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  • Erste Visualisierung: So könnte die wiederaufgebaute Bornplatzsynagoge aussehen.
  • Foto: Pakertharan Jeyabalan/Stadtbild Deutschland e.V.

MOPO exklusiv: Erste Visualisierung: So könnte die neue Bornplatzsynagoge aussehen

Rotherbaum –

Ein Kuppelbau aus rotem Backstein, eingebettet in einen grünen Park – so könnte die Bornplatzsynagoge nach ihrem Wiederaufbau einmal aussehen. Erstmals zeigt eine Visualisierung, die der MOPO exklusiv vorliegt, wie sich das heiß diskutierte Sakralgebäude in den Stadtteil am Grindel einfügen könnte. Der Verein „Stadtbild Deutschland“, von dem die Skizze stammt, spricht sich damit für eine weitgehend originalgetreue Rekonstruktion aus.

Wiederaufbau oder Erhalt des leeren Platzes als Mahnmal? Rekonstruktion oder moderner Neubau? Die Diskussion um das Projekt Bornplatzsynagoge verläuft quer durch alle politischen Lager und spaltet auch die jüdische Gemeinde selbst. 

Verein will Bornplatzsynagoge originalgetreu rekonstruieren

Der Verein „Stadtbild Deutschland“, der sich dafür einsetzt, traditionelle und regionale Architektur zu fördern, macht sich nun für eine möglichst nah am Original orientierte Architektur stark und stellt sich dabei hinter Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und die „Initiative zum Wiederaufbau Bornplatzsynagoge“.

„Eine moderne Schock-Architektur in dem Sinne, wie sie Daniel Libeskind beispielsweise mit dem Jüdischen Museum in Berlin realisiert hat, wäre aus unserer Sicht nicht angebracht“, sagt Gerd Jückstock, Sprecher des Ortsverbands in Hamburg. „Es passt nicht zum Stadtteil, der durch schöne, typische Hamburger Altbauten geprägt ist. Und es passt nicht zum benachbarten Joseph-Carlebach-Bildungshaus, der früheren Talmud-Tora-Schule. Es geht uns darum, das Ensemble wiederherzustellen.“

Bornplatzsynagoge

Die Bornplatz-Synagoge wurde 1906 eingeweiht. 1938 wurde sie in der Reichpogromnacht geschändet. Später wurde die Jüdische Gemeinde von den Nazis gezwungen, die Trümmer abzureißen.

Foto:

MOPO-Archiv

Jückstock betont, dass der Verein keinen rückwärtsgewandten Dogmatismus vertrete. „Wir setzen uns für eine Stadtentwicklung ein, die zu neuer Urbanität führt.“ Das Projekt Bornplatzsynagoge sei deshalb so unterstützenswert, weil es sich um ein kulturell besonders bedeutsamen Gebäude gehandelt habe, was es auch in Zukunft wieder sein könne.

„Die Jüdische Gemeinde hat damals um die Jahrhundertwende einen Baustil gewählt, der sich perfekt ins Stadtbild einfügte“, sagt Jückstock. „Die Architektur der neoromanischen, aus rotem Backstein gebauten Synagoge war angelehnt an den christlichen Kirchenbau jener Zeit. Die Bornplatzsynagoge war somit auch ein Symbol der Integration der Jüdischen Gemeinde in die Gesellschaft der Hansestadt.“  

Nur die Fassade des Neubaus soll wie früher aussehen 

Vor allem die Fassade solle daher möglichst dem 1906 eingeweihten Original entsprechen, auch wenn kleine Abweichungen vorstellbar seien. „Im Inneren wird die Synagoge jedoch sicher anders gestaltet werden als das Original“, betont Jückstock. „Die wiederaufgebaute Synagoge sollte den Bedürfnissen der jüdischen Gemeinde heute angepasst sein.“

Rabbiner Bistritzky selbst hatte bereits erklärt, dass man angesichts der durch den Holocaust stark dezimierten Gemeinde keinen so großen Gebetssaal wie früher mit 1200 Sitzplätzen mehr brauche. Auch wünsche er sich, dass die Synagoge künftig ein Ort der Begegnung würde. „Stadtbild Deutschland“ könnte sich vorstellen, dass es in den Nebengebäuden der Synagoge, die auch auf der Skizze zu sehen sind, Räume für die Besuche von Schulklassen, von Studenten der benachbarten Universität oder von Touristen geben könnte. Auch ein Ausstellungsraum, der über die Geschichte der 1938 in der Reichpogromnacht zerstörten Synagoge informiert, sei denkbar. Die Zeichnung des Potsdamer Architekten Pakertharan Jeyabalan zeigt zudem ein Café mit roten Sonnenschirmen im Innenhof der Synagoge, das ebenfalls Begegnungsstätte für Juden und Nichtjuden werden könnte. Denn wichtigstes Ziel des Synagogen-Projekts ist allen Diskussionen zum Trotz der Abbau von Antisemitismus.

Verein: Bäume und Wiesen statt Bunker und Parkplatz

Klar ist für den Verein: Der Weltkriegsbunker, der am Rand des heutigen Joseph-Carlebach-Platzes steht und auf den Trümmern der Synagoge errichtet wurde, muss weg! „Sein Erhalt wäre das falsche Signal“, sagt Gerd Jückstock bestimmt. Nicht nur, weil der Originalgrundriss der Synagoge nun mal weit in die Grundfläche des Bunkers ragt. „Die Synagoge könnte außerdem ihre Wirkung nicht entfalten, wenn sie hinter dem Bunker versteckt wäre.“

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Vorstellbar ist für „Stadtbild Deutschland“ zudem eine Verlegung des Parkplatzes am Allendeplatz unter die Erde in Form einer Tiefgarage. Auf der jetzt noch zubetonierten Fläche vor dem Abaton-Kino und dem Pferdestall könnte stattdessen ein grüner Park mit Bäumen und Wiesen entstehen. Jückstock: „Davon würden auch die Universität und die Studenten profitieren.“ Und natürlich auch die Anwohner des mit seinen vielen Cafés und Restaurants lebendigen Grindelviertels. 

„Eine große städtebauliche Chance für Hamburg“

Tilo Bergmann, erster Bundesvorsitzender von „Stadtbild Deutschland“ ergänzt: „Für Hamburg bietet sich eine große städtebauliche Chance, denn ein zukünftiges jüdisches Zentrum am heutigen Joseph-Carlebach-Platz, mit der rekonstruierten Synagoge als Mittelpunkt, könnte sich zu einer optischen und kulturellen Attraktion der Stadt Hamburg entwickeln.“

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