Nächste dicht! Das Sterben von Hamburgs Apotheken
Er habe keinen Nachfolger gefunden, schreibt der Inhaber der Elefanten-Apotheke in Ottensen, deshalb sei jetzt Schluss – nach sage und schreibe 332 Jahren. Ein Traditionshaus, fester Ankerpunkt im Stadtteil. Doch wie dem Inhaberpaar Ralf und Frauke Mensing geht es vielen Apothekern in der Stadt. Das Geschäft lohnt sich nicht mehr wie früher. Die Konsequenz daraus: Seit 2010 ist die Zahl der Apotheken in Hamburg drastisch gesunken.
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Er habe keinen Nachfolger gefunden, schreibt der Inhaber der Elefanten-Apotheke in Ottensen, deshalb sei jetzt Schluss – nach sage und schreibe 332 Jahren. Ein Traditionshaus, fester Ankerpunkt im Stadtteil. Doch wie dem Inhaberpaar Ralf und Frauke Mensing geht es vielen Apothekern in der Stadt. Das Geschäft lohnt sich nicht mehr wie früher. Die Konsequenz daraus: Seit 2010 ist die Zahl der Apotheken in Hamburg drastisch gesunken.
Am 17. Mai ist Schluss. Vier Jahrzehnte lang haben die Mensings die Apotheke in der Ottenser Hauptstraße 35 geleitet. Jetzt müssen sie schweren Herzens dicht machen. Das Ehepaar bedankt sich mit einem Schreiben im Schaufenster bei allen Kunden „für das entgegengebrachte Vertrauen, sowie die vielen schönen persönlichen Kontakte und Gespräche.“
Immer mehr Hamburger Apotheken müssen schließen
Hamburg bekommt zunehmend ein Problem schwindender Apotheken. Zuletzt gab es mehrere Schließungen in der Stadt: Die „Rosenapotheke“ am Schlump, „Wrobel’s Apotheke am Kritenbarg“ in Poppenbüttel oder „Oberdörffers Apotheke“ in Rotherbaum sind nicht mehr da. 2010 gab es noch 454 Apotheken in Hamburg, Ende 2023 waren es 369. Ein Rückgang von fast 20 Prozent.
Die Hauptgründe: fehlendes Personal, gestiegene Kosten. „Es fehlen aber nicht nur Apotheker:innen, sondern in allen Bereichen in der Apotheke die Fachkräfte“, sagt ein Sprecher der Apothekerkammer auf MOPO-Nachfrage.
Apotheken sind häufig nicht mehr kostendeckend
Früher galt das Apothekengeschäft als lukrativ. Doch das hat sich offenbar geändert. „Das Apothekenhonorar wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr angepasst und zuletzt sogar nochmals gekürzt“, so Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Und das, obwohl die laufenden Kosten einer Apotheke in den vergangenen Jahren bis zu 60 Prozent gestiegen seien.
Durch das Apothekerhonorar ist genau geregelt, wie viel Prozent Gewinn auf verschreibungspflichtige Medikamente aufgeschlagen werden darf – die Betreiber können also nicht einfach die Preise erhöhen. Hinzu kommt die Konkurrenz durch zahlreiche Online-Apotheken, zum Beispiel „DocMorris“.
„Manche können einfach nicht mehr kostendeckend arbeiten“, sagte Anette Kaiser-Villnow, die die Kaiser-Apotheke an der Bahrenfelder Straße (Ottensen) führt, bereits im vergangenen Jahr zur MOPO.
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Wie eng die Versorgungslage in Hamburg tatsächlich ist, zeigt auch der bundesweite Vergleich. Hier sind es 22 Apotheken auf 100.000 Einwohner, in Hamburg zwei weniger. Besonders wenige Apotheken gibt es dabei im Bezirk Harburg. Im Bezirk Altona sind es noch 57 – und nach dem 17. Mai eine weniger.
Die Elefanten-Apotheke in Altona gibt es seit 1692. Das Privileg wurde einst durch den dänischen König Christian V. erteilt. Später wechselten nicht nur die Besitzer, sondern auch die Standorte: Königstraße und Mörkenstraße. In den Besitz der Familie Mensing gelangte sie 1903. Nach der vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg fand Hugo Konrad Mensing, der Großvater des aktuellen Inhabers, 1950 einen neuen Ort für seine Apotheke – in der Ottenser Hauptstraße.