• Der Seeadler war mit einem Windrad kollidiert und schwer verletzt worden.
  • Foto: picture alliance/dpa/Olaf Nieß

Nach Amputation und heftiger Kritik: Kollidierter Seeadler wurde eingeschläfert

Als Anfang März ein Seeadler mit einem Windrad im Hamburger Hafen kollidierte und daraufhin von Mitarbeitern der Stadt Hamburg versorgt wurde, regte sich harsche Kritik von Tierschützern. Jetzt wurde das Tier eingeschläfert.

Nach dem Zusammenprall mit dem Windrad wurden dem verletzten Adler Teile des Flügels amputiert. Ausgangspunkt der Debatte war unter anderem ein TV-Beitrag des lokalen Senders Hamburg1.

Hamburg: Tierschützer kritisieren Umgang mit Seeadler

„Dort war eindeutig ersichtlich, dass die beiden Mitarbeiter der Stadt Hamburg offensichtlich nicht geübt im tierschutzgerechten Umgang mit Greifvögeln sind“, sagte Christian Erdmann, Leiter der Wildtierstation in Sparrieshooop.

Christian Erdmann ist Leiter der Wildtierstation in Sparrieshoop.

Christian Erdmann ist Leiter der Wildtierstation in Sparrieshoop.

Foto:

Bettina Blumenthal

In dem Beitrag seien mehre Situationen ersichtlich gewesen, die sogar als tierschutzrechtlich relevant einzustufen seien. „Wie mit dem verletzten Vogel vor der Kamera herumgefuchtelt wurde, ist unmöglich“, sagte Erdmann der MOPO.

Seeadler in Hamburg: Amputation in einer Notoperation

Der kranke Vogel sei sehr stressempfindlich. „Außerdem wurde die große, teilamputierte Schwinge hin und her bewegt“, ergänzt er verärgert.

Erdmann stand mit seiner Kritik nicht allein da, auch der Deutsche Falkenorden, seine Landesverbände Schleswig-Holstein und Hamburg sowie der Deutsche Wildgehegeverband äußerten sich zu dem Seeadler.

„Ein Weiterleben des Tieres mit einem amputierten Flügel bedeutet dauerhaftes Leiden und wiederholte Schmerzen“, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme. „Durch die Störung des Gleichgewichts wird selbst das Sitzen auf einer Stange für das Tier problematisch.“ Sie forderten eine sofortige Einschläferung des Adlers.

Seeadler in Hamburg: Tierärzte schläferten ihn ein

Die MOPO fragte bei der Umweltbehörde nach, wie es dem Seeadler inzwischen geht. Sprecher Björn Marzahn teilte mit, dass das Tier am vergangenen Mittwoch von den zuständigen Tierärzten und mit Zustimmung der Fachbehörden Mitte eingeschläfert wurde.

„Der Seeadler war zu dem Zeitpunkt der Aufnahme durch Herrn Nieß noch sehr vital und nur am Flügel verletzt. Deshalb war unklar, wie stark das Tier durch seine Verletzungen später beeinträchtigt wurde“, so Marzahn.

Es sei der Versuch unternommen worden, die Überlebensfähigkeit des Tieres operativ wieder herzustellen. „Dabei standen das Wohl des Tieres und die Leidensfreiheit im Sinne des Tierschutzes zu jeder Zeit im Mittelpunkt.“

Umgang mit dem Seeadler: Immer noch Kritik nach Einschläferung

Erdmann kann über die Stellungnahme der Stadt Hamburg nur müde lachen. „Nächstes Mal sollten sie sich trotzdem sofort die Hilfe von Experten in Anspruch nehmen, die ihnen auch in diesem Fall angeboten wurde“, sagt er.

„Als klar war, dass der Flügel amputiert werden musste, hätten sie ihn sofort einschläfern müssen. Es muss in der Pflege von Tieren immer ein Ziel geben und das hätte es hier nicht gegeben.“

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