Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (m.) und Hamburgs Linken-Spitzenkandidat Deniz Celik (l.) sowie Nelson Janßen, Fraktionschef der Bremer Linken bei einem Termin in Hamburg.
  • Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (m.) und Hamburgs Linken-Spitzenkandidat Deniz Celik (l.) sowie Nelson Janßen, Fraktionschef der Bremer Linken bei einem Termin in Hamburg.
  • Foto: Harald Singler/hfr

MOPO-Interview: Warum impft Bremen besser als der Rest der Republik?

Bremen ist die Nummer eins – zumindest beim Impfen. 75 Prozent Erstimpfungen, 70 Prozent vollständig Geimpfte. Hamburg liegt mehr als fünf Prozentpunkte dahinter – Sachsen kommt gar auf nur knapp über 50 Prozent Impfquote. Warum läuft es so gut im kleinsten Bundesland der Republik? Die MOPO hat bei Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) nachgefragt.

MOPO: In Hamburg können Betriebe nur für Geimpfte und Genesene öffnen – was halten Sie von dem 2G-Optionsmodell?

Claudia Bernhard: Ich sehe das Modell kritisch, weil es Menschen ausschließt. Natürlich soll damit Druck auf bislang Ungeimpfte ausgeübt werden, aber wir haben mit Aufklärungskampagnen und niedrigschwelligen Impfangeboten deutlich bessere Erfahrungen gemacht. Druck führt eher zu einer Abwehrhaltung. 

Darum läuft die Impfkampagne in Bremen so gut

Bremen ist der Impf-Champion in Deutschland – nirgendwo wurden so viele Menschen geimpft wie in Ihrem Bundesland. Woran liegt das?

Wir haben schon sehr früh auf Aufklärungskampagnen gesetzt, waren vor Ort und haben versucht Vorbehalte gegenüber der Impfung auszuräumen. In diversen Quartieren gibt es Gesundheitsfachkräfte, die verschiedene Sprachen sprechen und Fragen zur Impfung beantworten. Es gab zum Beispiel bei Geflüchteten zu Beginn große Vorbehalte, weil die verschiedensten Gerüchte zur Impfung herumgeisterten. Dort konnten wir mit gezielter Aufklärung große Erfolge erzielen.

Andere Bundesländer setzen auf Privilegien für Geimpfte oder auch mal eine Bratwurst als Anreiz sich doch eine Spritze zu holen. Kann man damit nicht doch besser die letzten Impfzweifler erreichen?

Bremen geht den Weg der Informationskampagne und setzt auf den Appell an eine gewisse gesellschaftliche Solidarität, mit diesem Vorgehen sind wir bislang vergleichsweise gut gefahren sind. Außerdem haben wir uns bereits in der zweiten Welle angeguckt, wo genau Corona-Schwerpunkte in den verschiedenen Stadtteilen liegen und sind dort mit mobilen Impfteams aktiv geworden. Mich wundert es ehrlich gesagt, dass sich nicht mehr Bundesländer diese Strategie angeeignet haben.

Junge Menschen derzeit am schwierigsten für Impfungen zu erreichen

Welche Gruppen sind derzeit am schwierigsten für eine Impfung zu erreichen? 

Ganz aktuell sind es die Jüngeren, bei denen die Impfquote noch ausbaufähig ist. Das liegt zum einen daran, dass sie selbst nicht so viel Sorge vor einer schweren Infektion haben, aber natürlich trägt auch erst die kürzlich erfolgte Impf-Empfehlung für Kinder ab 12 Jahren zu Unsicherheiten bei. Aber auch hier sind wir sehr bemüht um Aufklärung bei Eltern und Schülern.

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Sie sprechen sich dagegen aus, dass die Corona-Tests ab Mitte Oktober kostenpflichtig werden. Warum? 

Weil wir das Testregime weiter aufrechterhalten müssen. Wir müssen auch Geimpfte und Genesene verstärkt testen, um Impfdurchbrüche zu erkennen und zu evaluieren, wie lange die Wirkung der Impfungen anhält in Hinblick auf Auffrischungsimpfungen. Aus meiner Sicht muss der Bremer Senat diese Frage, ob wir die kostenfreien Tests weiter anbieten werden oder nicht, nochmal aufgreifen.

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