Fahrradstadt Hamburg? Als Klimaretter wird das Rad völlig überschätzt
Mehr strampeln, weniger stinken: Das Fahrrad soll die lang verschleppte Verkehrswende in Hamburg voranbringen, für mehr Lebensqualität sorgen und die Emissionen in der Hansestadt senken. Es liegt nahe, warum Hamburg zur Fahrradstadt werden will. Aber wie sehr hilft das Rad wirklich dabei, die städtischen Klimaziele zu erreichen? Laut einem Plan des Umweltbundesamtes fällt die Antwort darauf ziemlich ernüchternd aus. Und auch in Hamburg wächst die Kritik am starken Fahrrad-Fokus des Senats.
Eines ist Fakt: Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, stößt im Gegensatz zum Auto kein CO2 aus und verursacht auch keinen Lärm. Untersuchungen zeigen zudem, dass sich Menschen in autoarmen Vierteln viel lieber aufhalten – denn nicht nur die Luft ist dort besser, sie fühlen sich auch sicherer.
Hamburg auf dem Weg zu einer Fahrradstadt
Mehr strampeln, weniger stinken: Das Fahrrad soll die lang verschleppte Verkehrswende in Hamburg voranbringen, für mehr Lebensqualität sorgen und die Emissionen in der Hansestadt senken. Es liegt nahe, warum Hamburg zur Fahrradstadt werden will. Aber wie sehr hilft das Rad wirklich dabei, die städtischen Klimaziele zu erreichen? Laut einem Plan des Umweltbundesamtes fällt die Antwort darauf ziemlich ernüchternd aus. Und auch in Hamburg wächst die Kritik am starken Fahrrad-Fokus des Senats.
Eines ist Fakt: Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, stößt im Gegensatz zum Auto kein CO2 aus und verursacht auch keinen Lärm. Untersuchungen zeigen zudem, dass sich Menschen in autoarmen Vierteln viel lieber aufhalten – denn nicht nur die Luft ist dort besser, sie fühlen sich auch sicherer.
Hamburg auf dem Weg zu einer Fahrradstadt
Kein Wunder also, dass die Hamburger Verkehrsbehörde die Stadt nach und nach fahrradfreundlich umgestalten will. Plötzlich ist möglich, was jahrelang angeblich nicht ging: Fahrbahnen in Radwege umbauen. Vier sogenannte Pop-Up-Bikelanes wurden installiert und in Harburg entstand die erste „Protected Bikelane“ der Stadt, also ein per Betonbarriere vom Autoverkehr getrennter Radweg. Dazu kommen acht geplante Rad-Highways, die ins Umland führen.
Dem Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) reicht das noch lange nicht. Er schreibt dem Fahrrad eine zentrale Rolle zu, wenn die Mobilitätswende gelingen und Hamburg bis 2050 klimaneutral werden will.
So soll der Verkehr in Deutschland klimaneutraler werden
Ein Blick auf den Plan des Umweltbundesamtes von Mai 2022 lässt das auf den ersten Blick nicht vermuten. Dieser zeigt, wie die Verkehrsemissionen im Jahr 2030 um rund 41 Millionen Tonnen Treibhausgase gesenkt werden können. Zunächst hatte der „Spiegel“ berichtet. In nur einem der acht aufgestellten Punkte taucht das Fahrrad auf – und das auch nur als Beiwerk. Zusammen mit dem ÖPNV und dem Fußverkehr könnte dieser sogenannte Umweltverbund insgesamt zwei bis drei Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen. Ein Großteil entfällt allerdings auf Bus und Bahn.
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„Eine wirkliche Verkehrswende kann nur mit dem ÖPNV funktionieren, dieser Fokus ist in Hamburg aus den Augen geraten“, sagt ADAC-Sprecher Christian Hieff. „Das Fahrrad schafft etwa 3,4 Millionen Personenkilometer pro Tag. Die Öffis schaffen bis zu 25,9 Millionen.“ Das kommt daher, dass Arbeitswege, die länger als fünf Kilometer sind, oft nicht mehr per Rad abgestrampelt werden. Hier dominieren Bus und Bahn – oder eben das Auto.
Hamburg: ADFC sieht Radverkehr in der zentralen Rolle
Laut dem ADFC liege das aber daran, dass Hamburg seine Fahrrad-Infrastruktur lange vernachlässigt habe. „Der Straßenraum wird, wenn überhaupt, nur da zugunsten des Umweltverbundes umverteilt, wo es dem Autofahrenden nicht weh tut“, so Sprecher Dirk Lau.
Auch bei Strecken unter fünf Kilometern habe die Stadt lange geschlafen: „Hamburg hat es versäumt, die Bezirksroutennetze fürs Rad auszubauen“, fährt Lau fort. „Im Unterschied zu den stadtweiten Velorouten sind aber genau das die kürzeren Wege, welche viele Menschen in ihrem Alltag zurücklegen.“ Würde sich der Radverkehr bundesweit verdoppeln, so Lau, könnten von den insgesamt im Verkehr ausgestoßenen 164 Millionen Tonnen Treibhausgasen bis zu acht Millionen Tonnen gespart werden.
CDU warnt vor Überschätzung des Radverkehrs
Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher der Hamburger CDU-Fraktion, sieht das ganz anders. „Das Fahrrad spielt bei der Senkung von Emissionen eine bekanntermaßen untergeordnete Rolle“, sagt er. Die Hamburger Verkehrspolitik müsse sich endlich weniger ums Rad und dafür mehr um den ÖPNV drehen.
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Die Verkehrsbehörde warnt hingegen davor, diese beiden gegeneinander auszuspielen. „Sie müssen gemeinsam mit dem Fußverkehr verzahnt und umgesetzt werden“, so Sprecher Dennis Heinert zur MOPO. Außerdem könnten inzwischen „durch das immer beliebter werdende E-Bike auch Fahrten bis zu zehn Kilometer umweltfreundlicher und gesünder als mit dem Auto zurückgelegt werden.“
Verkehrsbehörde zählt ÖPNV-Bauprojekte in Hamburg auf
Den Vorwurf, die Behörde würde den ÖPNV vernachlässigen, weist er entschieden zurück. „Hamburg errichtet in den kommenden zwanzig Jahren 36 neue Bahnhöfe, verlängert bestehende Linien und baut die S4 und U5. Dafür werden Gelder in Milliardenhöhe alleine aus dem Hamburger Haushalt in die Hand genommen.“ Beim Fahrrad seien es rund 90 Millionen Euro im Jahr.

Es zeigt sich: Das Fahrrad ist beim Klimaschutz kein Allheilmittel und sollte nicht überschätzt werden – Bus und Bahn sind ihm weit überlegen. Die beiden Verkehrsmittel sollten aber keine Konkurrenten sein, sondern sich gegenseitig ergänzen. So kann das Rad zum Beispiel in schlechter angebundenen Stadtteilen als Zubringer zur nächsten Haltestelle dienen.