Die Hamburger Pella Sietas Werft in Neuenfelde (Archivbild).
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Neuer Ärger um Sietas Werft: Schadstoffe werden in die Elbe gepustet

Seit Monaten blockiert Hafenschlick die Zufahrt zur Sietas-Werft in Neuenfelde und niemand will die Kosten fürs Ausbaggern tragen. Jetzt einigten sich die Stadt Hamburg, der Bund und die Werft auf eine Lösung. Der Schlick an der Este-Mündung kann zügig abtransportiert werden. Doch nun schlagen Umweltschützer Alarm. Die Kritik: 10.000 Kubikmeter hochbelastetes Sediment gelangen dabei in die Elbe.

„Die nun favorisierte Lösung widerspricht dem Gewässerschutz“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND. „Die Pella Sietas Werft sollte mehrere 10.000 Kubikmeter Sediment ausbaggern. Aufgrund der Schadstoffbelastung wäre eine Entsorgung an Land notwendig gewesen. Genau dieses Material soll nun aber über die Este in die Elbe gelangen.“

Hamburg: BUND kritisiert Lösung für Sietas-Werft

Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND.

Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND.

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picture alliance / Daniel Bockwoldt

Schwermetalle, organische Verbindungen und Schadstoffe wie das auf Werften oft verwendete Tributylzinn  (TBT) könnten auf diese Weise das sensible Ökosystem der Elbe belasten. Möglicherweise verstöße das Vorhaben sogar gegen die geltenden EU-Wasserrichtlinien.

Schlick Bagger

Schlick ausbaggern im Hamburger Hafen: Das Spezialschiff baggert Schlick aus der Elbe in seinen Laderaum und verklappt diesen anschließend in der Nordsee. Bei der Sietas Werft soll der Schlick einfach nur zur Seite geblasen werden und gelangt in die Elbe.

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Braasch zeigt sich auch wegen der ungünstigen Jahreszeit für eine solche Baggerung besorgt. „Derzeit sind die Sauerstoffwerte niedrig und mehr Trübung würde die Fischfauna gefährden.“ Auch der Senat habe bisher eine solche Maßnahme zwischen April und Oktober als „nicht möglich“ bezeichnet. Zuletzt in einer Senatsanfrage.

Hinzu komme, dass ein Großteil des Sediments nun in der Fahrrinne und somit im Hamburger Hafen lande und anschließend auf Kosten der Steuerzahler gebaggert werden müsse.

Behörden und Sietas-Werft: Darum gab es Zoff

Die Hafenbehörde HPA hatte der Sietas-Werft vor etwa neun Monaten verboten, den Schlick im Hafen mittels einer Wasserinjektion aufzuwirbeln. Bei dieser Methode wird der Schlick mit Wasserdruck weggeblasen. Das Problem: Der Schlick treibt dann mit dem Strom und kann sich am Estesperrwerk absetzen. Die letzte Wasserinjektion im November hatte dort die Flutschutztore blockiert. Bei Hochwasser hätten sie nicht geschlossen werden können.

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Sietas-Werft: Schlick darf ausgebaggert werden

Die Pella Sietas-Werft und Hamburger Behörden diskutierten monatelang um Zuständigkeiten und umweltverträgliche Lösungen. Währenddessen saß ein fertiggestelltes Baggerschiff für den Bund in der Werft fest. Das Wasser war wegen des Schlamms darin nicht tief genug, um es zu Wasser zu lassen. Am Ende drohte die Werft mit einer Schließung des Standorts in Cranz-Neunfelde und mit Wegzug.

Wird die Lösung jetzt zum Umwelt-Problem?

Wirtschaftsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) schaltete sich zur Vermittlung ein. Dann ging es plötzlich schnell. Am vergangenen Mittwoch einigten sich die Beteiligten auf eine Erlaubnis zum Ausbaggern des Schlicks, um das Baggerschiff für den Bund auslaufen zu lassen. „Der Senat und auch Herr Riekhof haben die Sache offensichtlich nicht zu Ende gedacht. Wir sind gespannt auf die Ausnahmegenehmigung“, so Manfred Braasch vom BUND.

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