Neues Klinik-Ranking: Warum Hamburger Krankenhäuser so schlecht abschneiden
Welches Krankenhaus ist das beste, wenn ich eine neue Hüfte brauche? Ein neues Knie? An Brustkrebs erkrankt bin? Oder eine Geburt bevorsteht? Die Bertelsmann-Stiftung hat eine „Weisse Liste“ erstellt, mit der Patienten und Patientinnen herausfinden sollen, welche Kliniken in Deutschland für planbare OPs besonders zu empfehlen sind. Hamburger Krankenhäuser tauchen in den Listen aber oft auf den hinteren Plätzen auf, selbst die hochspezialisierten Zentren. Die Bertelsmann-Stiftung hat dafür eine überraschende Erklärung.
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Welches Krankenhaus ist das beste, wenn ich eine neue Hüfte brauche? Ein neues Knie? An Brustkrebs erkrankt bin? Oder eine Geburt bevorsteht? Die Bertelsmann-Stiftung hat eine „Weisse Liste“ erstellt, mit der Patienten und Patientinnen herausfinden sollen, welche Kliniken in Deutschland für planbare OPs besonders zu empfehlen sind. Hamburger Krankenhäuser tauchen in den Listen aber oft auf den hinteren Plätzen auf, selbst die hochspezialisierten Zentren. Die Bertelsmann-Stiftung hat dafür eine überraschende Erklärung, die nichts mit der Qualität der Behandlung zu tun hat.
In der Asklepios Klinik Altona kommen im Jahr mehr als 3500 Babys zur Welt – aber wenn werdende Mütter die „Weisse Liste“ der Bertelsmann-Stiftung aufrufen und nach einer Empfehlung in und um Hamburg suchen, taucht Hamburgs größte Geburtsklinik irgendwo unten, hinter den Krankenhäusern von Lüneburg, Stade und Buxtehude, auf. Die Zahl der angegebenen Geburten in Altona: 889 pro Jahr. Eine Geburtsstation, die jedes Jahr tausende Eltern auswählen, landet bei der Bertelsmann-Rangliste auf den hinteren Plätzen? Mit einer falschen Zahl? Wie kann das sein?
Ähnlich sieht es beim Thema Brustkrebs aus: Das Krankenhaus Jerusalem, ein zertifiziertes Brustkrebs-Zentrum, das mit Abstand die meisten Brustkrebs-Eingriffe in Hamburg durchführt (1589 im Jahr 2021), steht im Bertelsmann-Ranking weit unten, hinter Kliniken in Bad Segeberg und Geesthacht, die keine 100 Fälle vorweisen können und auch keine zertifizierten Zentren sind. Was ist da los?
Der Grund ist recht einfach. Für die Bewertung der Hamburger Krankenhäuser fehlt ein entscheidender Baustein: die „Weiterempfehlung durch Patienten“ liegt nicht vor. Eine Sprecherin der Bertelsmann-Stiftung erklärt auf MOPO-Nachfrage, dass die Fragebögen zur Zufriedenheit mit einem Krankenhausaufenthalt nicht von der Stiftung selbst, sondern von Partnerkrankenkassen an ihre Versicherten verschickt werden. Und die für Hamburg zuständige Krankenkasse hat das „aus technischen Gründen“ in den vergangenen zwei Jahren nicht getan. Nach MOPO-Informationen handelt es sich dabei um die AOK Rheinland/Hamburg.
Schwäche des Bertelsmann-Rankings
„Das ist eine Schwäche“ räumt die Sprecherin ein und rät etwa Hamburger Brustkrebspatientinnen, das Ranking zu ignorieren: „In Hamburg müsste man tatsächlich ein zertifiziertes Zentrum mit hohen Fallzahlen suchen.“ Sprich: Eigentlich müsste das Krankenhaus Jerusalem ganz oben stehen. Da steht aber das UKE, das zwar kaum 300 Eingriffe im Jahr vornimmt, dafür aber eine hohe Weiterempfehlungsquote hat. Denn: Im UKE werden auch viele Patientinnen aus dem Umland operiert und die dortigen Krankenkassen haben brav die Umfragebögen verschickt.
Und wie sind die falschen Zahlen an Hamburgs größter Geburtsklinik zu erklären? Hier liegt es an der Datenquelle, erklärt die Sprecherin der MOPO. Das Ranking basiert auf den jährlichen Qualitätsberichten, die jedes Krankenhaus veröffentlichen muss. Darin stehen auch die Abrechungscodes für die einzelnen Eingriffe. Im Fall von Asklepios Altona wurde die Zahl der Geburten offenbar durch einen Code ermittelt, der nicht alle Geburten abdeckt. Wieso und warum sei unklar: „Wir haben mit dem Chefarzt mehrfach gesprochen und darauf hingewiesen, dass unterschiedliche Kodierungen zum Teil eine Rolle spielen könnten oder schlicht ein Datenfehler auf Seiten des Krankenhauses vorliegt“, heißt es von der Bertelsmann-Stiftung.
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Im Klinikkonzern ist man „not amused“ über das Ranking: „Wir sind überrascht und irritiert“, so Mathias Eberenz von der Asklepios-Pressestelle: „Zumindest im Bereich Geburten scheint die Weisse Liste nicht hilfreich zu sein. Sich auf einzelne Abrechnungskodierungen im Qualitätsbericht zu verlassen, ist offenbar nicht ausreichend.“