Neben historischem Hamburger Gebäude entsteht jetzt dieser Klotz
Das pompöse und mit Efeu bewachsene Backsteingebäude an der Ecke Schlüterstraße/Binderstraße im Stadtteil Rotherbaum sieht aus, als stamme es aus dem Mittelalter – ist aber tatsächlich „nur“ 115 Jahre alt. Zuletzt war in dem ehemaligen Fernsprechamt eine Postbank-Filiale beheimatet, doch die schloss vor zwei Jahren für immer ihre Pforten. Seitdem ist das Gebäude, das von außen ein wenig an eine Kathedrale erinnert, von Bauzäunen abgeschirmt. Der Neubau, der jetzt direkt neben dem historischen Bauwerk entstehen soll, erinnert allerdings eher an einen Klotz.
Das pompöse und mit Efeu bewachsene Backsteingebäude an der Ecke Schlüterstraße/Binderstraße im Stadtteil Rotherbaum sieht aus, als stamme es aus dem Mittelalter – ist aber tatsächlich „nur“ 115 Jahre alt. Zuletzt war in dem ehemaligen Fernsprechamt eine Postbank-Filiale beheimatet, doch die schloss vor zwei Jahren für immer ihre Pforten. Seitdem ist das Gebäude, das von außen ein wenig an eine Kathedrale erinnert, von Bauzäunen abgeschirmt. Der Neubau, der jetzt direkt neben dem historischen Hauptgebäude entstehen soll, erinnert allerdings eher an einen Klotz.
Die MOPO konnte einen Blick auf die Baustelle im Hauptgebäude werfen: Markierungen auf dem Boden lassen schon erahnen, wie einer der vielen riesigen Räume des ehemaligen Fernsprechamtes einmal aufgeteilt werden soll. Einige Decken und Wände sind schon saniert, andere sehen noch aus wie vor hundert Jahren. Vor allem die vielen Säulen im Inneren geben dem Gebäude trotz der Baustelle etwas Erhabenes.
Altes Fernsprechamt: Hier bekommt die Uni Hamburg einen Campus
Ein Jahr ist es jetzt her, seit der Grundstein für das Bauprojekt gelegt wurde. Im Sommer 2025 soll in dem ehemaligen Fernsprechamt der neue „Campus Schlüterstraße“ seine Pforten öffnen, eine Erweiterung der nahe gelegenen Hamburger Universität.

Auf einer Fläche von 65.000 Quadratmetern wird es unter anderem Büros sowie Seminarräume und Labore für die Geistes- und Sozialwissenschaften geben. Aber auch das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, das German Institute for Global and Area studies (GIGA) und das Studierendenwerk ziehen hier ein – genauso wie ein öffentliches Café und Bibliotheken. „Ein Ort der Wissenschaft, aber auch ein Ort für den Stadtteil“, fasste Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) die Pläne beim Richtfest am Freitag zusammen.
Hauptgebäude des Alten Fernsprechamtes komplett zurückgebaut
250 bis 300 Handwerker arbeiten täglich auf der Baustelle. „Natürlich waren auch wir, wie die gesamte Immobilienbranche, von Lieferengpässen betroffen“, erzählt Carsten Fischer von der beteiligten Projektentwicklungsfirma „Values Real Estate“. „Trotzdem liegen wir sowohl bei der Zeit als auch bei den Kosten im Plan.“ Zuletzt sollte der Umbau insgesamt 400 Millionen Euro kosten.

Inzwischen ist das Hauptgebäude, das seinen neugotischen Stil auch nach der Sanierung behält, bis auf die Grundmauern zurückgebaut worden. „Die beiden Innenhöfe sind im Rohbau fertig“, erzählt er. „Insgesamt haben wir fast 35.000 Tonnen Bauschutt und 30.000 Tonnen Aushub rausgeholt und abtransportiert.“

Der alte hässliche Bunker an der Binderstraße, der direkt neben dem Fernsprechamt stand, wurde inzwischen komplett abgerissen. Hier entsteht ein Neubau auf insgesamt 4500 Quadratmetern – der aber auf der Visualisierung nicht mal ansatzweise den gleichen Charme wie das historische Amt versprüht. Vielmehr sieht es aus wie ein quadratischer, praktischer Klotz.
Die Geschichte des Alten Fernsprechamtes in Hamburg
Das Backsteingebäude an der Schlüterstraße wurde zwischen 1902 und 1907 erbaut. Ab 1908 saß hier Hamburgs Zentralfernsprechamt – damals das größte Fernsprechamt der Welt! Einige Jahre später wurde im Haus sogar Hörfunkgeschichte geschrieben: Am 2. Mai 1924 startete in fünf ehemaligen Gepäckräumen, die die Post nicht mehr benötigte, der erste norddeutsche Radiosender. „Hier ist die NORAG!“, so begrüßte Intendant Hans Bodenstedt damals die Zuhörer.

2003 verkaufte die Deutsche Telekom das Gebäude an eine Fondsgesellschaft, weil die Stadt den geforderten Preis von 60 Millionen Euro nicht bezahlen wollte. Im Januar 2020 wurde dann bekannt, dass Hamburg das Gebäude ab 2023 vom jetzigen Eigentümer, der Bayerischen Versorgungskammer, für 30 Jahre anmieten will – für zwölf Millionen Euro pro Jahr.