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Die Supermarktkette Lidl wird von der Hamburger Verbraucherzentrale verklagt (Symbolbild). Foto: picture alliance/KEYSTONE | GIAN EHRENZELLER

Nach Rabattaktion: Hamburger Verbraucherzentrale verklagt Lidl

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Der Discounter Lidl warb kürzlich mit der „größten Preissenkung seiner Geschichte“. Verbraucherschützer kritisieren: Die Werbung verspricht Kunden mehr, als sie tatsächlich bietet.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat den Discounter Lidl wegen einer umstrittenen Rabattaktion verklagt. Die Angebotswerbung sei wettbewerbswidrig und führe Verbraucher in die Irre, heißt es in der Klageschrift, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Verbraucherschützer wollen mit der Unterlassungsklage erreichen, dass Lidl nicht mehr mit dem Slogan „Sofort dauerhaft 500 Produkte günstiger“ werben darf.

Lidl warb mit großer Preissenkung

Zuständig ist wegen Lidls Firmensitz das Landgericht Heilbronn. Das Unternehmen wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Die Klage sei nicht bekannt. Lidl hatte Ende Mai angekündigt, mehr als 500 Einzelartikel im Sortiment dauerhaft im Preis zu senken. Der Lebensmittelhändler warb mit der „größten Preissenkung seiner Geschichte“. Einzelne Artikel würden um bis zu 35 Prozent reduziert. Welche Produkte genau günstiger werden sollten, ließ Lidl jedoch offen.

Armin Valet, Lebensmittel-Experte von der Verbraucherzentrale Hamburg, kritisiert das: „Es ist völlig unklar, welche Produkte im Preis sofort dauerhaft reduziert wurden. Wer mit so konkreten Zahlen und Versprechen wirbt, muss sie auch belegen.“ Eine vollständige Liste liege aber nicht vor. Die beworbenen Preisreduzierungen glichen die enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre bei Weitem nicht aus. Die Kunden seien auf klare und verlässliche Informationen angewiesen. 

Experte: Lidl-Werbung „unglücklich“

Zuvor war die Werbeaktion bereits kritisiert worden – auch von Handelsexperten wie Stephan Rüschen. Der Professor der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn nannte die Lidl-Werbung „unglücklich“. Er hatte in einer Filiale nachgezählt und war dabei nur auf etwa 300 Artikel gekommen. Der Spareffekt sei deutlich geringer als Verbraucher annahmen, wenn sie die Werbebotschaft hören, sagte Rüschen. Lidl wies diese Vorwürfe zurück. Das Unternehmen erklärte, die Zahl 500 beziehe sich auf die Anzahl der in Deutschland reduzierten Einzelartikel. Die Aktion umfasse sowohl bundesweite als auch regionale Preisanpassungen.


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Die Verbraucherschützer monieren, dass diese Angaben für Kunden ausschließlich in einer Fußnote zu finden seien. Kunden sparen wenig: Die Preisvergleichsapp Smhaggle konnte bei Lidl gerade einmal gut 270 reduzierte Produkte identifizieren. Laut einer Auswertung von mehr als 640.000 Kassenbons sparen Kunden durch die Rabattaktion kaum nennenswert. Viele Artikel sind bei Lidl demnach nur einige Cent günstiger geworden.

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Bei knapp zwei Drittel der reduzierten Produkte lag die Preissenkung zwischen 0 und 10 Prozent. Lediglich bei jedem achten Artikel war der Rabatt höher als 20 Prozent. Da die herabgesetzten Produkte bloß einen Teil des Sortiments ausmachen, beläuft sich die durchschnittliche Ersparnis pro Einkauf laut Smhaggle nur auf etwa zwei Prozent.  Die Aktion zeigte dennoch Wirkung. Nach Lidls Ankündigung zogen die anderen großen Handelsketten nach und passten ihre Preise an. (dpa/mp)

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