Flüchtlinge in Hamburg: Müssen diese Schlangen wirklich sein?
Bislang keine Entspannung in Sicht: Ukrainische Flüchtlinge müssen in Hamburg weiterhin teilweise tagelange Wartezeiten auf sich nehmen, um sich registrieren zu lassen. Sogar die Nacht über harren viele in der Kälte aus, um möglichst bald an die Reihe zu kommen. Wie die Stadt nun Abhilfe schaffen will.
Deutschland, das bedeutet immer auch der Versuch geordneter Bürokratie. Das Amt für Migration in der Hammer Straße öffnet um 8 Uhr zur Registrierung der Geflüchteten – und um 17 Uhr ist dann Schicht im Schacht. Die, die dann noch nicht drangekommen sind, sollen in den kommenden Tagen wiederkommen. Ans Weggehen denken jedoch nicht alle Geflüchteten und harren in der Hoffnung auf einen guten Warteschlangenplatz die Nacht über aus. Ein Reporter der MOPO zählte in der Nacht von Montag auf Dienstag rund 50 Personen, die eisern der Kälte trotzen. Wärmer hatten es Dutzende Menschen, die in einem Bus vor Ort warteten oder gleich in privaten Pkw untergebracht waren.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Bislang keine Entspannung in Sicht: Ukrainische Flüchtlinge müssen in Hamburg weiterhin teilweise tagelange Wartezeiten auf sich nehmen, um sich registrieren zu lassen. Sogar die Nacht über harren viele in der Kälte aus, um möglichst bald an die Reihe zu kommen. Wie die Stadt nun Abhilfe schaffen will.
Deutschland, das bedeutet immer auch der Versuch geordneter Bürokratie. Das Amt für Migration in der Hammer Straße öffnet um 8 Uhr zur Registrierung der Geflüchteten – und um 17 Uhr ist dann Schicht im Schacht. Die, die dann noch nicht drangekommen sind, sollen in den kommenden Tagen wiederkommen. Ans Weggehen denken jedoch nicht alle Geflüchteten und harren in der Hoffnung auf einen guten Warteschlangenplatz die Nacht über aus. Ein Reporter der MOPO zählte in der Nacht von Montag auf Dienstag rund 50 Personen, die eisern der Kälte trotzen. Wärmer hatten es Dutzende Menschen, die in einem Bus vor Ort warteten oder gleich in privaten Pkw untergebracht waren.
Aufregung in der Nacht
Zuvor hatte es Aufregung rund um die Nutzung eines Zelts gegeben, das zum Regenschutz tagsüber dienen soll. Laut verschiedener Reporterberichte wurden Geflüchtete, die auch nach Betriebsschluss das Zelt nutzen wollten, von Behördenmitarbeitern im Beisein von Polizisten unwirsch dazu gedrängt, das Zelt zu verlassen, da es nicht zur nächtlichen Unterbringung geeignet sei. Innensenator Andy Grote (SPD) widersprach am Dienstag Angaben, dass es eine Räumung gegeben habe. „Weil Menschen vor Ort bleiben wollten, hat man sich gegen eine Räumung entschieden. Es gab keinen polizeilichen Zwang, um die Menschen aus dem Zelt herauszuholen.“ Aber der Senator räumte auch ein: „Wir sind überhaupt nicht zufrieden, wie die Situation jetzt ist, gerade im Bereich der Hammer Straße.“
Wartenummern sind schon früh vergriffen
Am Tag darauf campierten weiterhin viele Geflüchtete auf Klappstühlen und Decken vor dem Amt. Eine Frau berichtete, dass sie seit vier Uhr morgens auf einen Termin wartet. Doch schon gegen 12 Uhr waren an diesem Tag laut der Helfer vor Ort alle Wartenummern vergeben. Von den Ereignissen in der Nacht weiß die Tagschicht nur vom Hörensagen. Während die MOPO vor Ort ist, kommen immer wieder Hamburger:innen vorbei und bieten ihre Hilfe an. Eine ältere Dame bringt selbstgemachte Frikadellen mit, die innerhalb weniger Minuten vergriffen sind. Warten und Hoffen ist momentan das Einzige, was die Menschen hier tun können. Denn auch diejenigen, die eine private Unterkunft haben, benötigen eine offizielle Registrierung, um in Deutschland staatliche Unterstützung zu bekommen oder arbeiten zu dürfen. Für diese Personengruppe gibt es den Standort in der Hammer Straße.
Hamburg plant Onlinebuchungssystem für Geflüchtete
Abhilfe schaffen soll nun ein Onlinebuchungssystem für Registrierungstermine. Das komme zu spät, meint die Opposition. Es sei eine „ordentliche Leistung“, so schnell ein Onlineterminverfahren auf die Beine zu stellen, meint wiederum Grote. Auf jeden Fall werden ukrainische Geflüchtete, wenn nichts mehr schiefläuft, spätestens ab dem Wochenende (womöglich sogar schon am Donnerstag oder Freitag) online ihre Termine zum Registrierungsprozess vereinbaren können und nicht mehr in der Hammer Straße ausharren müssen. „Wir gehen dann davon aus, dass sich die Wartesituation dort ein stückweit entzerren wird“, so der Innensenator.
Das könnte Sie auch interessieren: Geflüchtete Frauen: Zuhälter auf der Jagd nach Ukrainerinnen
Die Behörden rechnen damit, dass sich mittlerweile 12.000 bis 15.000 Geflüchtete in der Stadt befinden. Nicht einmal die Hälfte, knapp 6000, sind bislang registriert. Weiterhin wird mit Hochdruck nach Unterkunftsmöglichkeiten gesucht. 2536 Menschen sind bereits an eine städtische Unterbringung vermittelt worden, 3000 bis 3500 Geflüchtete schlafen jede Nacht in den Notunterkünften. „Wir sind in einer Ausnahmesituation, rückblickend wahrscheinlich in einer historischen Ausnahmesituation“, fasst Innensenator Grote die Tage in Hamburg seit Kriegsbeginn zusammen.