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  • Aktivisten zählen die Tage im Klimacamp. Sie wollen bleiben bis die Politik auf die Forderungen von „Fridays for Future“ reagiert. 
  • Foto: Patrick Sun

MOPO im Klimacamp: Auflagen und Regen rauben Aktivisten den Schlaf

Neustadt –

Seit dem 13. August haben Aktivisten der Hamburger Lokalgruppe von „Fridays for Future“ ein Klimacamp in der Neustadt errichtet. Seither kämpfen sie gegen Schietwetter und „geizige“ Auflagen der Versammlungsbehörde.

Ein Freitagnachmittag, das Wetter meint es gut mit den Aktivisten. Die Erschöpfung der vergangenen nasskalten Nächte und die Freude über Sonnenschein sieht man ihnen an.

Unter dem Pavillon liegen Kissen, Decken, Isomatten, Werkzeug, Gaskocher und Ukulelen. Frauen und Männer bemalen Plakate und Paletten, einige strecken sich, andere ruhen sich in den Campingstühlen aus.

Hamburg: Schlafen im Klimacamp war zuerst verboten

In Gummistiefeln steht da Lasse van der Veen-Liese, der das Klimacamp angemeldet hat. Seit Beginn des Camps habe er nur eine Handvoll Nächte Zuhause verbracht, alle anderen nachts dösend in einem Stuhl, geplagt von regenreichen Winden und wachrüttelnden Beamten in der Neustadt.

Lasse van der Veen-Liese.

Lasse van der Veen-Liese hat das Klimacamp in der Hamburger Neustadt angemeldet. 

Foto:

Patrick Sun

Schlafen war für die Aktivisten bis vor kurzem noch verboten. Nach Kooperationsgesprächen mit der Polizei, einem Widerspruch und einem positivem Gerichtsverfahren, sei es nun doch geduldet.

„Einige der Teilnehmer wurden von der Polizei geweckt und darauf hingewiesen, dass nicht alle Personen schlafen sollten, da sonst der Sinn und Zweck einer Versammlung in Form der Interaktion nicht mehr gegeben ist. Des Weiteren ist Schlafen nicht als versammlungsimmanent anzusehen“, erklärt die Polizei gegenüber der MOPO das Vorgehen. 

Auch einen größeren, sechs mal drei Meter Pavillon habe van der Veen-Liese in den ersten Gesprächen aushandeln können. Das reiche aber nicht aus, da der Regen auch von der Seite kommt.

Protestbanner des Klimacamps am 28. August.

Das Protestbanner des Klimacamps bei der Kundgebung am 28. August.

Foto:

Patrick Sun

„Für uns war das ein erster Erfolg“, sagt der 22-Jährige. Auch weil weder Schlafzelte noch kompletter Witterungsschutz laut Versammlungsbehörde aufgebaut werden dürfen.

Hamburg: Aktivisten legen Widerspruch gegen Auflagen ein

Nun fordern die Aktivisten eben diesen Platz und Schutz. Einen zweiten Widerspruch gegen die Auflagen habe man daher bereits eingereicht. 

Emily (21), Klima-Aktivistin.

„Dass die Politik nicht genug handelt und wir keine Zeit mehr haben – diese Knappheit ist beklemmend. Ich will selbst als Antriebsfaktor wirken“, sagt Emily (21). 

Foto:

Patrick Sun

Einen wertvollen Tipp erhielten die Aktivisten dabei sogar von der Behörde selbst. Denn die erinnerte daran, dass unter dem Pavillon nur bis zu zehn Personen keinen Abstand halten müssten, sollte eine elfte Person hinzukommen, wäre dieses Konzept hinfällig. 

Demnach werden die Aktivisten vor die Wahl gestellt: den Mindestabstand zu unterschreiten, eine Gefährdung der Gesundheit durch Regen und Corona einzugehen oder die Teilnehmenden nach Hause zu schicken. Letzteres, und das ist entscheidend, schränke aber die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ein.

Levin (17), Klima-Aktivist.

„Ich habe enorm viel Angst vor der Klimakrise. Die Welt muss sich vor allem gesellschaftlich ändern und im Klimacamp kann man diese Veränderung leben “, meint Levin (17). 

Foto:

Patrick Sun

„Gerade in Zeiten von Corona, wo wir dazu aufgerufen sind, Abstand einzuhalten, kann es nicht sein, das die Stadt uns das erschwert,“ so van der Veen-Liese.

Bei dem bürokratischen Stress fiele es dem Versammlungsleiter schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich den Klimaschutz.

Hamburg: Klimacamp zieht um und plant nächste Großdemo

Am Freitag ist das Klimacamp an den Speersort gezogen, fünf Gehminuten vom Gänsemarkt entfernt, Dort gäbe es in nächster Zeit keine Veranstaltungen. Auf die Frage, wann das Klimacamp ende, gebe es zwei Möglichkeiten. „Bis wir nicht mehr können oder die Forderungen umgesetzt werden.“ Nämlich der Kohleausstieg bis 2025 und die Klimaneutralität bis 2035. 

„Die, die wir vor einem Jahr formuliert haben, sind nicht einfach nur Forderungen von ein paar Jugendlichen, sondern die wir aus wissenschaftlicher Sicht brauchen, um einen Planeten zu haben, auf dem wir leben können“, sagt Annika Kruse (18), Pressesprecherin der Lokalgruppe. „Und daher brauche es eine Aktion, die dieser Dramatik nachkommt.“

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Die nächste Großdemo ist für den 25. September angesetzt, die solle man nicht unterschätzen, so die Aktivisten. Schließlich hat „Fridays for Future“ im Februar 60.000 Menschen auf Hamburgs Straßen gebracht.

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