Abriss-Plan „ruht“: Dürfen Mieter im historischen „Zeughaus“ doch noch hoffen?
Über einem historischen weißen Etagenwohnhaus in der Hamburger Neustadt schweben seit September 2021 bedrohliche Abrisspläne. Erfahren hatten das die Bewohner allerdings über eine Senatsanfrage der Linken – und nicht etwa über ihren Vermieter. Seitdem kämpfen sie für den Erhalt ihres Zuhauses, sogar die ehemalige Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) schaltete sich persönlich ein. Fast zwei Jahre später steht das Haus immer noch, der Antrag ruht derzeit – gibt es also Hoffnung?
Über einem historischen weißen Etagenhaus in der Hamburger Neustadt schweben seit September 2021 bedrohliche Abrisspläne. Erfahren hatten das die Bewohner allerdings über eine Senatsanfrage der Linken – und nicht etwa über ihren Vermieter. Seitdem kämpfen sie für den Erhalt ihres Zuhauses, sogar die ehemalige Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) schaltete sich persönlich ein. Fast zwei Jahre später steht das Haus immer noch, und die Hausverwaltung prüft tatsächlich eine Sanierung – gibt es also Hoffnung?
Das markante Eckgebäude in der Zeughausstraße 42-44 in der Nähe der Landungsbrücken wurde 1898 erbaut. Entworfen hat es der Baumeister Chr. Schark (der Vorname ist nicht bekannt). Es gilt laut Hamburger Denkmalverein als eines der letzten Zeugnisse der Gründerzeit in der Neustadt.
Gebäude in Hamburger Zeughausstraße droht Abriss
Erste Gerüchte über einen Abriss gingen bereits lange vor September 2021 um. Denn seit 2020 waren nur noch Bewohner mit zeitlich begrenzten Mietverträgen eingezogen. Dann gab es die endgültige Gewissheit: Eine Anfrage der Linken-Politikerin Heike Sudmann zeigte, dass bereits ein Abrissantrag beim Bezirksamt Hamburg-Mitte lag.
Aufregung darüber bei den Mietern der 27 Wohnungen, die daraufhin die Initiative „Zeughaus bleibt“ gründeten. Immer wieder machen sie seitdem mit Lichtshows an der Fassade auf die Abrisspläne aufmerksam. Das Problem: Trotz seiner Historie besteht für das Haus keinerlei Denkmalschutz, denn es wurde im Zweiten Weltkrieg so stark beschädigt, dass es in Teilen neu aufgebaut werden musste.
Dann schalteten sich vor einem Jahr plötzlich die Baubehörde und die damalige Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) ein. In einem Brief an eine Mieterin schrieb ein Sachbearbeiter, dass es „befremdlich“ sei, dass dieses historische Gebäude abgerissen werden könnte. Man wolle sich stattdessen für eine Sanierung einsetzen.
Auf MOPO-Nachfrage sagte Sprecher André Stark jetzt, dass die Behörde tatsächlich noch einmal beim Denkmalschutzamt nachgehakt habe – leider mit schlechten Nachrichten: „Es gibt tatsächlich keine Gründe, die gegen einen Abriss sprechen.“
Abrissantrag ruht schon länger beim Bezirksamt Mitte
Das weitere Vorgehen liegt laut Stark in der Eigenverantwortung des Bezirks Hamburg-Mitte. Von dort heißt es wiederum, dass der Abrissantrag aufgrund der „Verhandlungen sowohl mit den Bewohnerinnen und Bewohnern als auch mit dem Eigentümer“ derzeit ruhe. Gibt es also doch noch Hoffnung?

Eigentümer der Immobilie ist seit zehn Jahren ein Hamburger Familienunternehmen, verwaltet wird es von der Hausverwaltung Alsterufer (HVA). Ein HVA-Sprecher bestätigte auf MOPO-Anfrage, dass eine Sanierung tatsächlich in der Prüfung sei. Vor einem Jahr hieß es noch, das sei absolut kein Thema mehr. Allerdings „zeichnet sich (…) ab, dass diese Variante höhere Kosten und eine längere Bauzeit nach sich zieht“, so der Sprecher.
Die Bausubstanz des Gebäudes befinde sich in einem schlechten Zustand, alle Mieter seien Anfang 2022 über die Vorteile eines Ersatzbaus anstatt „einer teureren, aufwendigen und zeitlich nicht verbindlich kalkulierbaren Sanierung“ informiert worden.
Hamburger Denkmalverein setzt sich für Erhalt ein
Kristina Sassenscheidt vom Hamburger Denkmalverein gibt wiederum zu bedenken, dass Abriss und Neubau sehr viel Energieverbrauch und CO2-Ausstoß bedeuteten. „Sanierte Altbauten besitzen oft höhere Lebenserwartungen als unter heutigen Bedingungen errichtete Neubauten“, sagt sie. Dazu kommt: Sollte der Bestand geschützt werden, könne dieser unter Umständen von Schall- oder Wärmeschutz-Auflagen abweichen, was wiederum die Sanierung erleichtere.
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Die von der HVA genannten Sanierungsüberlegungen hören sich jedenfalls nicht besonders ernst an. Im nächsten Jahr beabsichtige man, den Bauantrag einzureichen, so der Sprecher. Den Bewohnern soll für die Bauzeit eine Ersatzwohnung vermittelt werden, danach könnten sie dann in den Neubau zurückkehren.
Bleibt da noch der Preis: Die Wohnungen in dem Eckhaus sind überwiegend günstig, manche Mieter zahlen derzeit nur sechs Euro pro Quadratmeter. Der HVA-Sprecher betont, dass es ihnen dank der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) inzwischen möglich sei, auch bei der Rückkehr „günstige Mieten“ anbieten zu können. In welcher Höhe genau, das ist allerdings noch unklar.