Mysteriöser Container-Diebstahl: Wurde ein Hafenarbeiter von der Drogenmafia gekauft?
Krimi im Hamburger Hafen: Am Dienstagabend hat es auf dem Gelände des Containerterminals Eurogate ein verdächtiges Manöver gegeben. Bald darauf kreiste ein Hubschrauber über dem Waltershofer Hafen, Blaulicht erleuchtete die Kaianlagen. Ging es um Drogen? Was ist hier geschehen?
Krimi im Hamburger Hafen: Am Dienstagabend hat es auf dem Gelände des Containerterminals Eurogate ein verdächtiges Manöver gegeben. Bald darauf kreiste ein Hubschrauber über dem Waltershofer Hafen, Blaulicht erleuchtete die Kaianlagen. Ging es um Drogen? Was ist hier geschehen?
Gegen 20 Uhr war einem Eurogate-Mitarbeiter aufgefallen, dass sich ein nicht zugeteilter Vancarrier mit einem Container an Bord unerlaubt über das Terminal-Gelände bewegte. Daraufhin wurde der Wachdienst alarmiert, der das Fahrzeug stoppte.
Hubschrauber sucht nach Verdächtigem per Wärmebild-Kamera
Noch bevor Polizei und Zoll zu einem Großeinsatz anrückten, ergriff der Vancarrier-Fahrer die Flucht. Trotz eines Hubschrauber-Einsatzes, bei dem auch eine Wärmebildkamera verwendet wurde, blieb der Mann unauffindbar. Laut Beobachtern gelang den Beamten dennoch ein Zugriff: Der Fahrer eines Lkw-Sattelzuges, der schon auf den Vancarrier gewartet hatte, um den Container entgegenzunehmen, wurde festgenommen.
Der verdächtige Container wurde durch die Behörden sichergestellt. Nach MOPO-Informationen wurde er zur nahegelegenen Containerprüfanlage des Zolls gebracht, wo er geröntgt werden sollte. Das Ergebnis steht noch aus. Wahrscheinlich ist aber, dass in dem Container Drogen versteckt waren, die heimlich aus dem Hafen transportiert werden sollten.
Hafenarbeiter droht die Kündigung
Ob das dahinterstehende Drogenkartell dafür einen Eurogate-Mitarbeiter bestochen hat, ist noch unklar. Nach MOPO-Informationen könnte es sich auch um einen Angestellten des Gesamthafenbetriebs (GHB) gehandelt haben. Eurogate-Sprecher Steffen Leuthold wollte sich nicht dazu äußern: „Das ist ein laufendes Verfahren. Solange können wir nichts dazu sagen.“

Sollte es sich jedoch um einen Eurogate-Mitarbeiter handeln und sich der Verdacht bestätigen, müsse dieser mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Bei einer Verurteilung wegen Drogenhandels würde das Arbeitsverhältnis beendet. Grundsätzlich tue das Unternehmen sehr viel, um Drogengeschäfte auf den Terminals zu verhindern.
Neben einem Sicherheitsdienst gebe es regelmäßige Belehrungen für die Mitarbeiter. Jeder sei aufgerufen, verdächtige Vorgänge an einen eigens dafür eingesetzten Ombudsmann zu übermitteln oder sich direkt an die Polizei zu wenden.
Auffällige Häufung von Schmuggel-Geschäften im Hafen
Auch der Zoll wollte keine weiteren Details zu dem Vorfall preisgeben, bestätigte jedoch den Einsatz auf dem Eurogate-Gelände. „Zu laufenden Ermittlungen können wir nichts sagen“, so Stephan Meyns, Sprecher des Zollfahndungsamtes.
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Die Drogen-Funde im Hafen haben zuletzt eine auffällige Häufung erlebt. Erst vor zwei Wochen hatte der Zoll 354 Kilogramm Kokain in einem Bananen-Container entdeckt. Im September war ein 58-Jähriger festgenommen worden, der 2,3 Tonnen Kokain über den Hafen einschmuggeln wollte. Der Stoff war in Spargel-Dosen verpackt.
Ebenfalls im September wurde ein ehemaliger HHLA-Mitarbeiter zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, der die Computerabfertigungsprozesse des Terminalbetreibers manipuliert hatte, um den Abtransport von drei Tonnen Kokain zu verschleiern. Anfang des Jahres hatten die Beamten 100 Kilo abgefangen, die in einem Brokkoli-Container versteckt waren. Der absolute Rekord: 16 Tonnen Anfang Februar 2021 – die größte jemals in Deutschland sichergestellte Menge Kokain.