Neustart nach Nazi-Vergleich: „Buss findet im Alstertal-Magazin nicht mehr statt“
Er habe seinen Magazin Verlag Hamburg verkauft und werde in ein „Land unter Palmen” ziehen, verkündete Wolfgang Buss vor wenigen Tagen. Ein unsäglicher Nazi-Vergleich hatte dem skandalfreudigen Publizisten aus Poppenbüttel kurz zuvor noch eine Anzeige von Anton Hofreiter (Grüne) eingebracht. Die neuen Besitzer verkünden einen Neuanfang für das „Alstertal-Magazin” – und sprechen offen über verschreckte Anzeigenkunden und befremdete Leser, die Buss ihnen hinterlassen hat – und wie sie nach „Überschreiten der demokratischen Diskussionskultur” die Notbremse gezogen haben.
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Er habe seinen Magazin Verlag Hamburg verkauft und werde in ein „Land unter Palmen” ziehen, verkündete Wolfgang Buss vor wenigen Tagen. Ein unsäglicher Nazi-Vergleich hatte dem skandalfreudigen Publizisten aus Poppenbüttel kurz zuvor noch eine Anzeige von Anton Hofreiter (Grüne) eingebracht. Die neuen Besitzer verkünden einen Neuanfang für das „Alstertal-Magazin” – und sprechen offen über verschreckte Anzeigenkunden und befremdete Leser, die Buss ihnen hinterlassen hat – und wie sie nach „Überschreiten der demokratischen Diskussionskultur” die Notbremse gezogen haben.
„Wolfgang Buss hat mit seinen zugespitzten Thesen und dem indiskutablen Vergleich von Herrn Hofreiter und Goebbels die Grenzen der demokratischen Diskussionskultur überschritten“, sagt Jörg Stoeckicht, der neue Geschäftsführer des Magazin Verlags Hamburg. Er kommt von der Kieler Falkemedia-Gruppe, die den Verlag Anfang des Jahres gekauft hat.
Das Erbe ist kein Leichtes: Buss, der den Verlag vor 30 Jahren gegründet hat, schrieb monatlich das Editorial im „Alstertal-Magazin“ und im „Alstermagazin“ und nutzte diese Bühne gerne für wilde Polemiken gegen alles, was er als „linksgrün“ und „woke“ ablehnte. Die rechtspopulistischen Ausfälle des Verlegers wurden zunehmend zur Belastung für den Verlag, der mit hochglänzenden Anzeigenmagazinen sein Geld in den feinen Walddörfern verdient: „Inserentinnen und Inserenten und Leserinnen und Leser haben Ihr Befremden gegenüber den Mitarbeitenden zum Ausdruck gebracht“, so Stoeckicht zur MOPO.
„Alstertal-Magazin“: Neue Verleger ziehen Notbremse
Die neuen Verleger zogen die Notbremse: „Wir haben Herrn Buss gebeten, seine Redaktionstätigkeit sofort und nicht erst peu à peu einzustellen. Das war für ihn auch keine Diskussion.“ Buss „findet im Magazin nicht mehr statt“, so der neue Geschäftsführer.
Die Worte an die Leserschaft kommen im aktuellen „Alstertal-Magazin“ deshalb erstmals vom langjährigen Chefredakteur Kai Wehl, der in seinem Vorwort ebenfalls einen distanzierten Blick auf seinen Ex-Chef wirft: „Die Kolumnen des Verlegers haben nicht jeden erfreut, im Gegenteil.“
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Wie es nun weitergeht? Die edle Aufmachung bleibt, dazu kommen etwa Geschichten vom „Sylt Fräulein“, einem höchst erfolgreichen Blog, der bei Falkemedia erscheint, oder Rezepte aus einem der Food-Magazine des Verlages. Der örtlichen Wirtschaft scheint das neue Konzept ganz ohne rechte Provokationen zu gefallen, sagt Stoeckicht: „Wir haben schon einige Anzeigenkunden zurückgewinnen können.“