Der Kiez-„Nachtbeauftragte“ warnt vor einem Missverständnis – und wirbt um Vertrauen
Herumliegender Müll und laute Barbesucher, das sind nur zwei der Streitpunkte in der Paul-Roosen-Straße auf St. Pauli. Die Anwohner finden keinen Schlaf – und die Gastronomen sorgen sich um ihre Einnahmen. Am Montag hat der Bezirk einen sogenannten „Nachtbeauftragten” vorgestellt. Lesen Sie hier, wer diesen ungewöhnlichen Job bekommen hat, was die Aufgaben sind und warum der Auserwählte sich nicht als „Stadtteil-Sheriff” sieht.
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Herumliegender Müll und laute Barbesucher, das sind nur zwei der Streitpunkte in der Paul-Roosen-Straße auf St. Pauli. Die Anwohner finden keinen Schlaf – und die Gastronomen sorgen sich um ihre Einnahmen. Am Montag hat der Bezirk einen sogenannten „Nachtbeauftragten” vorgestellt. Lesen Sie hier, wer diesen ungewöhnlichen Job bekommen hat, was die Aufgaben sind und warum der Auserwählte sich nicht als „Stadtteil-Sheriff” sieht.
Dass die Leute „miteinander reden, nicht übereinander”, dafür will Sascha Bartz sorgen. Darum hat sich der 46-jährige Architekt als Nachtbeauftragter im Viertel rund um die Paul-Roosen-Straße beworben. Ab dem 1. Mai wird er diese Aufgabe übernehmen. Gegen zwei weitere Bewerber hat Bartz sich durchgesetzt.
St. Pauli: Er ist der neue Nachtbeauftragte
„Wir versprechen uns da sehr viel von“, sagt Bezirkschef Ralf Neubauer (SPD) am Montag vor Ort. Bartz ist der Verwaltung schon als neutraler Vermittler bekannt: Seit 20 Jahren arbeitet er rund um den Michel als Quartiersmanager. Diese Aufgabe wird er auch weiterhin übernehmen. Auf St. Pauli soll er jetzt zusätzlich zwischen Anwohnern, Gastronomen und anderen Akteuren bei Problemen vermitteln. „Langfristig übernehme ich die Aufgabe als Nachtbeauftragter wahrscheinlich nicht allein”, sagt er.
Und Bartz stellt direkt klar: „Ich bin nicht der Stadtteil-Sheriff, es geht um Verständnis für das Gegenüber.“ Als Nachtbeauftragter hat er auch gar keine Weisungsbefugnis. Gemeinsam mit einer Lenkungsgruppe aus Vertretern von Polizei, Stadtreinigung, Clubs und Anwohnern soll er regelmäßig aktuelle Konflikte und Interessen besprechen.
Streit zwischen Anwohnern und Gastronomen
Auslöser des Pilotprojekts war ein Streit zwischen Anwohnern und Gastronomen, der sich während der Corona-Pandemie zugespitzt hatte. Mit großen gelben Zetteln in den Fenstern wehrten sich die Anwohner 2022 gegen den Lärm in ihrer Straße. „Pauli wohnt!“ prangte darauf. Die gleichnamige Initiative rief zum Widerstand gegen die Außengastronomie auf, von „Belagerung“ und einem „Kipppunkt“ war die Rede.
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Um Lösungen zu finden, richtete der Bezirk drei sogenannte Micro-Workshops ein, in denen sich alle Betroffenen zur Nutzung des Straßenraums austauschen konnten. Mehrere Ideen, die dort entstanden sind, werden jetzt umgesetzt. Zuerst erhielten die Gehwege vor Bars und Restaurants blaue Linien. Sie zeigen genau, wie weit die Gastronomen ihre Stühle rausstellen dürfen und sollen Streit vermeiden. Nun folgt der Nachtbeauftragte.
Das Projekt ist erstmal auf sechs Monate ausgelegt. 40.000 Euro stehen dafür zur Verfügung. Bezirkschef Neubauer hofft, dass es am Ende sogar dauerhaft wird. Bartz‘ erster Termin soll eine Vorstellungsrunde bei den Bars, Restaurants und Clubs im Viertel sein. „Es wäre unrealistisch zu denken, ich laufe hier durch und dann läuft alles. Zuerst braucht es gegenseitiges Vertrauen.”