Ist diese Straße in Hamburg wirklich die gefährlichste Deutschlands?
Es ist kein besonders rühmlicher Titel: Laut einer aktuellen Analyse von „Allianz Direct“ ist Hamburg die Hochburg der Verkehrsunfälle – als traurige Spitzenreiterin führt die Stadt das bundesweite Crash-Ranking an. Eine Straße steht dabei besonders im Fokus – nirgends krachte es vergangenes Jahr so häufig. Der ADAC warnt allerdings vor voreiligen Schlüssen.
Die Kieler Straße verläuft von Altona-Nord bis Stellingen, mit ihren etwa 6,5 Kilometern ist sie eine der längsten Ausfallstraßen Hamburgs – und es kracht dort auch ziemlich oft. Laut einer aktuellen Analyse der „Allianz Direct“ gab es dort die meisten Unfälle in ganz Deutschland. Hamburg führt sogar das bundesweite Crash-Ranking an – doch der ADAC warnt vor voreiligen Schlüssen.
Im vergangenen Jahr wurden laut der „Allianz“-Statistik in ganz Hamburg 3,49 Verkehrsunfälle pro 1000 Einwohner registriert – das sei im Vergleich zu den anderen Bundesländern der traurige Spitzenwert. Dahinter folgt ebenfalls ein Stadtstaat, nämlich Bremen mit 3,24 Unfällen pro 1000 Einwohnern, und an dritter Stelle steht Schleswig-Holstein (3,1 Unfälle/1000 Einwohner). Auf dem letzten Platz landet Thüringen (1,77).
Kieler Straße: Hier passieren besonders viele Unfälle
Besonders viele Unfälle gab es demnach auf der Kieler Straße, auf der 2022 insgesamt 53 Unfälle registriert wurden. Zuletzt krachten Anfang August zwei Autos ineinander. „Auf der Kieler Straße herrscht extrem viel Verkehr – allein dadurch, dass sie ein Zubringer zur A7 ist“, sagt ADAC-Sprecher Christian Hieff. Täglich rollen hier mehr als 33.000 Fahrzeuge entlang, darunter viele Lkw. „Dass es hier öfter scheppert, ist ganz klar. Trotzdem müssen die von der ,Allianz‘ veröffentlichten Zahlen in Relation zu den Unfallzahlen gesetzt werden“, mahnt er.
Das könnte Sie auch interessieren: Mehr Platz für Radler: Hamburger Verkehrsachse wird einspurig
In Hamburg kamen im Jahr 2022 hochgerechnet 14 Verkehrstote auf eine Million Einwohner. „Das sind 14 zu viel“, betont Hieff. „In Thüringen, das am Ende des Rankings steht, sind es allerdings 80 Tote pro eine Million Einwohner.“ In der Hansestadt krachte es also sehr oft, aber dafür gab es weniger tödliche Unfälle.
„In Stadtstaaten wie Hamburg leben viele Menschen auf engem Raum – da ist es logisch, dass hier mehr Unfälle passieren“, sagt er. „Dazu kommen noch die täglich 400.000 Pendler und Touristen.“
So viele Verkehrsunfälle gab es in Hamburg im Jahr 2022
Dass die Straßen und Fahrzeuge allgemein sicherer geworden sind, zeigt aber auch die Statistik der „Allianz“: Zwar habe sich die Zahl der Unfälle seit 1990 kaum verrringert, die Zahl der Verletzten habe aber um rund 15 Prozent abgenommen.
In Hamburg gab es 2022 insgesamt 61.017 Verkehrsunfälle. Das waren zwar 1554 mehr als im Jahr zuvor, verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist die Zahl aber um fast 7900 Unfälle gesunken.
Was dabei auffiel: Besonders bei Unfällen mit Fahrrädern und E-Scootern gingen die Zahlen 2022 nach oben. Diesen Anstieg führte Polizeisprecher Sören Zimbal auf den nach der Pandemie wieder deutlich mehr gewordenen Verkehr zurück. „Der Radverkehr hatte 2020 um 33 Prozent zugenommen und 2022 noch einmal um 20 Prozent.“ Im Verhältnis zu den vielen zusätzlichen Radfahrern ist die Zahl der Fahrradunfälle also sogar unterdurchschnittlich gestiegen.
Um Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen, fordert der Hamburger Fahrradclub ADFC geschützte Radfahrstreifen, sicheres Kreuzungsdesign, mehr autofreie Viertel, Tempo 30 und weniger Lkw. Erst am Donnerstag wurde eine Radfahrerin beim Abbiegen von einem Lkw-Fahrer erfasst und mehrere Meter mitgeschleift.