Nach 15 Jahren: Darum endet das „Vogelball“ Festival in Wilhelmsburg
Seit 15 Jahren begeistert das „Vogelball“ Festival-Fans von Elektro-Musik und hat insbesondere in der LGBTQIA+-Community einen hohen Stellenwert. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Betreiber:innen des Festivals haben verkündet, dass der diesjährige „Vogelball“ auch der Letzte sein wird. Die MOPO hat nachgefragt, was die Gründe dafür sind.
Kreative Kostümierung, Elektro-Beats und queere Repräsentation – all das hat den Vogelball in Wilhelmsburg jährlich ausgezeichnet. Einst gestartet als CSD-Afterparty, hat sich das Festival über die Jahre zunehmend weiterentwickelt und in Wilhelmsburg die gleiche Fläche bespielt wie auch das namhafte „MS Dockville“ Festival.
„Vogelball“-Sprecher: Steigende Produktionskosten
Die Gründe für das Aus sind laut Eike Eberhardt, Sprecher des „Vogelballs“, vielschichtig. Ein Aspekt ist wirtschaftlicher Natur: „Der Vogelball war noch nie ein super profitables Festival. Wir sind mit stark steigenden Produktionskosten konfrontiert, wollen aber die Leute fair bezahlen und können auch die Ticketpreise nicht ins Unendliche steigern“, sagt er gegenüber der MOPO. Dass Festivals sich einem höheren wirtschaftlichen Druck ausgesetzt sehen, ist in den vergangenen Jahren vermehrt aufgetreten.
Eberhardt betont außerdem: „Wenn wir uns an eine queere Community wenden und Künstler:innen buchen, die von Diskriminierung und Marginalisierung betroffen sind, dann haben wir auch eine besondere Verantwortung – das ist gerade mit diesem wirtschaftlichen Druck nochmal schwerer.“
Der „Vogelball“ als Schutzraum
Denn: die Repräsentation soll eben nicht auf der Bühne aufhören – auch hinter den Kulissen ist es den Veranstaltern wichtig, etwa durch diverse Barkeeper:innen und Techniker:innen, Haltung zu zeigen: „Da geht es auch um Schutzräume und das Gefühl, unter sich beziehungsweise unter Allys (Anmerkung der Redaktion: „Ally“ = Unterstützer*in der LGBTQIA+-Bewegung) zu sein. Wir buchen Künstler:innen, die von Diskriminierung und Marginalisierung betroffen sind. Das muss man dann natürlich auch im Team spiegeln. Das ist einfach eine Schwierigkeit.“
All das hat letztlich zu dem Beschluss geführt, den „Vogelball“ nicht mehr weiterzuführen. Leicht gefallen ist die Entscheidung den Veranstaltern aber nicht. Insbesondere in Anbetracht der immer mehr aufkommenden reaktionären Tendenzen bedauert Eberhardt das Ende: „Diese ganzen Schutzräume sind total unter Attacke. Queere Sichtbarkeit ist gerade sehr wichtig.“
„Queere Sichtbarkeit ist gerade sehr wichtig“
Aber, ganz vorbei ist es bekanntlich noch nicht: Am 2. August soll ein „würdiger, selbstbewusster und schillernder Abschluss“ gefeiert werden, um den Ball mit einem Höhepunkt zu beenden: „Bevor das jetzt irgendwann einer allzu wirtschaftlichen Betrachtung zum Opfer fällt oder sang- und klanglos verschwindet, wollen wir nochmal ein rauschendes Fest schmeißen“, so Eberhardt.
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Mit dabei sind auch Szenengrößen wie die Hyperpop-Künstlerin „Domiziana“, Deutschrapperin „Ebow“ sowie der DJ „Hollywood Tramp“. Der Reiherstieg in Wilhelmsburg dürfte außerdem weiterhin mit ausgelassener Partystimmung und bunten Outfits versorgt sein. Der Veranstalter „Kopf & Steine GmbH“ organisiert dort noch einige weitere Festivals, darunter auch das „MS Dockville“ und das „Habitat“.
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