Auf den Spuren von Hamburgs Straßenkatzen
Jetzt ganz leise sein und nicht bewegen. An einem nasskalten Novembernachmittag stehen wir in einem Garten-Schuppen in Billstedt und warten. Gebannt suchen wir in einem Gestrüpp vor uns nach Bewegung: Wir halten Ausschau nach Straßenkatzen. Etwa zwei Millionen Streuner leben in Deutschland, vielen geht es schlecht. Die MOPO hat eine Hamburger Streuner-Mama begleitet, die den freilebenden Samtpfoten hilft.
Rund 10.000 Straßentiger ohne Zuhause leben in Hamburg, schätzt der Hamburger Tierschutzverein (HTV). Ein fast unsichtbares Problem, denn die scheuen Tiere verstecken sich vor den meisten Menschen. Doch weil es sich bei den Streunern nicht um Wildkatzen, sondern um ausgesetzte oder entlaufene Hauskatzen und ihre Nachkommen handelt, sind die domestizierten Tiere nicht für das Leben auf der Straße gewappnet: Es ist zu kalt, sie werden von Parasiten und Krankheiten befallen und finden oft nicht genug Nahrung.
Jetzt ganz leise sein und nicht bewegen. An einem nasskalten Novembernachmittag stehen wir in einem Garten-Schuppen in Billstedt und warten. Gebannt suchen wir in einem Gestrüpp vor uns nach Bewegung: Wir halten Ausschau nach Straßenkatzen. Etwa zwei Millionen Streuner leben in Deutschland, vielen geht es schlecht. Die MOPO hat eine Hamburger Streuner-Mama begleitet, die den freilebenden Samtpfoten hilft.
Rund 10.000 Straßentiger ohne Zuhause leben in Hamburg, schätzt der Hamburger Tierschutzverein (HTV). Ein fast unsichtbares Problem, denn die scheuen Tiere verstecken sich vor den meisten Menschen. Doch weil es sich bei den Streunern nicht um Wildkatzen, sondern um ausgesetzte oder entlaufene Hauskatzen und ihre Nachkommen handelt, sind die domestizierten Tiere nicht für das Leben auf der Straße gewappnet: Es ist zu kalt, sie werden von Parasiten und Krankheiten befallen und finden oft nicht genug Nahrung.
Straßenkatzen in Hamburg: Die „Katzenrettung” des Hamburger Tierschutzvereins hilft
„Je mehr ich erfahre, desto klarer wird mir, wie grausam das Leben für diese Katzen ist“, sagt Stefanie Bauche, die sich schon seit zehn Jahren beim HTV engagiert und im Vorstand ist. Besonders brutal: Der sogenannte Katzenschnupfen, der in den schlimmsten Fällen so starke Augenentzündungen verursachen kann, dass diese sogar entfernt werden müssen. Nur rund sechs Jahre alt werde eine Straßenkatze im Schnitt, so Bauche – eine Mieze mit einem richtigen Zuhause dagegen 20 Jahre. Mit der „Katzenrettung“ ist die 62-Jährige deshalb unterwegs, um Streuner in Not zu versorgen.

Doch das ist nicht überall in Hamburg gern gesehen: In Gewerbegebieten verwehren einige Betriebe den Helfern den Zutritt auf das Gelände, so Bauche – dabei leben dort viele bedürftigen Tiere. „Wenn uns erlaubt wird, eine Katze zu holen, ist sie meist so schwer verletzt oder in einem so schlechten Zustand, dass es zu spät ist“, sagt sie. Überleben die Katzen, sind sie oft zu scheu, um sie an neue Besitzer zu vermitteln. Sie werden kastriert, wieder ausgewildert und auf über 30 Grundstücken in ganz Hamburg versorgt.
So wie hier in Billstedt. Die vier Katzen, die hier leben, sind vermutlich Geschwister und wurden im vergangenen Jahr im Hafen gefunden. Hier haben sie Unterschlupf gefunden und werden täglich mit Futter versorgt. Sieben Ehrenamtliche wechseln sich dafür ab.

400 von 10.000 Straßenkatzen werden vom Hamburger Tierschutzverein versorgt
Jetzt hat Bauche einen Napf gefüllt. Ob sich die scheuen Streuner uns zeigen, ist fraglich, warnt sie uns. Doch schon bald nähern sich zwei der Tiere zögerlich. Der orangefarbene Kater Lemmy (so haben ihn die Ehrenamtlichen getauft) ist der erste, der sich an das Futter traut. Das überzeugt auch die schwarze Lilly, die kurz darauf nachzieht und hastig frisst. „Die beiden sind hin- und hergerissen zwischen ihrem Hunger und ihrer Angst vor uns“, erklärt Bauche. „Deshalb schlingen sie das Futter so herunter.“ Dabei verlieren die beiden uns nicht aus den Augen. Bei der kleinsten Bewegung laufen sie weg.

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Etwa 400 Katzen versorgt der HTV auf diese Art. Die 600 Euro pro Woche für das Futter werden durch Spenden finanziert. Doch auch politisch muss sich etwas tun, findet Lisa Maria Otte. Sie ist Grünen-Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft und die Sprecherin für Tierschutz für ihre Fraktion. Mit dem HTV hat sie deshalb eine neue Katzenschutzverordnung auf den Weg gebracht.
Grünen-Fraktion: Neue Katzenschutzverordnung soll helfen
Demnach sollen alle Hauskatzen mit Freigang kastriert und gechippt werden. „Einige fordern, dass ausschließlich die Straßenkatzen kastriert werden und nicht auch die Hauskatzen mit Freigang“, sagt Otte. „Doch die Erfahrungen zeigen, dass das nicht ausreicht, um das Problem zu lösen.“ Es müsse verhindert werden, dass sich die Hauskatzen mit den Tieren auf der Straße paaren – und die Population immer weiterwächst. Auch Bauche meint: „Man muss die unkontrollierte Vermehrung stoppen, damit das Leid nicht immer größer wird.“

Ähnliche Verordnungen gibt es bereits in etwa 1000 Städten und Kommunen in Deutschland, darunter in Bremen, Köln und Hannover. Auch in Berlin soll eine solche Verordnung im nächsten Jahr kommen. „Ich bin froh, dass wir den Prüfauftrag im Parlament beschlossen haben“, sagt Otte. „Aber die Arbeit ist noch nicht vorbei.“ Im März wird das Ergebnis der Behördenprüfung erwartet.
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Lemmy und Lilly haben mittlerweile aufgegessen und sind wieder im Gestrüpp verschwunden. Bauche gibt mit einer Rassel noch das Futter-Signal für die anderen beiden Katzen, die sich nicht rausgetraut haben. Dann gehen wir, damit sie stressfrei ihren Hunger stillen können.