Neue Orkane im Anmarsch: Meteorologe: „Stärkster Sturmkomplex auf der Nordhalbkugel“
Nach Orkan „Sabine“ kam Anfang dieser Woche die Sturmflut – und nun stehen gleich die nächsten heftigen Tage vor der Tür: „Sabine“ wird zum Wochenende von „Uta“ abgelöst – und die wiederum am Sonntag von der stürmischen „Victoria“. Der ZDF-Meteorologe Özden Terli ist beunruhigt.
Die Frage, ob diese Stürme als Auswirkungen des Klimawandels oder doch als normales Winterwetter-Phänomen zu betrachten sind, ist für den Wetterforscher nicht zeitgemäß: „Wir leben in einer Welt, die sich bereits um etwas über ein Grad erwärmt hat. Das heißt: Das Klima hat sich schon verändert. Die zunehmende Erwärmung durch das unkontrollierte und exzessive Freisetzen der Treibhausgase, also durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas, wirkt immer stärker in der Atmosphäre und verändert sie immer massiver – und damit unser Wetter“, sagt Terli im Interview mit der „taz“.
Hamburg: Orkan „Sabine“ sorgt in der Hansestadt für Chaos
Orkan „Sabine“ sorgte in Hamburg und im Norden für Verkehrschaos, Flugausfälle, Überschwemmungen und hohe Sachschäden. Allein von Sonntag auf Montag tobte der Orkan so stark, dass es zu etwa 370 sturmbedingten Einsätzen kam. In Blankenese fiel eine 50 Zentimeter dicke Kastanie dem Sturm zum Opfer und begrub ein erst kürzlich renoviertes Wohn- und Geschäftshaus unter sich.
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Diese Abfolge von mehreren Stürmen hintereinander bei vergleichsweise warmen Temperaturen sei ungewöhnlich und der Jahreszeit nicht angemessen, so der Meteorologe: „Der Sturmkomplex ist jedenfalls der stärkste, den es aktuell auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde gibt – und damit nicht normal. Wir haben Februar, also Hochwinter. Das müsste normalerweise die kälteste Zeit des Jahres sein. Stattdessen messen wir Temperaturen von 14 bis 15 Grad!“
Video: Überflutung Fischmarkt
Die Deutsche Bahn stellte aufgrund des Sturmtiefs den Fernverkehr ein, Kindergärten und Schulen blieben geschlossen. Terli hält die Maßnahmen für gerechtfertigt: „Die Situation war lebensgefährlich“.
ZDF-Meteorologe Terli über „Sabine“: „Müssen die Gewalt der Natur akzeptieren“
Das Problem von Klima- und auch Wetterleugnern sei, so der Meteorologe zur „taz“, dass sie jede Warnung als Panikmache verstehen würden: „Das liegt vielleicht auch einfach in der Natur des Menschen, dass man so ein Ereignis nicht wahrhaben möchte. Trotzdem, entweder man hört auf die Fachleute oder man muss mit den Konsequenzen leben. Leider haben wir uns so weit von der Natur entfernt, dass wir ihre Kraft nicht mehr wirklich ernst nehmen.“
Einige Unfälle könnten vermieden werden, wenn die Menschen solche Wetterphänomene ernster nehmen würden: „Wir müssen wieder lernen, uns zurückzunehmen und die Gewalt der Natur zu akzeptieren.“ (vd)