Mobilität in Hamburg geht zurück – Verkehrssenator verfehlt Radweg-Ziel
Die Hamburger sind mobilitätsmüde: Im Jahr 2021 nahm der Verkehr sowohl im Auto als auch auf dem Fahrrad ab. Derweil verfehlt die Verkehrsbehörde sein selbstgesetztes Ausbauziel bei den Radwegen.
Das erste vollständige Pandemiejahr zeigt Wirkung. Durch Homeoffice und Kontaktreduzierung bewegten sich die Hamburger 2021 weniger durch die Stadt als noch das Jahr zuvor. Dies teilte die Verkehrsbehörde bei der Präsentation von Verkehrsdaten am Freitag mit.
Demnach ging sowohl beim Autoverkehr als auch beim Radverkehr die Mobilität um acht Prozent zurück. Die Zahlen für den ÖPNV liegen noch nicht vor, aber auch hier soll der Trend rückläufig sein.
Die Hamburger sind mobilitätsmüde: Im Jahr 2021 nahm der Verkehr sowohl im Auto als auch auf dem Fahrrad ab. Derweil verfehlt die Verkehrsbehörde sein selbstgesetztes Ausbauziel bei den Radwegen.
Das erste vollständige Pandemiejahr zeigt Wirkung. Durch Homeoffice und Kontaktreduzierung bewegten sich die Hamburger 2021 weniger durch die Stadt als noch das Jahr zuvor. Dies teilte die Verkehrsbehörde bei der Präsentation von Verkehrsdaten am Freitag mit.
Demnach ging sowohl beim Autoverkehr als auch beim Radverkehr die Mobilität um acht Prozent zurück. Die Zahlen für den ÖPNV liegen noch nicht vor, aber auch hier soll der Trend rückläufig sein.
Langfristige Trends: Weniger Autoverkehr, mehr Radfahrer
Von größerer Bedeutung sind aber wohl ohnehin die langfristigen Trends – und da entwickeln sich der Auto- und Radverkehr auseinander. Laut Verkehrssenator Anjes Tjarks geht die Automobilität jährlich um rund 0,4 Prozent zurück – bei den Radlern nimmt die Mobilität um vier Prozent jährlich zu. Noch deutlicher sieht der Vergleich zwischen der Vor-Corona-Zeit (2019) und heute aus. Der Autoverkehr ging auf Hamburgs Stadtstraßen um 19 Prozent zurück, der Radverkehr nahm hingegen um 23 Prozent zu.
Verwunderlich: Offenbar kaufen die Hamburger zwar liebend gern neue Autos (die Zulassungen nehmen zu und sind nicht rückläufig), dafür lassen sie es aber öfter stehen. „Ich gehe davon aus, dass der Abwärtstrend stabil bleibt“, so Tjarks.
Radwegausbau in Hamburg bleibt hinter Ziel zurück
Eine Schlappe bei der Verkehrswende hingegen musste der Senator beim Radwegausbau hinnehmen. Eigentlich hat sich Tjarks das Ziel gesetzt, jährlich 60 bis 80 Kilometer Radwege neu zu bauen. Perspektivisch will er sogar an die 100 Kilometer ran – doch nachdem er 2020 62 Kilometer vermelden konnte, schrammt er 2021 mit 56 Kilometer am selbstgesteckten Ziel vorbei.
Von einem Misserfolg will der Senator allerdings nichts wissen. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“ Es sei das zweitbeste Ergebnis jemals. „Natürlich hätte ich gerne die 60 gehabt“, aber es gäbe gute Gründe für das Verfehlen der Zielmarke. Dabei hatte man zum Halbjahr 2021 noch über dem Niveau des Vorjahrs gelegen.
Mehr Qualität für Hamburgs Radwege hemmt Ausbau
Viele Planungen müssten laut Tjarks jedoch noch einmal überarbeitet werden, weil sich der Qualitätsanspruch für Radwege verändert habe. Zudem gäbe es durch die Einigung mit der Initiative „Radentscheid“ neue Regelungen für den Ausbau, die teilweise bremsend wirken würden. Bei dem Kompromiss zwischen Senat und Initiative wurde sich zum Beispiel darauf geeinigt, dass künftig keine Radwege in Mittellage (RiMs) mehr gebaut werden sollen. Pläne, die lange in der Schublade lagen, müssen deshalb überarbeitet werden.
Kritik an Tjarks: Noch kein Durchbruch erkennbar
So zufrieden wie der Senator mit den eigenen Zahlen ist, sind naturgemäß aber nicht alle. Der Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Hamburg (ADFC), Dirk Lau, moniert: „Den großen Wurf in Sachen Mobilitätswende können wir bislang noch nicht erkennen“ Ein Rückgang der Mobilität beim Fahrradverkehr sei nun einmal ein Rückgang. „Das Angebot an guten, sicheren Radwegen ist noch zu gering, um deutlich mehr Menschen aufs Rad zu bringen.“
In anderen Städten wie Paris oder Brüssel sei mehr Tempo seitens der Politik erkennbar. Er nimmt Verkehrssenator Tjarks aber auch indirekt in Schutz, wenn der Ausbau etwas langsamer geht, als angestrebt: „„Die Qualität auch neuer Radwege lässt oft noch zu wünschen übrig. Besser die Stadt baut gleich gute Wege, auch wenn die Planung etwas länger dauert.”
Vonseiten der CDU kommen am Freitag markige Worte. „Senator Tjarks hat heute zur Vorstellung der Mobilitätszahlen und des Radewegeausbaus 2021 eingeladen – nur mitgebracht hat er wenig bis nichts“, so Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Die Verkehrsbehörde habe das Minimalziel von 60 Kilometern neuer Radweg im Jahr verfehlt und betreibe obendrein eine „Anti-Autofahrer-Politik“. Hier müsse dringend umgesteuert werden.
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Und, was will Tjarks in diesem Jahr beim Radwegausbau erreichen? „Das Ziel ist 65 Kilometer, aber aus den bisherigen Planungen lässt sich so etwas nicht abschließend herauslesen.“ Die kommenden elf Monate werden es zeigen.