Dieser Umbau macht Radler froh – und nervt Hamburgs Autofahrer
Seit mehr als zwei Wochen trennen rote und gelbe Markierungen den langersehnten Fahrradweg auf der Reeperbahn von den vorbeifahrenden Autos. Den Pkw wurde dafür eine Spur weggenommen – das erfreut nicht alle. Denn jetzt stehen die Autofahrer auf der bislang vielbefahrenen Ost-West-Achse im Stau. Der ADAC betont die verbesserte Sicherheit – sieht aber auch Probleme: „Die Autos lösen sich ja nicht in Luft auf.“ Die Verkehrsbehörde kündigt Verbesserungen an. Noch ist unklar, ob die Radspur überhaupt Bestand haben wird.
Seit mehr als zwei Wochen trennen rote und gelbe Markierungen den langersehnten Fahrradweg auf der Reeperbahn von den vorbeifahrenden Autos. Den Pkw wurde dafür eine Spur weggenommen – das erfreut nicht alle. Denn jetzt stehen die Autofahrer auf der bislang vielbefahrenen Ost-West-Achse im Stau. Der ADAC betont die verbesserte Sicherheit – sieht aber auch Probleme: „Die Autos lösen sich ja nicht in Luft auf.“ Die Verkehrsbehörde kündigt Verbesserungen an. Noch ist unklar, ob die Radspur überhaupt Bestand haben wird.
An mehreren Tagen, sowohl werktags als auch am Wochenende, stauen sich die Fahrzeuge nachmittags nach Beobachtungen teilweise bis zum Nobistor zurück. Die meisten kommen von der Holstenstraße, wollen die wichtige Verbindung über die Reeperbahn stadteinwärts nutzen. Seit Ende November müssen sie sich dort allerdings auf eine Spur einfädeln, die zweite wurde provisorisch zu einem Fahrradweg umfunktioniert.
Reeperbahn: Neue Fahrradspur soll Unfälle verhindern
Die Gründe dafür lagen auf der Hand: Für viele Radfahrer galt die Reeperbahn lange als eine der Horror-Straßen in der Hansestadt, solange sich Fahrräder und Autos dort die Fahrbahn teilen mussten.
Gerade für unsichere Fahrradfahrer war die Situation eine Zumutung, kritisierte der Hamburger ADFC über Jahre und auch die Polizei berichtete von besonders vielen Unfällen.

Um die Verkehrssicherheit auf Hamburgs wohl bekanntester Straße zu erhöhen, entschloss sich die Verkehrsbehörde deshalb, Kfz-, Rad- und Fußgängerverkehr voneinander zu trennen.
Bei einer MOPO-Umfrage zeigten sich die Radfahrer jedenfalls deutlich erleichtert. „Gerade morgens, wenn hier viel Verkehr ist, fand ich es als Radfahrerin oft gefährlich“, berichtete unter anderem die 58-jährige Karin Rose. Nachdem jahrzehntelang Autos priorisiert worden seien, freue sie sich, dass Rad-Infrastruktur ausgebaut werde.
ADAC warnt: „Autos lösen sich nicht in Luft auf“
Auch ADAC-Sprecher Christoph Tietgen betont auf MOPO-Nachfrage, dass es das Wichtigste sei, die Verkehrssicherheit in der Straße zu erhöhen. „Es ist noch zu früh, um ein richtiges Urteil zu ziehen. Nach einer gewissen Zeit müssen wir schauen, ob die Unfälle zurückgegangen sind, aber auch, ob dadurch nicht überall künstlicher Stau entstanden ist. Die Autos lösen sich schließlich nicht in Luft auf.“
Aus der Verkehrsbehörde heißt es, dass bereits im Vorfeld Maßnahmen ergriffen worden seien, um die Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr so gering wie möglich zu halten. So sei zu Beginn der Reeperbahn die Zweispurigkeit noch aufrecht erhalten worden, um den Linksabbiegeverkehr aus der Holstenstraße abzuwickeln, sagt Sprecher Dennis Heinert. Zudem sei der Radfahrstreifen auch für Busse freigegeben. „Die Ampelschaltungen an den Kreuzungen Reeperbahn/Holstenstraße und Reeperbahn/Hein-Hoyer-Straße werden im Zuge dieser Maßnahmen ebenfalls optimiert“, kündigt er an.
Pop-Up-Bikelane: So geht es mit der Fahrradspur weiter
Nachvollziehen kann er die Stau-Vorwürfe allerdings nicht. Für den Moment zeigten die von der Behörde wöchentlich ausgewerteten Messungen eine Fahrzeitverlängerung von unter einer Minute – und das auch nur im Zeitfenster zwischen 14 und 19 Uhr. „Für eine Bewertung der Maßnahme ist es deutlich zu früh“, stellt er klar.
Ob der neue Radweg auf der Reeperbahn dann tatsächlich bleibt, das entscheidet sich im ersten Halbjahr 2023. Wie schon bei den Pop-Up-Bikelanes in der Hallerstraße, der Max-Brauer-Alle, Am Schlump und in der HafenCity wird zunächst ausgewertet, ob sich die Unfallzahlen tatsächlich verringert haben, die Spur viel genutzt wird und die Auswirkungen auf den Autoverkehr vertretbar sind. Bei den Vorgängern der Reeperbahn war das aus Behörden-Sicht jedenfalls der Fall, sie alle werden jetzt nach und nach in dauerhafte Radwege umgewandelt.