Auto-Ersatz? Wie Lastenräder den Verkehr in Hamburg verändern werden
Oft werden sie abwertend als „SUVs der Radwege“ bezeichnet, dabei haben sie das Potenzial, den innerstädtischen Autoverkehr langfristig zu entlasten: Immer mehr Menschen besitzen ein Lastenrad, auch Unternehmen in Hamburg setzen bei der Warenauslieferung vermehrt darauf. Wie wird sich die Hansestadt dadurch verändern? Und wo sollen die ganzen Cargobikes überhaupt abgestellt werden? Antworten vom den Fahrradclub ADFC und der Verkehrsbehörde.
Oft werden sie abwertend als „SUVs der Radwege“ bezeichnet, dabei haben sie das Potenzial, den innerstädtischen Autoverkehr langfristig zu entlasten: Immer mehr Menschen besitzen ein Lastenrad, auch Unternehmen in Hamburg setzen bei der Warenauslieferung vermehrt darauf. Wie wird sich die Hansestadt dadurch verändern? Und wo sollen die ganzen Cargobikes überhaupt abgestellt werden?
Der Hamburger Ralph Wössner aus Winterhude ist bereits seit sechs Jahren mit dem Lastenrad unterwegs. „Aus meiner Sicht ist das ein super Ersatz für das Auto“, sagt der ADFC-Experte im Gespräch mit der MOPO. „Natürlich nicht für alles. Wenn man an die Ostsee fahren möchte, wird es schwierig, aber im alltäglichen Stadtleben funktioniert das super.“
Verkehrswende in Hamburg: Kann das Lastenrad helfen?
Es gebe fast nur Vorteile: „Du fährst am Stau vorbei, bist an der frischen Luft und es ist in der Unterhaltung deutlich günstiger als ein Auto“, zählt er auf. „Meine zwei Kinder kann ich so direkt bis vor die Kita fahren. Die beschweren sich sogar, wenn wir ausnahmsweise mal nicht das Lastenrad nehmen.“
Mit diesen Überlegungen ist Ralph Wössner nicht allein. Der im Dezember 2021 veröffentlichte Fahrrad-Monitor des Bundesverkehrsministeriums zeigt deutlich: Der Anteil derjenigen, die in Deutschland ein Lastenrad nutzen, stieg zwischen 2019 und 2021 von einem auf zwei Prozent. Hochgerechnet auf alle 14- bis 69-Jährigen sind das 1,2 Millionen Menschen. Dazu kommt: Auf die Frage „Könnten Sie sich generell vorstellen, ein Lastenrad anzuschaffen?“ antworteten 2017 nur sieben Prozent mit „Ja“, 2021 waren es zwölf Prozent. Das entspricht über sieben Millionen potenziellen Käufern.
Die Hamburger Lastenradförderung mit riesigem Zulauf
Die Anschaffung eines Lastenrads für Privatpersonen ist aber vor allem eines: teuer. Soll dann noch ein E-Antrieb dazu kommen, geht es hoch in die Tausender-Bereiche. 2019 und 2020 gab es für Hamburger:innen zweimal die Möglichkeit, einen Zuschuss von bis zu 33 Prozent zu erhalten. Initiiert von der Umweltbehörde wurden maximal 2000 Euro bei E-Lastenrädern, 500 Euro bei normalen Lastenrädern und 500 Euro für Lastenrad-Fahrradanhänger bezuschusst. Einzige Voraussetzung: Ein Erstwohnsitz in Hamburg.
Ein riesiger Erfolg – innerhalb kürzester Zeit sei die Fördersumme ausgeschöpft gewesen, heißt es aus der Behörde. Trotzdem sind erstmal keine weiteren Programme geplant. Die Grünen hatten allerdings im Bundestagswahlkampf 2021 angekündigt, eine Milliarde Euro zur Förderung von Lastenfahrrädern ausgeben zu wollen.
Wo kann man die Lastenräder in Hamburg abstellen?
Ist ein Cargobike erst einmal angeschafft, warten allerdings noch weitere Hindernisse: „Gerade die Abstellmöglichkeiten zu Hause sind oft rar“, sagt Wössner. „Man kann das Rad ja nicht jedes Mal in den Keller schleppen.“ In der Verkehrsbehörde ist das Problem bekannt. „Bei neu entwickelten Stadtteilen soll dies sehr früh mitgedacht werden“, sagt Sprecher Dennis Heinert zur MOPO. Als Beispiel nennt er Oberbillwerder. „Hier soll es einen privaten Abstellplatz für jede Bewohner:in, insgesamt 16.845 Fahrradstellplätze für 13.000 Wohneinheiten geben.“

In den Häusern im Stadtteil Grasbrook gegenüber der HafenCity sollen eigene Fahrradräume mit extra Flächen für Lastenräder und Fahrradbügel gebaut werden. Diese werden sich laut Heinert im sogenannten Warftgeschoss befinden. Dieses mit einer Höhe von acht bis neun Metern errichtete Geschoss soll die Wohneinheiten vor Hochwasser schützen.
Kann das Lastenrad in Hamburg ein Auto ersetzen?
In der Theorie können Lastenräder auch auf Kfz-Parkplätzen abgestellt werden, da sie in der Straßenverkehrsordnung als Fahrzeuge genannt werden. „Unseren Beobachtungen nach ist dies in Hamburg allerdings kein weit verbreitetes Phänomen“, sagt Heinert. Dort fehlten in der Regel die Bügel zum Abschließen.

Fazit: Natürlich ist das Lastenrad kein „Allheilmittel“, nicht jeder Transport lässt sich darauf verlegen. Vor allem im innerstädtischen Hamburg sind die Cargobikes aber oft eine gute Alternative. In den kommenden Jahren werden perspektivisch immer mehr Bügel und Stellplätze dafür errichtet. Zudem gibt es Sharing-Möglichkeiten für diejenigen, die sich kein eigenes kaufen wollen oder können: Der ADFC verleiht über „Klara Bike“ kostenlos Cargobikes und an den „StadtRad“-Stationen gibt es inzwischen 20 Stück davon. Das aktuelle Platz-Problem will die Stadt ebenfalls angehen und die Radwege so verbreitern, dass alle Radler bequem aneinander vorbeifahren können.