht gekümmert und es gab keine Informationen“, sagt Lionel S., der zwischen Hamburg und den USA pendelt. Dann war die Aktion zu Ende und die Wartenden mussten gehen.
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„Dieser Mittwoch war eine Ausnahmesituation“, sagt eine Sprecherin von „Fördern und Wohnen“, das die Aktion mitbetreut. „Die Impfaktion ist eigentlich für die Gäste der Obdachlosen-Tagesstätte in der Markthalle und andere Wohnungslose gedacht“, erklärt sie der MOPO. Seit Monaten werden dort Bedürftige geimpft, meist bis zu 60 Personen. Mit dem plötzlichen Andrang von mehreren hundert Menschen – unter denen auch Nicht-Wohnungslose waren – hatte niemand gerechnet. Vorgedrängelt habe sich aber niemand. Das Angebot sei weiterhin nur an Bedürftige gerichtet, erläutert die Sprecherin. Trotzdem wolle man jetzt reagieren und den Termin am nächsten Mittwoch so organisieren, dass niemand vergeblich ansteht.
Hamburgerin: „Ich fühle mich wie ungeimpft”
Ob sie denn wussten, dass die Impfungen dort für Wohnungslose sind? „Ja“, sagt Angela B. „Aber wir haben schon alles andere probiert.“ Sie arbeite im Einzelhandel und jetzt stehe das Weihnachtsgeschäft an – und damit besonders viel Menschenkontakt. „Wir hören ständig, dass wir uns schnell boostern lassen sollen“, sagt sie. „Ich mache mir Sorgen und fühle mich wie ungeimpft.“
Denn auch die anderen Angebote sind voll. Bei der MOPO-Stichprobe am Donnerstag war über das Online-System kein Booster-Termin mehr frei. Über die ganze Stadt verteilt warten Hamburger stundenlang auf den Piks. Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) mahnt zur Geduld: „Alle, für die eine entsprechende Empfehlung vorliegt, können eine Auffrischungsimpfung erhalten“, sagte sie. „Aber nicht alle auf einmal“. Dazu baut die Stadt das Angebot mit mehr Personal für Impfteams und neuen Impfstellen aus. Zuerst sollen es Hamburger aber bei den Arztpraxen probieren.
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Unter optimalen Bedingungen könnten die Arztpraxen bis zu 100.000 Menschen pro Woche impfen, so eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg zur MOPO. Laut dem Vorsitzenden Walter Plassmann sind es aktuell rund 10.000 Impfungen am Tag. Auf einen Termin muss man aber teils monatelang warten. Wenn sich alle an die Sechs-Monats-Karenzzeit hielten, sei die Aufgabe zu bewältigen, sagt eine Sprecherin zur MOPO – auch wenn die Kontingentierung von Biontech das Impftempo mit großer Wahrscheinlichkeit verlangsamen werde.
So lange will Angela B. aber nicht warten. Sie wird sich in der nächsten Schlange anstellen.