Neues Projekt am Hauptbahnhof: „Wir sind hier nicht die Türsteher!“
Helfen, Konflikte lösen, ein offenes Ohr für die Leute haben – von Touristen bis zu Obdachlosen – das ist der Job der sogenannten Sozialraumläufer. Seit sieben Wochen sind sie rund um den Hamburger Hauptbahnhof im Einsatz. Die MOPO erklärt, was sie dabei alles erleben, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Bilanz die Behörde nach den ersten Wochen zieht.
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Helfen, Konflikte lösen, ein offenes Ohr für Touristen und Obdachlose haben – das ist der Job der sogenannten Sozialraumläufer. Seit sieben Wochen sind sie rund um den Hamburger Hauptbahnhof im Einsatz. Die MOPO erklärt, was sie dabei alles erleben, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Bilanz die Behörde nach den ersten Wochen zieht.
„Mir ist es ein persönliches Anliegen, diesen Job zu machen”, sagt Kevin. „Der soziale Aspekt steht hier im Vordergrund und nicht der Sicherheitsdienst.” Gemeinsam mit seinen Kollegen Karsten und Tina ist er einer der insgesamt 20 neuen Sozialraumläufer am Hauptbahnhof.
Sozialraumläufer: Sie helfen verirrten Touristen und leisten Erste Hilfe
Die Teams sind an ihren roten Jacken mit der Aufschrift „Sozial, sicher, vor Ort“ gut zu erkennen. Zu dritt begehen sie in Schichten zwischen 6 und 22 Uhr den Bahnhof und seine Umgebung, wobei ihr Schwerpunkt im Bereich der Drogeneinrichtung Drob Inn am August-Bebel-Park liegt. In jedem Team ist immer auch eine Frau dabei.
Mehr als 1000 Hilfestellungen wurden in den ersten sieben Wochen bereits dokumentiert. Die Bandbreite reicht von Wegbeschreibungen für verirrte Touristen bis zur Ersten Hilfe für unterkühlte Obdachlose. „Neulich wurde unser Team von jemandem angesprochen, der nur auf Socken unterwegs war. Dann haben wir ihm geholfen, ein paar Schuhe beim Drob Inn zu besorgen”, erzählt Tina. „Manchmal wollen die Leute auch nur reden und freuen sich, wenn man ihnen zuhört”, ergänzt Karsten.
Weil die Stadt das neue Projekt an eine Sicherheitsfirma übergeben hat, hatte es zunächst Kritik aus der sozialen Szene gegeben. „Unser Ansatz ist nicht, die Leute wie ein Türsteher zu belehren, wir sind für alle da und helfen”, sagt Geschäftsführer Tony Fleischer. Vor Ort wurden sie auch von den Obdachlosen- und Suchtkranken erstmal kritisch beäugt. „Inzwischen sind die Menschen dankbar, dass wir Konflikte klären und Tipps geben, wo es zum Beispiel warme Kleidung gibt.”
Sozialbehörde sieht Potenzial für weitere Standorte
Ihr Ziel: mit Worten die Lage klären. In einer speziellen Weiterbildung lernen die Sicherheitsleute entsprechende Techniken, die etwa auch in der Psychiatrie zum Einsatz kommen. Waffen wie Pfefferspray oder Schlagstöcke tragen sie auch nicht bei sich.
Die Polizei mussten die Sozialraumläufer bisher nur einmal zu Hilfe rufen. Ordnungskräfte und Sozialarbeiter ersetzen, das können und sollen die Teams nicht. Sie sind Vermittler.
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Die Stadt zieht eine positive Zwischenbilanz des Projekts: Die Sozialstaatsräte Petra Lotzkat und Tim Angerer sprechen von einem „sehr guten Start”. „Wir wollen Ruhe reinbringen, klare Regeln ansprechen und dass die Szene nicht in Hektik gerät und sich verstreut”, sagt Angerer. Die Sozialraumläufer sollen beispielsweise Suchtkranke, die öffentlich Drogen konsumieren, zum Drob Inn schicken, wo sie die Konsumräume nutzen können.
Wenn es weiterhin so gut läuft, kann sich die Sozialbehörde in Zukunft auch vorstellen, das Projekt auf andere Bahnhöfe auszuweiten. „Harburg und Altona machen uns auch Sorgen”, sagt Lotzkat. Nach sieben Wochen sei es dafür aber noch zu früh. Als nächster Schritt soll die Zusammenarbeit mit der Straßensozialarbeit und der neuen Koordinierungsstelle für „Hilfe und Beratung“ (HUB) in der Bahnhofsmission verstärkt werden.