Fürs Klima: Hier können Verstorbene sich jetzt kompostieren lassen
Was soll nach meinem Tod mit meinem Körper passieren? Diese Frage beantworten heute in Hamburg nur noch 20 Prozent der Menschen mit einer Sarg-Bestattung. Die meisten wählen die Verbrennung und eine Urne. Aber ist das im Sinne des Klimaschutzes? Die Nordkirche geht jetzt neue Wege: mit dem Pilotprojekt einer ökologischen Turbo-Kompostierung.
Es klingt ziemlich barbarisch, ist aber eine gute Alternative für Menschen, die Angst vor der Verbrennung haben: Bei der Reerdigung kommt der Leichnam in ein sargähnliches Behältnis – das übrigens immer wieder verwendet wird. Darin zersetzen Mikroorganismen mit Hilfe moderner Technologie bei einer natürlich entstehenden Temperatur von 70 Grad den Leichnam in eine Art Humus. In den USA wird diese Bestattungsform schon seit einem Jahr angeboten.
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Was soll nach meinem Tod mit meinem Körper passieren? Diese Frage beantworten heute in Hamburg nur noch 20 Prozent der Menschen mit einer Sarg-Bestattung. Die meisten wählen die Verbrennung und eine Urne. Aber ist das im Sinne des Klimaschutzes? Die Nordkirche geht jetzt neue Wege: mit dem Pilotprojekt einer ökologischen Turbo-Kompostierung.
Es klingt ziemlich barbarisch, ist aber eine gute Alternative für Menschen, die Angst vor der Verbrennung haben: Bei der Reerdigung kommt der Leichnam in ein sargähnliches Behältnis – das übrigens immer wieder verwendet wird. Darin zersetzen Mikroorganismen mit Hilfe moderner Technologie bei einer natürlich entstehenden Temperatur von 70 Grad den Leichnam in eine Art Humus. In den USA wird diese Bestattungsform schon seit einem Jahr angeboten.
Künstliche Körperteile wie Hüftgelenke bleiben zurück. Die Knochen müssen wie bei der Einäscherung im Krematorium anschließend noch verfeinert werden. In dem hochtechnischen Sarg kann die Zersetzung des Leichnams gemessen und gesteuert werden, indem etwa Feuchtigkeit zugeben wird. Aber ohne jede Chemie.
Reerdigung: Leichnam wird in 40 Tagen zu Humus
Die Kompostierungszeit beträgt 40 Tage, erklärt Nordkirchen-Sprecher Michael Birgden. Dann werden die Überreste aus dem Behältnis entnommen und in ein nur 30 Zentimeter tiefes Grab gelegt. Darüber kommt eine Schicht Friedhofserde. Nun können die Hinterbliebenen einen Baum oder einen Rosenstock pflanzen, auch Maulwürfe und Regenwürmer dürfen im Grab aktiv werden.
„Das Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Umwelt wächst bei vielen Menschen. Auch das Ende des Lebens zahlt auf den ökologischen Fußabdruck jedes Menschen mit ein“, so Birgden. Deshalb setzt die Nordkirche nun auf „Reerdigung“. Sie ermögliche einen nachhaltigeren Umgang mit dem Tod.
Pilotprojekt startet die Nordkirche in Mölln
Die Nordkirche, zu der auch die evangelische Kirche in Hamburg gehört, startet Reerding jetzt als Pilotprojekt in Mölln. Dort steht bereits ein solches sargartiges Behältnis in der Friedhofskapelle. Und es liegt auch bereits der Leichnam einer alten Frau drin. Angeboten wird die Reerdigung vom Berliner Unternehmen Circulum Vitae. Die Firma verspricht: „Dabei wird eine Tonne CO₂ weniger freigesetzt als bei einer Einäscherung.“ Obwohl die Kokons wiederverwendet werden, ist eine Reerdigung teuer. Die Kosten betragen laut Circulum Vitae etwa 2100 Euro.
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Obwohl der Körper nach der Reerdigung ja bereits stark zersetzt ist, verzichtet der Friedhof in Mölln aber nicht auf die lange Liegezeit von 25 Jahren, für die die Grabstelle gemietet werden muss.
Umfragen in den letzten Jahren ergeben, dass sich eine Mehrheit der Menschen für eine pflegefreie Beerdigung auf einem Friedhof oder eine Bestattung in einem Friedwald entscheiden würden. Als Wunsch wird am häufigsten die Beisetzung in einer Urne im eigenen Garten genannt. Das ist allerdings fast in allen Bundesländern verboten. Nur in Bremen ist das erlaubt. Rund 40 bis 50 Menschen lassen dort jedes Jahr ihre Asche m eigenen Garten oder Kleingarten verstreuen.