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AWN-Geschäftsführer Christoph Steinkuhl während der „Hamburg Boat Show“ 2022.
  • AWN-Geschäftsführer Christoph Steinkuhl während der „Hamburg Boat Show“ 2022.
  • Foto: Screenshot Youtube/AWNiemeyer Wassersport

Nach 278 Jahren: Endgültiges Aus für Hamburger Traditionsunternehmen

Die gut 100 Mitarbeiter hatten bis zum Schluss gehofft, doch alle Hoffnungen haben sich zerschlagen: Das Amtsgericht in Hamburg hat das Insolvenzverfahren für den Bootsausrüster A. W. Niemeyer (AWN) eröffnet – ein Räumungsverkauf wird gestartet. Vor allem zwei Entwicklungen bedeuteten für das Traditionsunternehmen nach 278 Jahren das endgültige Aus.

Sie hatten gehofft und gezittert, doch am vergangenen Freitag platzten auch die Verhandlungen mit dem letzten von ursprünglich sechs Investoren. „Es tut mir vor allem für die rund 100-köpfige, hoch motivierte Belegschaft von AWN sehr leid. Diese war zu massiven Einschnitten bereit, um einen Beitrag zu leisten, damit die nachhaltige Verlustsituation gestoppt werden kann“, erklärte Rechtsanwalt Stefan Denkhaus als eingesetzter Insolvenzverwalter in einer Mitteilung des Unternehmens.

Niedergang von Niemeyer: Keine Chance gegen den Online-Handel

Demnach hätten nicht nur angestrebte Mieterhöhungen von der Vermieterseite zum Scheitern der Verhandlungen geführt: „Der stationäre Einzelhandel kann mit den im Online-Handel erzielbaren Margen nicht konkurrieren, muss aber bei den Verkaufspreisen mitgehen. Deshalb ist der Niedergang weiter Teile des Einzelhandels in den Städten derzeit aber kaum zu bremsen und A.W. Niemeyer steht beispielhaft für diesen negativen Trend“, so Denkhaus.

Schon in den vergangenen Jahren lastete offenbar großer finanzieller Druck auf dem Hamburger Unternehmen mit Stammsitz am Holstenkamp (Bahrenfeld). Im Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2020 nannte die Firma einen Fehlbetrag von 1,34 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete der seit 1745 existierende Bootsausrüster sogar ein Minus von 3,8 Millionen Euro.

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Ende Januar dieses Jahres hatte AWN-Geschäftsführer Christoph Steinkuhl dann die Insolvenz beantragt. „Aufgrund von mehreren Corona-Lockdowns und Lieferengpässen waren viele nachgefragte Artikel erst nach Ende der Saison für unsere Kunden verfügbar. Erschwert wurde die Situation durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, insbesondere die erhebliche Kaufzurückhaltung durch Inflation, allgemeine Unsicherheit und die allgegenwärtigen Kostensteigerungen“, erklärte Steinkuhl Anfang des Jahres.

Nun muss er dabei zusehen, wie an allen acht Standorten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz der Räumungsverkauf beginnt, der bis Ende Mai andauern soll. Filialen gibt es in Kiel, Lübeck, Dormagen sowie zwei in Berlin.

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