Maria Saganowska, leidenschaftliche Friseurin und Wahl-Hamburgerin, sah keinen anderen Weg mehr, als ihren Salon zu schließen.
  • Maria Saganowska, leidenschaftliche Friseurin und Wahl-Hamburgerin, sah keinen anderen Weg mehr, als ihren Salon zu schließen.
  • Foto: Patrick Sun

Nach vielen Jahren: Wegen Corona: Friseurin schließt Salon in Hamburg für immer

Barmbek –

Maria Saganowska hat sich vor neun Jahren einen Traum erfüllt: ihren eigenen Friseursalon in Hamburg. Seitdem schneidet, tönt und färbt die leidenschaftliche Friseurin Haare der Hamburgerinnen und Hamburger in Barmbek. Die Corona-Pandemie erschwert ihr seit Monaten das Leben – deswegen macht die Friseurin nun einen richtigen Cut.

„Ich liebe meinen Laden und ich liebe meinen Beruf. Ich gehöre zu den wenigen, die grinsen, während sie Haare schneiden. Meinen Salon nun aufgeben zu müssen zerreißt mein Herz“, sagt Saganowska im Gespräch mit der MOPO.

Nach 35 Jahren: Tschüss, Hamburg!

Saganowska ist vor 35 Jahren von Polen nach Hamburg gezogen. Seitdem hat sie sich hier ein Leben aufgebaut – mit eigenem Friseursalon und zwei Töchtern. Seit Beginn der Pandemie lief es nicht mehr gut: Ersparnisse wurden aufgebraucht, Personal wurde entlassen, sie verlor Stammkunden. „Irgendwann musste ich sogar meine Töchter nach Geld fragen. Das kratzt natürlich an meinem Stolz. Mütter sollten ihre Kinder unterstützen können und nicht umgekehrt“, sagt die 57-Jährige. 

Richtig schlimm wurde es schließlich, als die Testpflicht eingeführt wurde. Stammkunden seien beleidigt gewesen und hätten Saganowska dafür verantwortlich gemacht, dass sie ohne ein negatives Testergebnis nicht frisiert werden konnten. „Es gab Tage, an denen konnte ich nur eine einzige Person frisieren, da alle anderen Kunden ohne ein Testergebnis zum Termin erschienen sind. Ich musste sie wegschicken“, erklärt die Friseurin. 

Hamburg: Unverständnis bei Kunden

Bei der Handwerkskammer Hamburg laufen die Drähte heiß. „Wir haben ein enormes Aufkommen an Anrufen von Friseuren, die beklagen, dass viele Termine abgesagt werden. Hinzu kommt das Unverständnis darüber, dass auch zweifach Geimpfte nicht ohne Test kommen dürfen. Zu dem Thema setzt sich die Kammer auf politischer Ebene für eine schnelle Lösung ein“, sagt Christiane Engelhardt, Sprecherin der Handwerkskammer.

Während es in Schleswig-Holstein keine Testpflicht gibt, sind die Kunden in Hamburg verpflichtet, das negative Testergebnis eines PCR-Tests (nicht älter als 48 Stunden) mitzubringen. Oder sie können direkt vor dem Laden selber einen Schnelltest durchführen. Die Friseurinnen müssen den Test „abnehmen“. 

Hamburger fahren nach Schleswig-Holstein zum Friseur

Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, soll es viele Hamburger nach Schleswig-Holstein gezogen haben, um dort einen Friseur-Termin wahrzunehmen. Die Hamburger Friseure gehen stattdessen leer aus. 

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Obermeister Birger Kentzler, Verbandsvorsitzender der Friseur-Innung, ist besorgt. „Wenn es gängige Praxis bleibt, dass man sich in Hamburg testen muss, in umliegenden Bundesländern aber nicht, wird es bei uns in Zukunft 25 Prozent weniger Friseurbetriebe geben.“

Die Corona-Pandemie hat Maria Saganowskas Lebenstraum platzen lassen. „Ich werde Mitte Mai zurück nach Polen gehen. Nach 35 Jahren habe ich in Hamburg keine Perspektive mehr“, so die 57-Jährige. Sie werde in Polen einen neuen Salon eröffnen. Das letzte, was sie wolle, sei von Hartz IV leben und insolvent sein. Deswegen fange sie woanders neu an. 

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