• Ein Teil der sichergestellten Drogen im Sitzungssaal der Polizei Hamburg.
  • Foto: Polizei

Nach Razzien: Zu viele Drogen: Polizei muss Koksberge im Sitzungssaal lagern

Winterhude –

Es ist eines der größten Ermittlungsverfahren in der Hamburger Kriminalgeschichte: Eine Gruppe aus mehr als 20 Männern soll Drogen aus Südamerika in die Hansestadt gelotst, im Hafen dann abgefangen und letztlich in ganz Norddeutschland verteilt haben – es geht um mehr als zwei Tonnen Kokain. So viel Rauschgift, dass der „Schnee“ sogar im Polizei-Präsidium gelagert werden musste.

Tatsächlich lagerten die Beamten das Koks zeitweise mitten im Sitzungsaal ihres Präsidiums am Bruno-Georges-Platz. Ein von der Polizei veröffentlichtes Foto zeigt die gestapelten Drogen, eingepackt in dunklen Plastikhüllen.

Razzien in Hamburg: Polizei muss Koksberge im Sitzungssaal lagern

Mit gefälschten Transportpapieren tricksten die Männer Hafen-Mitarbeiter aus, sorgten so dafür, dass sie die Laster mit dem gewünschten Drogen-Container an Orte ihrer Wahl bringen konnten. Zum Beispiel nach Dollern (Landkreis Stade), wo knapp 400 Kilo Koks in einer Bananen-Lieferungen sichergestellt wurden. 

Das Kokain wurde teilweise in doppelten Containerböden gefunden.

Das Kokain wurde teilweise in doppelten Containerböden gefunden.

Foto:

Polizei

Entscheidende Hilfe bekam die Bande offenbar auch von Ashraf M.(39): Der zurzeit arbeitslose IT-Spezialist soll sich in sensible Bereiche des Hafen-Netzwerkes gehackt und durch Manipulation des Systems Kokain-Container völlig unbemerkt aus dem Terminal geschafft haben.

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In dem Fall arbeitet die GER (Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift), ein Schulterschluss aus Polizei- und Zoll-Beamten, die gegen international agierende Drogen-Banden ermitteln. Sie kamen der Hamburger Gruppe eher zufällig auf die Spur – und zwar nach Schüssen in der Fischbeker Heide im April. 

Schüsse in Neugraben brachten Ermittler auf die richtige Spur

Ein 28-Jähriger erlitt damals einen Beinschuss, ein anderer Verletzungen an der Hand. Offenbar gab es Streit innerhalb der Bande: Mitglieder wollten Drogen abzwacken und auf eigene Rechnung verkaufen. Das kam beim Rest nicht gut an. Es kam zur Konfrontation und Eskalation an der Straße Waldschlucht (Neugraben). Sie gilt unter Anwohnern als „Drogen-Hotspot“.

Bei den Razzien am Dienstag nahmen Polizisten und Zöllner insgesamt 15 Männer fest, durchsuchten Wohnungen in Altona, Wilhelmsburg und Harburg. Dabei wurden 125.000 Euro in bar, zehn Schusswaffen, kleinere Mengen an Drogen und ein BMW X6-SUV sichergestellt.

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