• Wie im MiWuLa üblich, herrscht auch bei der Sonderausstellung Liebe zum Detail.
  • Foto: Patrick Sun

Nach Bauern-Shitstorm : Neue Ausstellung zu Nutztierhaltung im Miniatur Wunderland

HafenCity –

Im vergangenen Sommer kassierten die Miniatur Wunderland-Gründer Gerrit und Frederik Braun einen Mega-Shitstorm. Besonders Landwirte waren empört, als die Touri-Attraktion Plakate veröffentlichte, auf denen Miniatur-Menschen wie Nutztiere gehalten wurden. Die Braun-Brüder wollten mit den eindringlichen Motiven auf die teils erschreckenden Bedingungen der heutigen Nutztierhaltung aufmerksam machen. Nun gibt es eine neue Sonderausstellung zu dem Thema – doch dieses Mal ist die Diskussion versönlicher. 

Frauen an Melkmaschinen, geschredderte Babys und Menschen in Käfigen – leicht zu ertragen waren die Bilder, die das Miniatur Wunderland vor gut einem halben Jahr veröffentlichte, nicht. 

Hamburger Miniatur Wunderland schockt mit Facebook-Fotos

Unter dem Motto „Schockierende Bilder aus Knuffingen“ (ein Abschnitt im Miniatur Wunderland) zeigten die Macher vier Plakate auf ihrer Facebook-Seite, auf denen offensichtlich Menschen die Plätze von Nutztieren einnehmen. Das Geschrei war groß, es kam zum Mega-Shitstorm und vor allem Landwirte fühlten sich mehr als nur auf den Schlipps getreten. 

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Doch die Wunderland-Brüder sind dafür bekannt, klare Kante zu politischen Themen zu beziehen – auch wenn es dabei mal ungemütlich werden kann. Den Shitstorm, den die Nummer im Sommer nach sich zog, wollten sie aber trotzdem nicht auf sich sitzen lassen und entwickelten im letzten halben Jahr die Sonderausstellung „Sauwohl“, die sie am Dienstag zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierten. 

Braun-Brüder wollen „mit Miniaturwelt den großen Spiegel vorhalten“

Für den detailgetreuen Bau der Szenarien standen den Modellbauern des Wunderlands Landwirte zur Seite. So gab Frederik Braun auch zu, dass ohne die Hilfe der Fachmänner nichts geklappt hätte. Und sagte weiter, dass die meisten Verbraucher, ihn eingeschlossen, keinen blassen Schimmer davon haben, wie Nutztierhaltung konkret aussieht, und welche verschiedenen Haltungsformen es tatsächlich gibt. 

Wie im MiWuLa üblich, herrscht auch bei der Sonderausstellung Liebe zum Detail

Wie im MiWuLa üblich, herrscht auch bei der Sonderausstellung Liebe zum Detail.

Foto:

Patrick Sun

Hier will die Touristen-Attraktion in der Speicherstadt jetzt aufklären – und es den Verbrauchern ermöglichen eine „reflektierte Entscheidung an der Fleischtheke oder vor dem Kühlregal treffen zu können.“ „Wir wollen mit der kleinen Miniaturwelt den großen Spiegel vorhalten“, sagt Frederik Braun. Weiter sagt er: „Der Verbraucher ist verblendet durch die Preispolitik und dem Slogan ‚Geiz ist geil‘. 

Neue Sonderausstellung „Sauwohl“ im Hamburger Miniatur Wunderland

In fünf Dioramen werden in der Ausstellung „Sauwohl“ verschiedene Haltungsformen des Mastschweins anhand exemplarischer Höfe dargestellt – von einem industriellen Schweinemastbetrieb, der den gesetzlichen Mindeststandard erfüllt bis zu einem Hof, der höchste Tierwohl -und Bio-Standards befolgt. 

Viel Platz und Luft für die Schweine: In diesem Diorama ist die Bio-Schweinemast nach höchsten Tierwohl-Standards dargestellt

Viel Platz und Luft für die Schweine: In diesem Diorama ist die Bio-Schweinemast nach höchsten Tierwohl-Standards dargestellt.

Foto:

Patrick Sun

Traurige Realität als Miniatur: Ein Schweinetransport mit vielen Tieren auf engstem Raum im Lkw

Traurige Realität als Miniatur: Ein Schweinetransport mit vielen Tieren auf engstem Raum im Lkw.

Foto:

Patrick Sun

Auf dem Hof mit dem gesetzlichen Mindeststandard würde der Verbraucher für ein Kilo Schweineschnitzel 6,58 Euro bezahlen, auf dem mit dem höchsten Standard 21,99 Euro – ein signifikanter Unterschied. 

Video: Miniatur Wunderland: „In meinem Gepäck ist Gras“

„Wir müssen es nur wollen. Ich glaube daran, dass wir als Verbraucher etwas verändern können“, sagt Gerrit Braun optimistisch. Und auch Sönke Hauschild vom Bauernverband Schleswig-Holstein sagt: „Tierwohl und Tierhalterwohl müssen zusammen gehen – aber das kriegen wir hin.“ Auch sind sich alle einig, dass mit dem jetzigen Konsumverhalten die beste Produktionsweise noch nicht möglich ist – das muss sich ändern. 

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