Aldi, Lidl und Co: Was taugen die Billig-Räder vom Discounter?
Pünktlich zum Frühlingsanfang und den wärmeren Temperaturen schleichen sie sich wieder in die Supermärkte, Discounter und Baumärkte: Billigräder, die in den meisten Fällen noch selbst zusammengebaut werden müssen. Lohnt es sich, hier genauer hinzusehen und so ein Schnäppchen zu machen? Die MOPO hat mit Experte Dirk Zedler vom Institut für Fahrradtechnik gesprochen – sein Urteil fällt vernichtend aus.
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Pünktlich zum Frühlingsanfang und den wärmeren Temperaturen schleichen sie sich wieder in die Supermärkte, Discounter und Baumärkte: Billigräder, die in den meisten Fällen noch selbst zusammengebaut werden müssen. Lohnt es sich, hier genauer hinzusehen und so ein Schnäppchen zu machen? Die MOPO hat mit Experte Dirk Zedler vom Institut für Fahrradtechnik gesprochen – sein Urteil fällt vernichtend aus.
Ein Trekkingbike für weit unter 500 Euro? Bei Tchibo, Lidl, Aldi und Co keine Seltenheit. Einige Fahrräder gibt’s hier sogar schon ab 220 Euro. Der niedrige Preis liegt vor allem an Vertrieb, Produktion und den meist billigen Komponenten der Räder. „Wer nur 300 Euro investiert, darf nicht erwarten, ein Fahrrad fürs Leben zu bekommen“, heißt es vom Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs.
Räder vom Discounter: Was taugen die billigen Fahrräder?
In der Vergangenheit testeten der NDR und der WDR immer mal wieder Billig-Räder. Das Ergebnis: Verrutschte Felgenbänder, Unwucht im Reifen und sogar Lenkerbrüche. „Ultrabillige Fahrräder sind nicht zwingend super unsicher“, erklärt Dirk Zedler, Sachverständiger für Fahrräder und E-Bikes vom Institut für Fahrradtechnik in Ludwigsburg (Baden-Württemberg). „Allerdings sind die Räder von so schlechter Qualität, dass sie sehr schnell ihre ursprüngliche Funktion verlieren.“
Das ruft Erinnerungen an das „Sladda Bike“ hoch, das Ikea 2016 auf den Markt brachte: Das „Sladda“ kam für einen sehr attraktiven Preis, vor allem der Riemenantrieb war für diese Preisklasse ungewöhnlich. Gerade dieser machte später dann aber auch Probleme – bis Ikea 2018 sämtliche „Sladdas“ sogar zurückrief.
„Der Antriebsriemen kann plötzlich reißen, was wiederum eventuelle Stürze zur Folge haben kann“, so der Möbelgigant damals. Zu dem Zeitpunkt lagen elf Berichte über solche Vorfälle vor, von denen zwei zu Verletzungen geführt hatten.
Ganz besonders gefährdet sind laut dem Ingenieur zuerst die Bremsen und die Schaltung. „Dann werden das Vorder- und Hinterrad schnell unrund und am Ende hat man keine Lust mehr aufs Fahren und stellt das Rad in die Ecke – bis es dann auf den Sperrmüll wandert. Eine riesige Öko-Sauerei.“
Fahrräder vom Discounter – oft ein Puzzlespiel
Dazu kommt: Wer sein Fahrrad beim Discounter kauft, muss es oft auch selbst zusammen bauen. „Die Kunden stehen dann davor und sollen selbst die Bremsen und Schaltung einstellen und alleine den Sattel sowie die Pedale montieren. Da kann es schnell sein, dass diejenigen damit überfordert sind“, ist sich Zedler sicher, dessen Institut sich seit 30 Jahren mit Fahrradqualität beschäftigt.
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Es kann aber auch Ausnahmen geben, einige der Räder in den WDR-Tests schlugen sich bei den Bremsen-Tests ganz ordentlich. Entscheidend ist die Frage, wofür das Rad genutzt wird. Zur Arbeit hin und wieder zurück nach Hause fahren geht natürlich auch mit solch einem Rad. „Wenn jemand ein super versierter Schrauber ist, der das Fahrrad die meiste Zeit schont, dann kann das funktionieren“, sagt Zedler.
Auch für E-Bikes gilt: Besser nicht billig kaufen!
Wenn das Rad, wie von ihm prognostiziert, nach kurzer Zeit kaputt geht, dann sei man auch alleine gelassen. „Fahrradhändler fassen sowas meistens aus gutem Grund nicht an“, sagt er. „Die Schrauben sind oft von so mieser Qualität, dass das Fahrrad bei der Reparatur vollständig kaputt gehen könnte – und das will keiner riskieren.“
Auch bei E-Bikes rät er dringend, die Finger von billigen Angeboten um die 600 Euro zu lassen. „Das Fahren ist meistens furchtbar, die Akkus sind grenzwertig. Hier gibt man für miese Qualität einfach noch mehr Geld aus als bei den herkömmlichen Fahrrädern.“
Sein Tipp: Um viele Jahre etwas vom Fahrrad zu haben, sollte man zwischen 600 und 1200 Euro dafür ausgeben. Gute Fachhandels-Elektroräder gehen bei 2000 Euro los. Da könne man auch Gepäck mitnehmen und bekomme eine ordentliche LED-Lampe gleich mit dazu. Alles darüber sei für einen Normalbürger-Gebrauch nicht nötig.