Legendäre Proberäume: In diesem Bunker auf St. Pauli geht’s jetzt endlich weiter
Einst probte hier Tocotronic, dann war es lange still – nun kehrt die Musik zurück: Nach einer langen Hängepartie sind die legendären Proberäume im Bunker auf St. Pauli wieder offen. Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht gut um die Zukunft des Bunkers aus.
Insgesamt stehen 54 Räume zur Verfügung, über 100 Bands sollen hier in Zukunft proben. Zunächst wurden alle Altmieter angeschrieben. 17 Räume stehen jetzt noch zur Verfügung.
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Lange war es still im Otzenbunker – nun kehrt die Musik zurück. Nach einer Hängepartie sind die legendären Proberäume auf St. Pauli jetzt wieder offen. Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht aus für die Zukunft des Bunkers aus.
Die Nachricht rüttelte die hiesige Kulturszene kräftig durch. Im November 2018, es hatte gerade einen Eigentümerwechsel beim Bunker gegeben, machte das Bezirksamt Mitte die Schotten des Bunkers in der Otzenstraße dicht. Schimmel, Feuchtigkeit und eine zu schlechte Belüftung machten den Schritt laut Behörde unvermeidbar. Demnach sei es gesundheitsschädlich, sich länger als 15 Minuten in dem Gebäude aufzuhalten. Zahlreiche Beschwerden aus der (Neubau-)Nachbarschaft über zu viel Lärm taten ihr Übriges. Rund 120 Bands und Künstler verloren damals ihren Proberaum. Und das in einer Stadt, wo Übungsorte ohnehin rar gesät sind.
In dem Bunker probten schon Tocotronic
Nun, bald vier Jahre später, waren gestern viele zufriedene Gesichter in der Otzenstraße zu sehen: Marco Daedelow, Vertreter des Eigentümers Qcoon Real Estate GmbH, zeigte den sanierten Bunker, während bereits Schlagzeugklänge hinter Türen zu vernehmen sind.
Dass hier wieder Musik durch die Räume dringen wird, daran hat bei Weitem nicht jeder geglaubt. Doch zusammen mit 200.000 Euro von der Stadt wurde der Bunker vom Eigentümer für 1,1 Millionen Euro wieder auf Vordermann gebracht. Neue Lüftungsanlage, neue Sanitäranlagen, neuer Lärmschutz – vom zuletzt völlig abgerockten Bunker, in dem schon Tocotronic und Blumfeld probten, ist heute auf jeden Fall nicht mehr viel zu sehen.
Noch gibt es freie Plätze im Otzenbunker
Insgesamt stehen 54 Räume zur Verfügung, über 100 Bands sollen hier in Zukunft proben. Zunächst wurden alle Altmieter angeschrieben, 17 Räume stehen jetzt noch zur Verfügung (Konditionen: 12,50 Euro kalt, plus 4,80 Euro Nebenkosten pro Quadratmeter). Zu den zurückgekehrten Altmietern gehört auch der Schlagzeuger und Sänger Dietmar Simon (53). „Das ist ein ganz toller Tag. An die Rückkehr haben viele nicht mehr drang geglaubt”, freut er sich.
Da sich die Stadt an der Sanierung beteiligt hat, gibt es außerdem Auflagen, die die Nutzung des Bunkers als Proberaum für viele Jahre sicherstellen. Die Bürgerschaftsabgeordneten Hansjörg Schmidt (SPD) und Farid Müller (Grüne), die sich für den Erhalt des Bunkers eingesetzt haben, verweisen auf eine zehnjährige Bindungsfrist der Realmiete und die Option für Mieter, nach Ende der Frist den Vertrag zwei Mal um jeweils drei Jahre zu verlängern. „Die Nutzung der Proberäume im Otzenbunker wird mindestens 15 Jahre erhalten”, so Müller.
Kultursenator hätte gern mehr Orte der Kultur
Und Kultursenator Carsten Brosda (SPD) stellt klar: „Wir können von solchen Orten gar nicht genug haben.” Der Otzenbunker sei ein Beispiel wie Kultur und Wohnen in Hamburg koexistieren können. „Hier sieht man, wie es klappen kann – ohne Verdrängung.“
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Mögliche Beschwerden wegen Lärms will der neue Eigentümer auch mit Ruhezeiten vorbeugen. Zwischen 12 Uhr und 14 Uhr sowie ab 22 Uhr soll es still sein. Damit dürften sich dann auch die Zugezogenen arrangieren können.