• Mordprozess über Schüsse in Lohbrügge: Angeklagter Salman A. mit seinem Verteidiger Andreas Thiel.
  • Foto: Patrick Sun

Mord-Urteil in Hamburg: Todesschüsse in Lohbrügge: Darum gab es kein Lebenslang

Lohbrügge –

Im Juni vergangenen Jahres feuerte ein Mann in Lohbrügge nach einem Streit um Drogengeschäfte mit einer halbautomatischen Waffe auf Dennis K.. Getroffen von zwei Kugeln sackte der 26-Jährige zusammen und verstarb noch am Tatort. Jetzt wurde das Urteil gegen den Schützen gesprochen. Salman A. (29) muss wegen Mordes elf Jahre hinter Gitter – eine absolute Ausnahme, denn eigentlich steht auf einen Mord das Urteil „lebenslange Haft“.

„Ich habe mir nie gewünscht, dass ein Mensch stirbt“, sagte der 29-Jährige am Freitag vor dem Landgericht in seinem sogenannten letzten Wort. Wenn er einen Wunsch frei hätte, dann würde er die Zeit gerne zurückdrehen.

Der Angeklagte betonte, er sehe den Schmerz und die Trauer der Familie. Er hoffe, dass „sie ihren Frieden finden werden“. Täter und Opfer sollen laut Nebenklage als Kinder befreundet gewesen sein.

Sein Verteidiger betonte jedoch in seinem Plädoyer, dass es sich aus seiner Sicht nicht um einen Mord handele. Kein Mordmerkmal sei erfüllt, sagte der Anwalt.

Sein Mandant habe irrtümlich geglaubt, sein Kontrahent habe zu einer Waffe greifen wollen. Der Angeklagte sei angesichts der Drohkulisse überzeugt gewesen, in einer Notsituation zu sein und keine andere Wahl zu haben – und habe deshalb selbst eine Pistole hervorgeholt und geschossen.

Richterin glaubt nicht an Notwehr

Die Vorsitzende Richterin Jessica Koerner hingegen sah das anders. Ihren Angaben zufolge traf er sich am 27. Juni mit dem 26-Jährigen und zwei weiteren Männern am Lohbrügger Markt, um über Streitigkeiten wegen Drogengeschäften zu reden. Dabei habe der Angeklagte plötzlich eine Waffe hervorgeholt und auf den jüngeren Mann geschossen.

Normalerweise bedeute Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe, erklärte die Richterin. Doch es gebe „außergewöhnliche Umstände“ – unter anderem die vom Opfer aufgebaute Drohkulisse – zu berücksichtigen. Deshalb bekomme der Angeklagte diese etwas mildere Strafe.

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Salman A. hatte sich am Abend des 27. Juni auf dem Parkplatz der Freiwilligen Feuerwehr Lohbrügge mit dem späteren Opfer und dessen zwei Begleitern getroffen.

Das Opfer vom Lohbrügger Markt: Dennis K. (†26)

Das Opfer vom Lohbrügger Markt: Dennis K. (†26)

Foto:

Ruega

Opfer wollte noch fliehen, bevor ihn die Kugeln trafen

Nach einer verbalen Auseinandersetzung um Drogenschulden zog der Angeklagte eine Pistole. Dennis K. wollte noch fliehen, doch Salman A drückte ab. Er traf K. in den Oberkörper. Der sackte zusammen. Salman A. und die Begleiter von Dennis K. flüchteten. Passanten versuchten noch, den 26-Jährigen zu reanimieren, bis der Notarzt eintraf. Doch jegliche Wiederbelebungsversuche blieben vergebens. Das Opfer verstarb noch am Tatort.

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Salman A. stellte sich noch am selben Abend der Polizei, nachdem er nach den tödlichen Schüssen zunächst in eine Shisha-Bar gegangen sein soll. Die mutmaßliche Tatwaffe gab er widerstandslos an der Wache ab. Da er die Waffe nach Angaben der Staatsanwaltschaft ohne Erlaubnis besaß, wurde ihm auch Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. (jek)

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