Nach 20 Jahren Arbeit: Das ist das neue Herz von Barmbek
Das alte „Hertie“ ist dem schicken Neubau „Fuhle 101” gewichen, breitere Gehwege sollen an der Fuhle zum Bummeln einladen und die Kultureinrichtung „Zinnschmelze“ hat jetzt viel mehr Platz: 20 Jahre lang wurde am Barmbeker Stadtteilkern gewerkelt, Altes erneuert und neue Wege geschaffen. Jetzt sind die Arbeiten fast fertig. Eine Bilanz.
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Das alte Hertie ist dem schicken Neubau „Fuhle 101” gewichen, breitere Gehwege sollen an der Fuhle zum Bummeln einladen und die Kultureinrichtung „Zinnschmelze“ hat jetzt viel mehr Platz: 20 Jahre lang wurde am Barmbeker Stadtteilkern gewerkelt, Altes erneuert und neue Wege geschaffen. Jetzt sind die Arbeiten fast fertig. Eine Bilanz.
Im alten „Arbeiterstadtteil” Barmbek-Nord hat sich so einiges verändert. Nun haben Bausenatorin Karen Pein (SPD) und der Leiter des Bezirksamts Nord, Michael Werner-Boelz (Grüne), das RISE-Sanierungsgebiet der unteren Fuhlsbüttler Straße und des Bahnhofsumfelds offiziell für beendet erklärt.
Hamburg: So hat sich Barmbek über die Jahre verändert
Die wichtigsten Neuerungen: Umbau und Erweiterung der „Zinnschmelze“, Neugestaltung des Museumshofs am Museum der Arbeit (jetzt barrierefrei), die neue Maurienbrücke über dem Osterbekkanal, Umgestaltung des Bahnhofs, Verlegung des Busbahnhofs und Abriss des alten und zuvor lange leerstehenden Hertie-Kaufhauses samt dem Neubau Fuhle 101 sowie die Neugestaltung der Fuhlsbüttler Straße. Im Fokus all der Maßnahmen: den alten Kern von Barmbek aufwerten, eine bessere Verknüpfung zwischen dem Gebiet nördlich und südlich des Bahnhofs und eine Stärkung des Einzelhandels und der Kultureinrichtungen. Derzeit wird noch der Gleisbogen am Rübenkamp umgestaltet und der Bauspielplatz erneuert, ansonsten sind die geplanten Maßnahmen hier beendet.
- Bezirksamt Nord So sah die Kultureinrichtung Zinnschmelze noch 2013 aus.
- Patrick Sun Jetzt gibt es hier mit dem Erweiterungsbau rechts samt großem Saal im Untergeschoss mit großen Fenstern viel mehr Platz.
- BIG Auch der Museumshof sah 2006 noch ganz anders aus.
- Patrick Sun Heute ist der Platz barrierefrei und als Gesamtensemble vom Bahnhof bis zum Osterbekkanal konzipiert.
- Patrick Sun Das alte „Hertie” kurz vor seinem Abriss
- Patrick Sun Wo einst das Hertie-Kaufhaus leer stand, ist jetzt das Hotel- und Geschäftshaus „Fuhle 101”. Daneben ragt das VBG-Hochaus in die Höhe.
- Bezirksamt Nord Auf der Massaquoipassage zwischen den beiden Gebäuden flanieren heute im Sommer Passanten.
- BIG Rückblick ins Jahr 2010: So sah der Busbahnhof aus. Heute ist er umlaufend um den Bahnhof angelegt.
- BIG Die Fuhle im Jahr 2007
- Patrick Sun Die Gehwege der Fuhle sind jetzt breiter, die Straße wurde dafür verengt.
- Heike Schröder Ursprünglich sträubten sich Anwohner gegen die Maurienbrücke über dem Osterbekkanal, die heute gut von Fußgängern angenommen wird. Zwischenzeitlich stand zur Debatte, ob eine Brücke aus der HafenCity hierher versetzt werden könnte – doch sie war zu kurz.
- Bezirksamt Nord Dieses Areal gehörte zum RISE-Sanierungsgebiet im Barmbek-Nord.
30 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln sind in die Arbeiten geflossen, die 20 Jahre dauerten. Das Besondere: Geschätzt zehn Mal so viel wurde noch einmal aus Privatmitteln investiert. Bundesweit liege bei solchen Maßnahmen das Verhältnis öffentlicher zu privaten Mitteln eher bei eins zu sieben, so Senatorin Pein.
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Die Zentren der Stadtteile seien die schlagenden Herzen der Stadt, sagte sie. Zu Beginn der Maßnahmen 2005 befand sich das Zentrum „wirklich in einem schlechteren Zustand und in einer Abwärtsspirale, was Einzelhandelsfläche und öffentlichen Räume anging. Jetzt haben wir wieder ein richtig vitales Zentrum.” Auch Werner-Boelz spricht von einer Erfolgsgeschichte. Wenn man sich ansehe, was hier in den vergangenen zwei Jahrzehnten bewegt wurde, könne man „mit breiter Brust sagen, das war richtig, richtig gut”, sagte er.
Stadtentwicklung: Auch in Barmbek gab es Schwierigkeiten
Auf dem Weg gab es aber auch Schwierigkeiten: So sei es politisch und im Stadtteil umstritten gewesen, ob das VGB-Hochhaus in seiner Höhe zu Barmbek passt, erinnert sich Werner-Boelz. Kritisch sei zudem die Umgestaltung der Fuhle gewesen, bei der Parkplätze wegfielen, ergänzt Hans-Peter Boltres, der Baudezernent des Bezirks, der das Projekt über viele Jahre begleitete. Viele Einzelhändler hatten das Gefühl, die Stadt habe ihre Belange nicht im Blick. Das hätte ein Kipppunkt werden können, meint Boltres rückblickend. Ein intensiver Dialog mit der „Interessengemeinschaft Fuhle“ habe das jedoch verhindert.
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Also Ende gut, alles gut? Der Stadtteilrat Barmbek-Nord zeigt sich zufrieden. Man blicke gern „auf gelungene Teilprojekte zurück, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen Akteur:innen gestemmt oder auf einen erfolgversprechenden Weg gebracht werden konnten”, so die Sprecherin zur MOPO. Die Fuhle habe deutlich an Aufenthaltsqualität gewonnen. Aber: „Durch intensive Nachverdichtung und den Wandel der Sozialstruktur haben sich zugleich auch andere Herausforderungen gezeigt. Können sich die Alteingesessenen ihren Stadtteil noch leisten?”
Verkehr in Nebenstraßen? Anwohnerin unzufrieden
Eine langjährige Anwohnerin sieht zudem ein neues Problem: Durch die Verengung der Fuhle für Autos werde mehr Verkehr in die Nebenstraßen gezogen, sagt sie der MOPO.
Die Stadt richtet ihr Augenmerk nun auf andere RISE-Gebiete. Der Stadtteilrat sieht seine Arbeit aber noch lange nicht als beendet an: „Für uns bleibt es weiterhin Aufgabe und Herausforderung, die Lebensqualität des Stadtteils im Sinne aller Bürger:innen und Bürger weiter zu verbessern. Wir wollen Vielfalt und soziale Gerechtigkeit stärken.”