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  • Über Stunden festgehalten: 36 junge Demonstranten wurden am Samstagabend am Hauptbahnhof von der Polizei festgesetzt.
  • Foto: hfr

Nach Anti-Rassismus-Demos in Hamburg: Polizeigewalt? Vorwürfe gegen Einsatzkräfte

„Wir sind an eurer Seite!“ – so lautete die Twitter-Meldung der Hamburger Polizei vor Beginn der großen Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt in Hamburg. Und: „Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.“ Am Ende des Tages stehen 36 junge Demonstranten hinter schwer bewaffneten Polizisten an der Wand. Videos zeigen Verfolgungsszenen. Jetzt hagelt es Kritik am Vorgehen der Einsatzkräfte.

Kam es in Hamburg zu Polizeigewalt? Das zumindest meint Linda Martin auf Facebook, deren 19-jährige Tochter an der Demo teilgenommen hatte. „Als meine Tochter nach Hause wollte, wurde ihr Plakat von zwei Polizisten weggerissen“, schreibt die Mutter. Die Beamten seien aggressiv gewesen, hätten ihre Tochter eingeschüchtert und ihre Personalien genommen. Dabei sei ihre 1,65 Meter große Tochter nur „ein friedliches Mädel“, das nach Hause wollte.

Videos im Internet zeigen Verfolgungsszenen

Videos auf Facebook und auf Twitter zeigen Szenen, in denen junge Demonstranten von Polizisten durch die Mönckebergstraße und kleinere Seitenstraßen in der City verfolgt werden.

Auch Emily Laquer von der „Interventionistischen Linken“, die Augenzeugin der Ingewahrsamnahmen am Hauptbahnhof war, kritisiert die Vorgehensweise der Polizei. „Viele der festgesetzten Demonstranten waren noch sehr jung. Da waren Kinder dabei!“ Sie über Stunden in Gewahrsam zu nehmen, sei nicht zu rechtfertigen, meint Emily Laquer.

Viele der Festgesetzten hatten einen Migrationshintergrund

Auffällig ist für Laquer auch die Tatsache, dass viele der Festgesetzten einen Migrationshintergrund zu haben schienen. „Einschüchterung und Schikanen durch die Polizei sind für viele nicht-weiße Jugendliche Alltag. Deswegen waren sie gestern zu tausenden auf der Straße. Die Hamburger Polizei hatte nichts besseres zu tun, als diese schlechten Erfahrungen noch einmal zu bestätigen. So wachsen Wut und Widerstand!“

Die LINKEN-Politikerin Zaklin Nastic forderte auf Twitter: „Haben wir nicht gestern erst auf der ganzen Welt und in vielen deutschen Städten inklusive Hamburg gegen Polizeigewalt demonstriert? Die Hintergründe in Hamburg müssen lückenlos aufgeklärt werden!“

Polizei: Störgruppe warf Gegenstände auf die Beamten

Eine Polizeisprecherin erklärte: Nur einer der Festgesetzten war 13 Jahre alt und damit nicht strafmündig. Er sei zur Wache gebracht und dort von seiner Mutter abgeholt worden. Die übrigen Festgesetzten waren entweder minderjährig oder junge Erwachsene. Die Maßnahmen seien ergriffen worden, weil eine kleine Gruppe von Demonstranten Unruhe gestiftet habe.

So seien Gegenstände auf die Fahrbahn gezogen worden und mit Baustellenmaterial und Flaschen geworfen worden. Auch auf die Polizisten. „Trotz vielfacher Bemühungen, die Störgruppe zu zerstreuen, ist es nicht gelungen, Ruhe in die Situation zu bringen“, so die Sprecherin.

Polizei: Alle Personen sind inzwischen wieder frei

Daher sei es zu den insgesamt 36 Ingewahrsamnahmen und elf Festnahmen gekommen. Hintergrund der Festnahmen sei schwerer Landfriedensbruch sowie Abbrennen von Pyrotechnik gewesen, was ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz darstelle. Alle Personen sind laut der Sprecherin inzwischen wieder frei.

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