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  • Foto: dpa

Neuer Ärger für Hamburgs Limo-Pioniere: Echt jetzt? Lemonaid soll mehr Zucker verwenden

Süß-saure Überraschung für Julia Klöckner (CDU): Der Hamburger Getränkehersteller „Lemonaid“ will die Bundesernährungsministerin am Mittwoch als lebensgroße Staue aus Zucker aufstellen – und damit gegen ein Gesetz protestieren. Denn laut Vorschrift beinhalten seine Limonaden zu wenig von der Raffinade.

Mindestens sieben Gewichtsprozent – so viel Zucker muss ein Getränk beinhalten, um in Deutschland offiziell „Limonade“ heißen zu dürfen. Für „Lemonaid“ wird das zum Problem, die Getränke aus fair gehandelten Zutaten sind einfach nicht süß genug. 

Gemäß der Leitsätze für Lebensmittel müssten der Bio-Getränkehersteller seine Limos umbenennen oder mehr Zucker hinzufügen. Für die beiden Gründer Paul Bethke und Felix Langguth ist das nicht akzeptabel.

„Lemonaid“ kämpft gegen umstrittene Lebensmittel-Leitlinie

„Es ist grotesk und irrsinnig, dass wir aufgefordert werden, unseren Getränken mehr Zucker beizusetzen“, sagt Bethke der MOPO. „Diese Leitlinie muss geändert werden, denn sie kommt der Bevölkerung nicht zu Gute.“ 

Während in anderen Ländern „Zuckersteuern“ oder „Zuckerampeln“ eingeführt werden, poche der deutsche Verbraucherschutz auf eine höhere Zuckermenge. Für die Hamburger Unternehmer absolut unverständlich.

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Eine Namensänderung ihrer Getränke kommt für „Lemonaid“ nicht in Frage: „Wir machen hausgemachte Bio-Limonaden“, sagt Bethke. Diese Bezeichnung zu ändern stelle eine Verwirrung für den Verbraucher dar und nicht, dass weniger Zucker enthalten ist. 

Auch praktisch wäre eine Umbenennung aufwendig: Aus ökologischen Gründen arbeitet der Getränkehersteller nicht mit Etiketten, sondern hat Mehrwegflaschen direkt bedruckt. Und die müssten alle ausgetauscht werden.

Ehemalige Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks wollte sich für Überarbeitung der Leitlinie einsetzen

Erfrischungsgetränk statt Limonade? Eine Umbenennung kommt für Lemonaid-Chef Paul Bethke nicht infrage.

Erfrischungsgetränk statt Limonade? Eine Umbenennung kommt für Lemonaid-Chef Paul Bethke nicht infrage.

Foto:

Quandt/ Florian Quandt

Und dabei schien doch schon alles geklärt: Anfang 2019 hatte sich das Hamburger Fachamt für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt schon mit dem gleichen Einwand wegen der Limo-Sorte Limette bei dem Getränkehersteller gemeldet. 

Schon damals stieß die Thematik auf Unverständnis, hatte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner doch erst kurz zuvor eine „Nationale Strategie zur Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten“ vorgelegt, die ab 2019 umgesetzt werden sollte. Danach soll in Getränken der Zuckergehalt in den nächsten Jahren um 15 Prozent reduziert werden.

Video: Verschiedene Zuckersorten: Gibt es eine gesunde Variante?

Damals lenkte die Hamburger Behörde ein: Lemonaid-Getränke durften zunächst weiterhin Limonade heißen. Die damalige Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) kündigte an, sich auf Bundesebene für eine Überprüfung der Leitlinien einzusetzen. Doch nun scheint die Diskussion von vorn los zu gehen. Diesmal ist die Sorte Maracuja betroffen. Die Post kam vom Amt für Verbraucherschutz aus Bonn.

Protestaktion in Berlin: Lemonaid stellt Klöckner-Statue aus Zucker auf

„Man kann erwarten, dass eineinhalb Jahre ausreichen, um so eine Leitlinie abzuschaffen“, sagt Bethke. Mit der Protestaktion „Denk mal“ will sich der Getränkeherstellung nun direkt an Berlin wenden: Am Mittwoch stellen die beiden Gründer die Zucker-Statue der Bundesministerin vor dem Ernährungsministerium in Berlin auf und wollen Julia Klöckner einladen, eine Lemonaid-Limo zu probieren.

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