Israels Präsident unterstützt Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge
Hamburg will die Bornplatzsynagoge wieder aufbauen – und wird in Israel dafür gefeiert. Staatspräsident Izchak Herzog lobte Hamburgs Engagement für den Wiederaufbau und kündigte im Gespräch mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an, zur Einweihung nach Hamburg zu kommen. Allerdings steht noch in den Sternen, wann das sein wird. Und deshalb kann keiner sagen, ob Herzog dann noch israelischer Präsident sein wird.
Hamburg will die Bornplatzsynagoge wieder aufbauen – und wird in Israel dafür gefeiert. Staatspräsident Izchak Herzog lobte Hamburgs Engagement für den Wiederaufbau und kündigte im Gespräch mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an, zur Einweihung nach Hamburg zu kommen. Allerdings steht noch in den Sternen, wann das sein wird. Und deshalb kann keiner sagen, ob Herzog dann noch israelischer Präsident sein wird.
Tschentscher bereist als amtierender Bundesratspräsidenten Israel – und hat auch die israelische Nationalbibliothek in Jerusalem besucht. Dort traf er Yochai Ben-Ghedalia, den Direktor des Central Archives for the History of the Jewish People. Tschentscher überreichte dem Archiv die rund 200-seitige sogenannte Machbarkeitsstudie zum Wiederaufbau der Synagoge, die im September 2022 vorgelegt wurde, außerdem Fotos und Dokumente.

Israels Präsident lobt den bevorstehenden Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge
Die israelische Seite revanchierte sich: mit einem Datenstick, auf dem sich zahlreiche digitalisierte Quellen zu den Hamburger jüdischen Gemeinden befinden, die das Archiv gesammelt hat. Den Stick nahm Kim Wünschmann entgegen, die Direktorin des Hamburger Instituts für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), die Tschentscher auf der Israel-Reise begleitet. Ihre Freude war groß. „Die Digitalisierung schreitet voran!“ sagte sie der MOPO. „Es ist das Ziel, die Bestände dieser beiden Archive auf einer gemeinsamen Online-Plattform einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen.“

Bei dem Termin in der Nationalbibliothek präsentierte Dr. Ben-Ghedalia etliche Fotos und Baupläne der Bornplatzsynagoge, die bisher in Hamburg höchstens Fachleuten bekannt sind. Darunter ein eindrucksvolles Foto der Grundsteinlegung im Jahr 1905, außerdem das Bild eines Hochzeitspaares, aufgenommen 1935 vor der Tür des jüdischen Gotteshauses in Hamburgs Grindelviertel.
Tschentscher übergibt Dokumente an die israelische Nationalbibliothek
Die Synagoge am Bornplatz zählte zu den größten in Deutschland. Sie wurde 1906 eröffnet und war mehr als 30 Jahre lang das religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der jüdischen Gemeinde. In der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft wurde das Gebäude 1939 verwüstet, angezündet und ein Jahr später abgerissen.
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Unter dem Eindruck des blutigen Anschlags auf die Synagoge in Halle (Saale) im Jahr 2019 beschloss die Hamburger Bürgerschaft 2020 den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Jüdisches Leben solle in der Stadt wieder sichtbarer werden, so der Wunsch. Aber es gab auch Widerspruch, Zweifel und Streit. Bei der Diskussion ging es vor allem ganz grundsätzlich um die Frage, ob es richtig ist, die bewusste Leerstelle zu schließen. Wird ein Neubau die Spuren der Nazi-Gewaltherrschaft beseitigen und die Erinnerung erschweren? Außerdem: Was wird mit dem Bodenmosaik der Künstlerin Margrit Kahl, das sich auf dem noch freien Platz befindet und Form und Ausmaß der Grundfläche der ehemaligen Bornplatzsynagoge zeigt?

Seit September 2022 liegt eine vom Senat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie vor. Demnach ist ein Bauwerk vorgesehen, das die Ausmaße der alten Bornplatzsynagoge hat. Es soll stilistische Elemente des neoromanischen Baus aufnehmen, eine Eins-zu-Eins-Replik wird es aber nicht sein. Das neue Gotteshaus soll exakt an der Stelle entstehen, an der auch die erste Bornplatzsynagoge stand. Einen Zeitplan für die Realisierung gibt es noch nicht. Offen ist auch, wann mit dem Bau begonnen wird.
Diese Fotos und Dokumente bewahrt ein Archiv in Jerusalem auf
- Central Archives for the History of the Jewish People Aus Privatbesitz: In Jerusalems Nationalbibliothek lagert auch dieses Foto, das ein Hochzeitspaar vor der Tür der Bornplatzsynagoge zeigt. Aufgenommen 1935. Es handelt sich um die Eheleute Stein. Mehr ist nicht bekannt.
Aus Privatbesitz: In Jerusalems Nationalbibliothek lagert auch dieses Foto, das ein Hochzeitspaar vor der Tür der Bornplatzsynagoge zeigt. Aufgenommen 1935. Es handelt sich um die Eheleute Stein. Mehr ist nicht bekannt. - Central Archives for the History of the Jewish People Aus dem Bestand des Archivs in Jerusalem: Quittungen, die die Bornplatzsynagoge ausgestellt hat.
Aus dem Bestand des Archivs in Jerusalem: Quittungen, die die Bornplatzsynagoge ausgestellt hat. - Central Archives for the History of the Jewish People Ebenfalls eine Archivalie, die in Jerusalem aufbewahrt wird: das Festprogramm zur Einführung des berühmten Oberrabbiners Joseph Carlebach 1936.
Ebenfalls eine Archivalie, die in Jerusalem aufbewahrt wird: das Festprogramm zur Einführung des berühmten Oberrabbiners Joseph Carlebach 1936.
Während seiner Reise in Israel bekräftigte Tschentscher: „Der Wiederaufbau der Synagoge soll ein sichtbares Zeichen sein, dass wir in guter Gemeinschaft mit der jüdischen Gemeinde leben wollen.“ Das Projekt sei das größte seiner Art in Europa. Es zeige den Willen Deutschlands und Hamburgs, jüdisches Leben zu fördern.