Hamburgs neue Radwege: Drei Erfolgsgeschichten und ein echtes Problemkind
Gut sieht es für Pop-up-Bikelane auf der Max-Brauer-Allee in Altona aus, die seit November 2020 befahrbar ist und im April verstetigt wird. Die wichtige und vielbefahrene Ost-West-Verbindung zwischen Stresemannstraße und Holstenstraße wird von Radlern besonders im Berufsverkehr eifrig genutzt. Auch hier vermeldet die Verkehrsbehörde einen Rückgang der erfassten Unfälle mit Radfahrern sowie keine Zunahme von Staus. Ein Problemkind befindet sich dagegen in der HafenCity.
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Im September 2020 griff Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) selbst zur Farbe, als er die erste offizielle Pop-up-Bikelane am Schlump in Eimsbüttel eröffnete, inzwischen sind vier Stück davon über die Stadt verteilt. Gut anderthalb Jahre später wird der temporäre Radweg am Schlump jetzt zur Dauerlösung. Wie die Verkehrsbehörde mitteilte, passiert das Gleiche auch an der Max-Brauer-Allee (Altona), die Umbauarbeiten beginnen dort Mitte April. Was ist mit dem Rest?
Dann war sie auf einmal da: In Eimsbüttel zwischen Gustav-Falke-Straße und Bogenstraße fahren Radfahrer seit mehr als einem Jahr in beide Richtungen auf ehemaligen Kfz-Spuren, getrennt vom Autoverkehr mit knalliger gelber Farbe. Eine Online-Umfrage der Verkehrsbehörde ergab jetzt, dass 88 Prozent der Teilnehmenden die Pop-up-Bikelane als gut oder sehr gut bewerten, 74 Prozent fühlen sich auf den 3,20 Meter breiten Radwegen sicher oder sehr sicher.
Hamburg: Pop-Up-Bikelane am Schlump soll permanent werden
Auch die Unfallstatistik bestätigt das Gefühl der Befragten: Im Untersuchungszeitraum 2020/2021 wurden zehn Unfälle gezählt, gegenüber 22 Unfällen im Vergleichszeitraum 2019/2020. Auch Fußgänger profitieren demnach: Fuhren zuvor 49 Prozent aller Radfahrer auf dem Gehweg und gefährdeten so Fußgänger, sind es inzwischen nur noch zwölf Prozent.
Das von Anwohnern prognostizierte Stau-Chaos blieb zudem aus. Deshalb beschloss die Verkehrsbehörde schließlich, in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), den breiten Radweg am Schlump im Herbst zur Dauerlösung zu machen.
Gut sieht es auch für die zweite Pop-up-Bikelane auf der Max-Brauer-Allee in Altona aus, die seit November 2020 befahrbar ist und im April verstetigt wird. Die wichtige und vielbefahrene Ost-West-Verbindung zwischen Stresemannstraße und Holstenstraße wird von Radlern besonders im Berufsverkehr eifrig genutzt. Auch hier vermeldet die Verkehrsbehörde einen Rückgang der erfassten Unfälle mit Radfahrern sowie keine Zunahme von Staus.
Los geht’s dann Mitte April, wenn die Kreuzung Max-Brauer-Allee/Holstenstraße aufgrund von Straßenbaumaßnahmen sowieso gesperrt wird. Dafür werden dann laut der Verkehrsbehörde weiße statt gelbe Markierungen aufgebracht und die Radstreifen teilweise baulich von der Fahrbahn abgetrennt. „Zudem werden Ladezonen eingerichtet und die alten Radwege zurückgebaut“, heißt es.
Pop-up-Bikelane in der Hallerstraße wird gut genutzt
Ein ähnliche positives Bild am XXL-Radweg in der Hallerstraße in Rotherbaum: Vor allem Fahrer von Hermes und UPS, die mithilfe von Pedelecs die Pakete ausliefern, profitieren seit Mai 2021 von der Pop-Up-Bikelane. „Zwischen Außenalster und Grindelberg sind schon heute täglich rund 3000 Radlerinnen und Radler unterwegs – egal ob Studierende, Anwohner, Lieferdienste, Ausflügler oder Alltagsradler”, sagte der Verkehrssenator. „Eine angemessene Radverkehrsinfrastruktur gab es auf der Hallerstraße trotz des hohen Radverkehrsanteils bislang jedoch nicht.“ Ob der Radweg auch hier zur Dauerlösung wird, entscheidet sich Ende Mai.
Die vierte im Bunde – und gleichzeitig das Problemkind – ist die Pop-Up-Bikelane in der HafenCity. Die Strecke verläuft seit März 2021 zwischen Sandtorkai und Brooktorkai und ist zwischen 2,80 Meter und 3,70 Meter breit. Grund für die Ortswahl? „Am Sandtorkai gab es bis zur Einrichtung der Pop-Up-Bikelane auf der Nordseite vor der Speicherstadt gar keinen Radweg“, sagt Dennis Krämer, Sprecher der Verkehsbehörde. „Wir trennen so auch den Rad- und Fußverkehr zwischen Baumwall und Mahatma-Gandhi-Brücke voneinander.“ Diese Strecke würde vor allem von Fußgängern oft genutzt, um Elphilharmonie und Dalmannkai zu erreichen.
Was ist die Zukunft der Pop-Up-Bikelane in der HafenCity?
Die Verkehrsbehörde betonte gegenüber der MOPO zwar, dass auch hier die neue Infrastruktur angenommen werde. Aber im Berufsverkehr sind dort im Gegensatz zu den anderen Orten noch vergleichsweise weniger Radfahrer unterwegs. Dabei war die Einrichtung der 600 Meter langen Pop-up-Bikelane die teuerste: 182.000 Euro betrugen die Kosten, im Gegensatz zu jeweils 60.000 Euro an der Max-Brauer-Allee und am Schlump sowie 179.000 Euro an der Hallerstraße.
Das Problem: Diese Route wird derzeit von weniger Berufspendlern genutzt als zum Beispiel in Altona. Vor allem der neu geplante Stadtteil Grasbrook in der HafenCity, wo ab den 2025er Jahren die ersten Bewohner einziehen sollen, könnte das aber ändern. Ob bis dahin aus der Pop-Up-Bikelane ein ständiger Radweg wurde, entscheidet sich in den kommenden Monaten.