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Der deutsche Journalist Hubert Seipel (l.) sieht sich mit Wladimir Putin sein Buch „Putin – The Logic of Power“ an.
  • Der deutsche Journalist Hubert Seipel (l.) sieht sich mit Wladimir Putin sein Buch „Putin – The Logic of Power“ an.
  • Foto: picture alliance/dpa/SPUTNIK POOL | Mikhail Klimentyev/Sputnik/Kreml

NDR-Journalist von Russland bezahlt? Putin-Biograf unter Verdacht

Der deutsche TV-Journalist und Putin-Biograf Hubert Seipel soll laut Medienberichten hunderttausende Euro aus Russland erhalten haben, ohne dies dem Sender NDR als seinem Arbeitgeber mitzuteilen. Wie der „Spiegel“ und das ZDF-Magazin „Frontal“ am Dienstag unter Berufung auf vertrauliche Dokumente aus Zypern berichteten, geht es um 600.000 Euro, die im Rahmen zweier sogenannter Sponsorenverträge gezahlt worden seien. Der NDR prüft jetzt rechtliche Schritte.

Seipels Vertragspartner war demnach offiziell eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Diese gehöre augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die Europäische Union nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit Sanktionen belegte. Es gebe Hinweise darauf, dass es zuvor eine zweite, ähnliche Vereinbarung gegeben habe, hieß es.

Seipel soll 600.000 Euro aus Russland bekommen haben

Seipel hatte Russlands Präsident Wladimir Putin mehrfach interviewt. 2015 erschien seine Biografie „Putin. Innenansichten der Macht“. 2021 folgte das Buch „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“. Beide Bücher wurden vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe veröffentlicht. Der Verlag und auch der NDR erklärten, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben.

Hoffmann und Campe erklärte, man habe den Verkauf von Seipels Büchern gestoppt: „Der Hoffmann und Campe Verlag hat sich aufgrund des vom ‚Spiegel‘ und des ZDF veröffentlichten Berichts zu Hubert Seipel entschlossen, dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten.“ Für den NDR sei Seipel zuletzt 2019 tätig gewesen, teilte der Sender mit.

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Laut „Spiegel“ und ZDF wurden die Zahlungen im Rahmen von „Cyprus Confidential“ aufgedeckt, eine internationale investigative Recherche, bei der es um fragwürdige Geschäfte des EU-Landes Zypern geht.

Seipel räumt Zahlungen von Mordaschow ein

Seipel räumte gegenüber dem Investigativ-Startup Paper Trail Media ein, dass Mordaschow ihm Geld gezahlt habe, verteidigte aber die Legitimität seiner Arbeit. „Die Bücher haben zu lebhaften Diskussionen und ideologischen Auseinandersetzungen geführt“, sagte Seipel. Auf die Frage, ob er seinen Verlegern seine Beziehung zu dem Oligarchen offengelegt habe, betonte Seipel, dass ihn niemand gefragt hätte, ob er „im Auftrag ausländischer Mächte“ arbeite.

Laut NDR habe Seipel auf Nachfrage jetzt zwei „Sponsoring-Verträge“ von 2013 und 2018 eingeräumt. Diese hätten für zwei Buchprojekte bestanden. „Der Sender sieht hierin einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel zieht“, heißt es in dem Bericht. Auch Intendant Joachim Knuth äußerte sich: „Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte.“ Für die Aufklärung der Vorgänge habe man den ehemaligen Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann gewinnen können.

Seipel galt als einer der gefragtesten Russland-Kenner und einer der wenigen Journalisten, die direkten Zugang zu Putin hatten. Er drehte mehrere Filme über den russischen Präsidenten und war häufig in deutschen Medien und Talkshows vertreten. (dpa/aba)

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