Mitarbeiter der Spurensicherung sind nach der Gewalttat im Regio im Einsatz.
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  • Foto: picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

Neue Recherchen: Ibrahim A. wurde ohne Abschlussgutachten entlassen

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Ungereimtheiten im Fall von Ibrahim A. bekannt werden: Nach Recherchen des NDR wurde der mutmaßliche zweifache Mörder nach Aufhebung des Haftbefehls sofort entlassen – ohne dass ein umfassendes psychiatrisches Gutachten über ihn erstellt wurde.

Kein Prognose-Gutachten über die mögliche Gefahr, die von Ibrahim A. ausgeht. Stattdessen: Nur einer von 16 Regelterminen durch einen Psychiater des UKE in Hamburg, am 18. Januar, einen Tag vor der Haftentlassung. Die veröffentliche Diagnose, dass keine Fremd- oder Eigengefährdung von dem Mann ausgehe, bezog sich demnach nur auf die Haftsituation am Tag der Visite – das ergeben aktuelle Recherchen des NDR.

Hamburg: NDR veröffentlicht Recherchen zu fehlendem Abschlussgutachten

Demnach wusste der behandelnde Psychiater am 18. Januar nicht, dass Ibrahim A. kurz vor der Entlassung stand. Es war sogar ein weiterer Untersuchungstermin vereinbart, am 25. Januar – dem Tag, an dem Ibrahim A. in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg zwei Menschen getötet und mehrere verletzt haben soll.

Auch Dr. Jochen Brack, Leiter des Instituts für Forensische Psychiatrie und Suchtmedizin äußerte sich gegenüber dem NDR. Er erstellte ein forensisches Gutachten zu A., der während seiner Inhaftierung durchgehend psychisch auffällig gewesen sei, so Brack. „Zum Zeitpunkt meiner Begutachtung im Juli 2022 war er sicher erkrankt an einer Abhängigkeitserkrankung mit dem Schwerpunkt Kokain, aber wohl auch Opioide und zum Zweiten stellte sich das Erkrankungsbild einer wahnhaften Störung beziehungsweise psychotischen Reaktion im Rahmen der Inhaftierung dar“, sagte er dem NDR. Deshalb wurde Ibrahim A. auch in einer Sicherungsstation untergebracht.

Insasse Ibrahim A. hat die Justizbeamten rund um die Uhr beschäftigt

JVA-Beamte berichteten demnach ebenfalls, dass A. ein anstrengender Insasse gewesen sei. Er habe die Beamten rund um die Uhr beschäftigt. Ein Mitarbeiter sagte: „Da wurden wir mit Sicherheit zu wenig gehört, weil der Psychiater hätte das, hätte er unsere Erkenntnisse gehabt, wahrscheinlich ganz anders gesehen. Dann hätte er gesehen, das ist keiner, den man einfach so freilaufen lassen kann, sondern den man wieder geschlossen und dementsprechend professionell behandelt unterbringen muss, um so etwas Schlimmes zu vermeiden.“

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Zuvor war bereits bekannt geworden, dass sich Ibrahim A. während seiner Haft mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, verglichen hatte. (vd)

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