Mundsburg Tower: Wohnungs-Abzocke auf Kosten von Stadt und Geflüchteten
Binnen kürzester Zeit sind Anfang des Jahres tausende Frauen, Kinder und auch Männer aus der Ukraine nach Hamburg geflüchtet. Die Stadt steht unter massivem Druck, ihnen würdige Wohnunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Während viele Menschen privat und ehrenamtlich helfen, nutzt mit der Home United Spaces GmbH ausgerechnet ein großes Hamburger Unternehmen, das für viele Leuchtturm-Projekte in Hamburg verantwortlich ist, die Notlage aus und macht mit Flüchtlingen Kasse. Das geht jetzt aus einer Anfrage der Linken hervor.
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Binnen kürzester Zeit sind Anfang des Jahres tausende Frauen, Kinder und auch Männer aus der Ukraine nach Hamburg geflüchtet. Die Stadt steht unter massivem Druck, ihnen würdige Wohnunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Während viele Menschen privat und ehrenamtlich helfen, nutzt mit der Home United Spaces GmbH ausgerechnet ein großes Hamburger Unternehmen, das für viele Leuchtturm-Projekte in Hamburg verantwortlich ist, die Notlage aus und macht mit Flüchtlingen Kasse. Das geht jetzt aus einer Anfrage der Linken hervor.
Es geht in dem konkreten Fall um 60 Wohnungen, die die Stadt ganz kurzfristig im Mundsburg Tower an der Hamburger Straße angemietet hat. Dort wurden vorübergehend bis zu 300 Plätze für geflüchtete Familien eingerichtet. Die Hälfte der Wohnungen ist bereits belegt. Die Menschen sind sicherlich froh, zunächst ein Dach über dem Kopf zu haben. Doch die Kosten für Hamburg sind unglaublich.
Vereinbart ist vertraglich pro Kopf und Tag eine Pauschale von 30 Euro (warm und mit Strom). Wie viele Menschen in einer der Wohnungen untergebracht werden, entscheidet die Stadt. Ein Teil der Wohnungen sind kleine Ein-Zimmer-Wohnungen (ca. 30 Quadratmeter), die mit zwei bis vier Personen belegt werden. Ein weiterer Teil sind größere Wohnungen (ca. 65 Quadratmeter) für vier bis sechs Personen. Für eine Mutter mit zwei Kindern in einer kleinen Wohnung fallen pro Tag 90 Euro an. Das summiert sich im Monat auf horrende 2700 Euro. „Bei einer Belegung mit vier Personen sind das satte 3600 Euro für eine Wohnung im Monat“, empört sich Carola Ensslen, die flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion der Linken. Die größeren Wohnungen können sogar 5400 Euro an Miete erlösen.
Im Hamburger Mundsburg Tower: Hohe Miete für Geflüchtete
„Die Home United Spaces GmbH verdient sich eine goldene Nase auf dem Rücken von Geflüchteten. Das ist sittenwidrig“, kritisiert Ensslen, und dass sich der Senat auf so einen Deal trotz der Unterbringungsnot nicht hätte einlassen dürfen.
Für die Stadt Hamburg sind die Wohnungen aber zunächst einmal eine dringend nötige, schnelle Lösung in großem Umfang. Denn 300 Plätze auf einen Schlag, und das auch noch in Form von Wohnungen, die lassen sich nicht an jeder Ecke finden. Zudem entsteht im Gewerbegeschoss des Mundsburg Towers gerade noch eine Gemeinschaftsunterbringung mit weiteren 150 Plätzen, die nach und nach ab Juli belegt werden können.
Wie aus der Linken-Anfrage hervorgeht, zahlt die Stadt dafür 25 Euro pro Kopf (plus 22 Euro für Verpflegung, da dort nicht gekocht werden kann). Diese kurzfristig angemieteten Wohnungen und Räume im Mundsburg Tower stehen zunächst bis Ende Juni 2023 zur Verfügung. Hamburg zahlt in diesem Zeitraum insgesamt 6,2 Millionen Euro an Home United.
Sozialbehördensprecher Martin Helfrich bestätigt die hohen Zahlungen und erklärt die Notlage der Behörde: „Wir sind in der Situation, dass wir Flächen anmieten und auch den entsprechenden Preis zahlen müssen.“ Die kurzfristigen Verträge mit Home United Spaces laufen zunächst bis Mitte 2023, aber mit der Option einer Verlängerung bis 2025. Schon weil die Stadt sehr wahrscheinlich auf diese Verlängerung angewiesen sein wird, bleibt ein kritisches Statement gegenüber Home United von Helfrich aus.
Eigentümerin der Wohnungen im Mundsburg Tower ist laut Sozialbehördenstaatsrätin Petra Lotzkat die Home United Spaces GmbH mit Sitz am Nobistor. Dort sitzt auch Home United Management, Geschäftsführer beider Firmen ist kein anderer als Tomislav Karajica. Der Hamburger, der den Fernsehturm betreiben wird und der den Elbdome in der Hafencity errichten möchte – und der eben auch den Mundsburg Tower umbauen will. Nicht zu vergessen der Tomislav Karajica, der an den Basketballern der Hamburg Towers beteiligt ist.
Home United reagiert auf Vorwürfe
Offenbar verzögert sich der geplante Umbau des Mundsburg Towers aber. Eine gute Gelegenheit, bis dahin kurzfristige Mieter aufzunehmen. Doch wieso fordert Home United dort nun ausgerechnet für Flüchtlingswohnungen so viel Geld von der Stadt? „Es handelt sich hier nicht um eine klassische Wohnraumvermietung. Der Vertrag mit der Stadt definiert ein Betreiberpaket, das zahlreiche Leistungen beinhaltet, die unsererseits im Rahmen der Unterbringung erbracht werden“, sagt Sprecher Matthias Linnenbrügger.
Um welche Leistungen es sich dabei im Detail handelt, dürfe er nicht sagen, weil die Vertragsinhalte vertraulich seien. Linnenbrügger betont, dass die Stadt von sich aus an Home United herangetreten war und man schnell helfen wollte.
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Für Carola Ensslen von der Linken klingt das sehr fadenscheinig. „Die Stadt betreut die Geflüchteten im Mundsburg Tower ja selbst. Ich weiß nicht, was da bei den Wohnungen groß für zusätzliche Leistungen anfallen sollen, die da erbracht werden.“ Und selbst wenn, dann seien die Preise immer noch regelrecht Wucher. „Ich fordere die Stadt auf, die Verträge auf ein angemessenes Niveau nachzuverhandeln.“