Neuer U5-Tunnel: Bald gibt’s das Mega-Bauloch mitten in der Alster!
Es ist ein spektakuläres Vorhaben: Für Hamburgs neue U-Bahn, die Linie U5, soll mitten unter der Binnenalster eine neue Haltestelle entstehen. Die plant die Hochbahn aktuell mit einer offenen Baugrube. Wie soll das genau funktionieren, werden die Alsterschiffe in dieser Zeit im Slalom um die Baustelle manövrieren und wohin eigentlich mit dem ganzen Wasser? Tatsächlich ist es gar nicht das erste Mal, dass die Hochbahn ein derart Aufsehen erregendes Projekt am Jungfernstieg plant.
Es ist ein spektakuläres Vorhaben: Für Hamburgs neue U-Bahn, die Linie U5, soll unter der Binnenalster eine neue Haltestelle entstehen. Die plant die Hochbahn aktuell mit einer offenen Baugrube. Wie soll das genau funktionieren, werden die Alsterschiffe in dieser Zeit im Slalom um die Baustelle manövrieren und wohin eigentlich mit dem ganzen Wasser?
Seit September schon sind die Arbeiten für den ersten U5-Abschnitt von Bramfeld bis in die City-Nord in vollem Gange. Der Verlauf der U-Bahn macht dann einen Schlenker durch die Innenstadt, bevor sie weiter in Richtung Westen bis zu den Arenen in Stellingen verläuft.
Hier wird die neue U5-Haltestelle unter der Alster verlaufen
Eine Haltestelle in der Innenstadt, die dadurch eine zusätzliche Linie bekommt, wird der Jungfernstieg sein. Kürzlich veröffentlichte Planungsunterlagen der Hochbahn geben einen kleinen Einblick, was da in den kommenden Jahren tatsächlich auf Hamburg zukommen könnte.

Demnach wird die U5 die S-Bahn am Jungfernstieg in drei Tunnelröhren unterfahren. Die circa 27 Meter breite Haltestelle soll dann unterirdisch auf Höhe des Alsterpavillons mit dem Café Alex starten. Von dort aus geht es dann etwa 400 Meter weiter bis zum bereits bestehenden S-Bahn-City-Tunnel.
Tatsächlich, so Hochbahn-Sprecherin Lena Steinat, befände sich der gesamte zweite U5-Bauabschnitt, also von der Jarrestraße bis zu den Arenen inklusive dem Schlenker durch die Innenstadt, noch in der Vorplanung. Heißt vereinfacht: Der genaue Streckenverlauf und der Bau der Haltestellen werden noch weiter untersucht und angepasst. „Fest steht aber, dass die Vorzugstrasse inklusive der geplanten Haltestellen baulich, verkehrlich und betrieblich realisierbar ist“, so Steinat. Der Bau einer Haltestelle in der Binnenalster sei also grundsätzlich möglich.
So könnte die U5-Baugrube in der Binnenalster realisiert werden
Aber wie? Laut den Plänen soll die Station in offener Bauweise errichtet werden. Dabei wird normalerweise ein Loch in die Straße gebuddelt – und wie funktioniert das auf der Alster? Mithilfe einer wasserdichten Baugrube. Hierzu werden Spundwände eingesetzt und das Wasser aus dem Bereich gepumpt, sodass eine trockene Grube entsteht, in der dann die Bauarbeiten vorangehen. Da die Haltestelle abschnittsweise gebaut wird, könne das Wasser jederzeit zur Elbe durchfließen, erklärt Steinat.
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Der Tunnel wird dann „in bergmännischer Bauweise“ gegraben. Eine Tunnelbohrmaschine kann hier nicht angewendet werden, weil noch Stahlspundwandkasten vom alten S-Bahn-Tunnel-Bau übrig sind, durch die der U5-Bohrer nicht durchdringen kann. Der Boden von den drei neuen U-Bahn-Röhren muss zudem großflächig vereist werden, aus Schutz vor den großen Wassermassen.
Beim U4-Bau zum Jungfernstieg wurden die Alsterschiffe verlegt
Dieses Eis-Verfahren wurde bereits beim Bau des U4-Tunnels vom Überseequartier bis zum Jungfernstieg angewendet. 2011 kam der Bohrer damals nach zweieinhalb Jahren zwischen den Pavillons an. Dafür musste allerdings der Anleger aufgerissen werden – die Alsterschiffe legten in dieser Zeit an einem provisorischen Steg an, der in die Binnenalster ragte.
Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum bestätigt, dass die Schiffe auch während der U5-Bauarbeiten weiter fahren sollen. Ob es wieder eine solche Art Steg geben wird, werde mit allen Beteiligten frühzeitig geklärt. Wann es genau losgeht, steht noch nicht fest.
Vor 100 Jahren: Die erste Unterwasser-Haltestelle Deutschlands
Übrigens: Mitte der 1920er Jahre wagte sich die Hochbahn bereits das erste Mal unter die Alster, als die Pläne für eine neue U-Bahn-Strecke von der Kellinghusenstraße zum Jungfernstieg konkret wurden – die heutige U1. Auch damals musste das Wasser der Alster aus den Baugruben am Jungfernstieg und an der Reesendammbrücke herausgehalten werden. Dabei wurden zwar bereits Dampframmen und Greifbagger genutzt, zum Großteil wurde aber per Hand gearbeitet.

Mehrfach kam es während der Bauarbeiten zu Wassereinbrüchen: Im Januar 1933 lief die ganze Baugrube voll und fror anschließend zu. 1934 wurde die neue U-Bahn-Station dann feierlich eröffnet – die erste Unterwasser-Haltestelle Deutschlands.

Seitdem hat sich der Jungfernstieg zu einem zentralen Umsteigeknoten für U- und S-Bahn entwickelt, den circa 110.000 Fahrgäste täglich nutzen. Kommt die U5 Ende der 2030er Jahre hinzu, rechnet die Hochbahn hier pro Tag noch einmal mit 47.000 zusätzlichen Ein-, Aus- und Umsteigern.