• Die im Film gezeigte Prostituierte Rita ist in Wahrheit nur eine Schauspielerin. 
  • Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss

Nachgestellte Szenen und falsche Huren: Preisgekrönte NDR-Doku war ein Fake!

Schummel-Skandal beim NDR! Falsche Huren und inszenierte Geschichten – der preisgekrönte und vom NDR mitproduzierte Dokumentarfilm „Lovemobil“ über die entwürdigenden Lebensbedingungen von Prostituierten in Niedersachsen zeigt in weiten Strecken Szenen, die so nie passiert sind.

Das haben Recherchen der NDR-Redaktion „STRG_F“ ergeben. Der Film soll zwar auf Basis von langjährigen Recherchen der Autorin Elke Margarete Lehrenkrauss entstanden sein, aber zentrale Darsteller des Films schilderten nicht ihre persönlichen Erfahrungen, sondern spielten eine Rolle. Zahlreiche Situationen seien nachgestellt oder inszeniert.

Nachgestellte Szenen und Falsche Huren in NDR-Dokumentarfilm

So sei eine der gezeigten Frauen überhaupt keine Prostituierte, sondern habe lediglich die Geschichten von anderen Prostituierten nachgespielt. Eine weitere der vom Film begleiteten Prostituierten sei nur für die Dreharbeiten nach Niedersachsen gekommen. Bei einem der gezeigten Freier soll es sich um einen Bekannten der Autorin handeln.

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Der Dokumentarfilm ist unter anderem aus Mitteln der Nordmedia Filmförderung finanziert worden. Die NDR-Dokumentarfilmredaktion war als Ko-Produzent beteiligt.

Der Film schildert das Leben von Prostituierten, die unter schrecklichen Umständen in Wohnmobilen am Rande von Bundesstraßen in Niedersachsen arbeiten, dort Missbrauch und Gewalt erfahren. Er ist weltweit auf Festivals gelaufen, wurde im Juli 2020 mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet und ist für den Grimme-Preis nominiert.

Recherche des NDR deckt Schummel-Skandal auf

Auslöser für die kritische Untersuchung des Films waren Recherchen der NDR-Redaktion „STRG_F“, die Informationen aus dem Umfeld der Produktion bekommen hatte und nach eigenen Nachforschungen auf Unstimmigkeiten stieß. Im Interview mit „STRG_F“ räumte Lehrenkrauss schließlich ein, es versäumt zu haben, den NDR über die Inszenierungen zu informieren. Sie bereue das und behauptet zugleich, der NDR habe nicht nachgefragt.

Lehrenkrauss verteidigt gegenüber „STRG_F“ ihre Vorgehensweise: „Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorwerfen, die Realität verfälscht zu haben, weil diese Realität, die ich in dem Film geschaffen habe, ist eine viel authentischere Realität.“

Nach Betrugsvorwürfen: „Lovemobil“ wird aus dem Verkehr gezogen

Die NDR-Dokumentarfilmredaktion weist den Vorwurf der Autorin zurück, keine Nachfragen zur Authentizität gestellt zu haben. Während der mehrjährigen Produktionszeit war die Redaktion demnach zu keinem Zeitpunkt über die Inszenierung informiert worden. Der NDR steht mit der Aufklärung des Vorfalls noch am Anfang.

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„Der Film „Lovemobil“ entspricht nicht den Standards, die der NDR an dokumentarisches Erzählen anlegt. Er gaukelt dem Publikum eine Authentizität vor, die er nicht hat. Journalist*innen des NDR haben aufgedeckt, dass weite Teile des Films frei inszeniert wurden. Der NDR wird den Sachverhalt in seinen Programmen transparent machen und unabhängig berichten. Wir müssen neben der vollständigen Aufklärung noch bessere Wege finden, wie wir uns vor solchen Irreführungen schützen können“, erklärte Frank Beckmann, Programmdirektion Fernsehen.

Der Film „Lovemobil“ lief coronabedingt nur kurz im Kino. Auch im NDR-Fernsehen ist der Film bereits im Dezember gelaufen. Nun wurde „Lovemobil“ vorerst aus der ARD-Mediathek genommen und für Wiederholungen gesperrt. (mp)

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