Stolpersteine liegen im Grindelviertel. In Rothenburgsort und St. Georg kommen im Laufe der Woche weitere Steine hinzu.
  • Stolpersteine im Grindelviertel. In Rothenburgsort und St. Georg kommen im Laufe der Woche weitere Steine hinzu. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance / JOKER | Gudrun Petersen

„Woche des Gedenkens“: Neue Stolpersteine für NS-Opfer werden verlegt

Seit 1995 erinnern Stolpersteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In Hamburg lag ihre Zahl zuletzt bei 6858. Doch dank unermüdlicher Recherchearbeit zu den verschleppten und ermordeten Menschen kommen nun weitere Steine hinzu. Die neuen Verlegungen finden im Rahmen der „Woche des Gedenkens“ vom Bezirk Mitte statt.

Am 20. März 1945 kam der italienische Militärinternierte Italo Carlini während eines Bombardements der Alliierten ums Leben. Er wurde nur 23 Jahre alt. Carlini war einer von 219 Zwangsarbeitern, die zwischen 1943 und 1945 für die damaligen Hamburger Wasserwerke schuften mussten. Insgesamt habe es rund 17.000 italienische Zwangsarbeiter in Hamburg gegeben, berichtet Holger Artus von der „Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg“. Nach der Kapitulation Italiens und dem Waffenstillstand mit den Alliierten im September 1943 nahm die Wehrmacht zahlreiche italienische Soldaten gefangen. Wer sich weigerte, weiter für Deutschland zu kämpfen, wurde verschleppt.

Hamburg: Neue Stolpersteine für NS-Opfer werden verlegt

Am Freitag um 14 Uhr verlegt Ingo Hannemann, Geschäftsführer von Hamburg Wasser, gemeinsam mit dem italienischen Generalkonsul den ersten Stolperstein für einen NS-Zwangsarbeiter. Der Stein wird vor dem Unternehmenssitz am Billhorner Deich 2 (Rothenburgsort) in den Gehweg eingelassen. „Italo Carlini und sein Schicksal steht für viele, die hier in Hamburg zwangsarbeiten, leiden und sterben mussten und die nicht vergessen werden dürfen“, sagt Ole Borgard von Verdi Hamburg. „Ich freue mich, dass Hamburg Wasser diese Erinnerungsarbeit unterstützt und die Vergangenheit des eigenen Unternehmens aufarbeitet.“

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Eine weitere Stolpersteinverlegung findet am Samstag statt: Um 11 Uhr werden elf Steine vor dem Wohnhaus in der Stiftstraße 10-16 (St. Georg) verlegt. Sie erinnern künftig an das Schicksal der Sinti-Familie Hartmann, die am 11. März 1943 fast vollständig nach Auschwitz deportiert wurde. Neun von ihnen wurden in der Folge von den Nationalsozialisten ermordet, nur zwei überlebten. Mit der geplanten Verlegung kommen damit nach Jahren wieder Stolpersteine für Sinti und Roma hinzu. Insgesamt – so schätzt man – fielen eine halbe Million Menschen dem sogenannten Porajmos zum Opfer.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels stand in der Überschrift, dass erstmalig ein Stolperstein für einen Zwangsarbeiter in Hamburg verlegt wird. Dies war nicht korrekt. Wir haben den Fehler korrigiert.

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