Hamburgs Nahverkehr Spitze? Von wegen!
Es ist ein ehrgeiziges Versprechen: Bis 2030 sollen alle Hamburger:innen innerhalb von höchstens fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsmittel erreichen. Bis 2023 will allein die Hochbahn 1,7 Milliarden Euro in ihr Angebot investieren. Eine neue Auswertung zeigt nun, wie viel Nachholbedarf in Hamburg besteht.
Im Vergleich der dicht bebauten Städte befindet sich das Hamburger ÖPNV-Angebot gerade einmal im Mittelmaß – hinter anderen Metropolen wie Berlin (1565) oder Frankfurt am Main (1583) hinkt Hamburg deutlich hinterher.
Es ist ein ehrgeiziges Versprechen: Bis 2030 sollen alle Hamburger:innen innerhalb von höchstens fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsmittel erreichen. Bis 2023 will allein die Hochbahn 1,7 Milliarden Euro in ihr Angebot investieren. Eine neue Auswertung zeigt nun, wie viel Nachholbedarf in Hamburg besteht.
Im Vergleich der dicht bebauten Städte befindet sich das Hamburger ÖPNV-Angebot gerade einmal im Mittelmaß. 1054 Abfahrten je Quadratkilometer bebauter Fläche und Tag gibt es laut „ÖV-Atlas“ des Thinktanks „Agenda Verkehrswende“. Das reicht knapp für die Einstufung als „gut“ – reicht aber insgesamt nur für Platz 16. Hinter anderen Metropolen wie Berlin (1565) oder Frankfurt am Main (1583) hinkt Hamburg deutlich hinterher.
Hamburgs ÖPNV-Angebot ist nur Mittelmaß
Spitzenreiter ist Heidelberg. Dort fahren täglich 1594 Busse und Bahnen je Quadratkilometer bebauter Fläche ab – im Schnitt alle 55 Sekunden, zeigt die Auswertung des Thinktanks. Nicht nur große Städte wie Hamburg oder Berlin verfügen demnach über ein großes Angebot im öffentlichen Nahverkehr. Auch kleinere Städte stechen durchaus mit einem gut ausgebauten ÖPNV hervor.

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Das aber ist bei weitem nicht der Normalfall. Je kleiner ein Landkreis ist, desto schlechter fällt auch das Bus- und Bahnangebot aus. Der zwischen Hamburg und Bremen liegende Heidekreis beweist das: Auf nicht einmal 50 Fahrten je bebautem Quadratkilometer kommt der kleine Landkreis täglich. Das deute darauf hin, dass dort nur diejenigen mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs seien, die über keine Alternativen verfügten – wie zum Beispiel Schüler:innen.
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Auch spreche dies für eine schlechte sozioökonomische Situation, sagen die Expert:innen von „Agenda Verkehrswende“. Faktoren wie Gesundheit, Einkommen, Bildung fallen in wenig ausgebauten Kreisen demnach schlechter aus als in ländlichen Kreisen mit besserem Angebot.
Die Auswertung untersuchte zudem Daten aus dem Fernverkehr. Dort spielt Hamburg durchaus in der ersten Liga mit, 185 Fernzughalte pro Tag toppen nur Hannover (221), Frankfurt am Main (239) und Berlin (242). Mit dem Hauptbahnhof, Dammtor und Altona schafften es gleich drei Hamburger Fernbahnhöfe unter die bundesweiten Top 20. Zum Vergleich: Kiel und Schwerin kommen nur auf je 14 Fernzughalte pro Tag.
Ampel-Koalition könnte Verkehrswende beschleunigen
Die Klimawende lasse sich nur bewältigen, wenn Bund und Länder künftig stärker zusammenarbeiten und mehr Kosten für Ausbau und Betrieb des Nahverkehrs übernehmen. Nur so sei es eher schwach aufgestellten Kommunen möglich, ihr Angebot auszuweiten und attraktiver zu gestalten. Um die Verkehrswende zu schaffen, müsste sich die Nachfrage nach Bussen und Bahnen laut „Agora Verkehrswende“ um mindestens 60 Prozent verglichen mit dem Vor-Corona-Niveau steigern.
Die Expert:innen des Thinktanks setzen dabei Hoffnungen in die neue Ampel-Koalition im Bund. Im Koalitionsvertrag sei zu erkennen, dass die Bundesregierung mehr Alternativen für den ländlichen Raum und breitere Angebote in Großstädten schaffen wolle. Es ist jetzt die Aufgabe des neuen Bundesverkehrsministers, einen Vorschlag zu entwickeln, wie dieses Paket genau ausgestaltet und finanziert werden soll“, sagt Philipp Kosok, Projektleiter Öffentlicher Verkehr.
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Ausgewertet wurden rund 33 Millionen Daten zu Abfahrten von Bussen und Bahnen im Zeitraum vom 22. Oktober bis zum 11. Dezember. Kurzfristige Änderungen oder Ausfälle, die zum Beispiel durch Baustellen oder Unwetter entstehen, sind nicht berücksichtigt.